Der MSCI World gehört unter Anlegern zu den beliebtesten Aktienindizes. In diesem Indexfonds sind die nach dem Börsenwert größten Unternehmen der Welt enthalten, wodurch Anlegern eine breite Streuung ihres Kapitals ermöglicht wird. Dadurch ergaben sich über die letzten Jahre für Anleger im MSCI World ETF zwar stabile Renditen, doch immer häufiger kommt die Frage auf, zu welchen und vor allem auf wessen Kosten diese Renditen erzielt werden können.
Letztlich standen in der Vergangenheit bereits einige der im MSCI World gelisteten Unternehmen aufgrund ihrer Geschäftsgebaren in der Kritik. Somit stellt sich für Anleger in ETFs immer häufiger die Frage, ob die Investition in den Indexfonds MSCI World ethisch und moralisch vertretbar ist.
Technischer Fortschritt auf Kosten des Arbeitsschutzes
Insbesondere die in der Technikbranche angesiedelten Unternehmen standen in der Vergangenheit aufgrund von Ausbeutung in der Kritik. Besondere Bekanntheit erlangten die Arbeitsbedingungen beim chinesischen Zulieferer Foxconn, der unter anderem im Auftrag von Apple, iPhones herstellt. 2010 berichteten internationale Medien über die vorherrschenden Arbeitsbedingungen – im Wesentlichen wurden zu lange Schichtzeiten, massiv ausgeübter Druck auf Mitarbeiter, nicht eingehaltene Versprechen des Managements und schlechte Lebensbedingungen in den bereitgestellten Unterkünften bemängelt. Außerdem häuften sich in der Vergangenheit die Berichte über den Einsatz von Minderjährigen in der Produktion des Herstellers. Die Kombination dieser Faktoren führte ebenfalls dazu, dass sich mehrere Arbeitnehmer das Leben nahmen und sich teils sogar tagsüber in Verzweiflungsakten von den Firmengebäuden stürzten.
Die Presseberichte führten zwar dazu, dass Apple eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einforderte, doch wie viel sich die Bedingungen wirklich verbessert haben, bleibt unklar. Apple ist im Indexfonds MSCI World das Unternehmen mit dem größten individuellen Anteil.
Schlechte Arbeitsbedingungen wurden auch bei Amazon, dem umsatzstärksten Versandhändler der Welt, kritisiert. Insbesondere in der Hochsaison des Versandhandels, an Weihnachten und am Black Friday muss das Personal kurzzeitig massiv aufgestockt werden um sämtliche Sendungen termingerecht verschicken zu können. Dazu werden primär Leiharbeiter eingesetzt, die von kaum erreichbaren Picking-Zielen, also der Anzahl an Waren, die in einem spezifischen Zeitraum versandfertig gemacht werden müssen, berichten. Dazu kommt die permanente Überwachung dieser Performance-Indikatoren, dem Aufbau von Druck auf die Mitarbeiter, um diese Ziele zu erreichen sowie weitere Überwachung der Arbeit durch Kamerasysteme und Sicherheitskontrollen.
Soziale Netzwerke als Instrument der Massenmanipulation
Facebook als größtes soziales Netzwerk der Welt erhielt in den letzten Jahren mehr negative als positive Kritik, die von der politischen Manipulation bis zum Missbrauch von Nutzerdaten reichen. Cambridge Analytica, ein britisches Datenanalyse-Unternehmen hatte Millionen Datensätze von Facebook-Nutzern gesammelt, die zum Teil auch die eigene Timeline und persönliche Nachrichten enthielten. Diese Daten waren detailliert genug, um spezifische Profile der Benutzer erstellen zu können und diese dann für politisches Targeting, sprich die Zusendung von individuellem politischen Werbematerial, zu nutzen. Dadurch ergab sich für die Firma die Möglichkeit den politischen Wahlkampf massiv zu beeinflussen und die richtigen Personen zu einem gewünschten Wahlergebnis zu bringen.
Dies war jedoch nicht der einzige Fall, in dem Facebook nicht sorgsam genug mit Nutzerdaten umging. Facebook schloss sich mit anderen Unternehmen zusammen, um gemeinsam Nutzerdaten auszutauschen. Zum Teil wurde hier sogar der Zugriff auf persönliche Nachrichten der Benutzer ermöglicht.
Umweltschutz vs. billige Nahrungsmittelproduktion
Mit dem Umweltschutz nehmen es ebenfalls nicht alle Unternehmen des MSCI World so ernst, wie sie es sollten. Besonderer Kritik unterliegt dabei immer wieder Nestle beziehungsweise eines der verbundenen Unternehmen. Als weltgrößter Nahrungsmittelkonzern unterliegt Nestle einer hohen sozialen Verantwortung, die das Unternehmen nicht immer übernehmen konnte. Häufig kritisiert wird die Privatisierung von Wasserquellen – insbesondere in ärmeren Ländern bzw. solchen, die unter Wassermangel leiden. Hier pumpt Nestle Wasser ab, füllt dieses in Flaschen ab und verkauft diese dann auch in der Förderregion, jedoch zu einem deutlich höheren Preis.
Dem Unternehmen wurde ebenfalls die Ausbeutung von Arbeitern, insbesondere Kindern vorgeworfen, die zum Anbau und der Ernte von Kakaobohnen in Afrika gezwungen werden. Zum Teil erfolgt diese Arbeit ohne Zahlung eines Lohns oder unter Ausübung physischer Gewalt. Die Vorwürfe belaufen sich hierbei primär auf eine mangelnde Überwachung der jeweiligen Lieferanten sowie die fehlende Kontrolle der vorherrschenden Arbeitsbedingungen.
Weitere Vorwürfe betreffen den Umweltschutz, für den Nestle laut Kritikern keine ausreichenden Maßnahmen ergreife. Besonders hervorgehoben wird dabei die Verwendung von Palmöl im Schokoriegel KitKat, dessen Herstellung die Rodung des Regenwaldes förderte.
Ölförderung ohne Rücksicht auf die Umwelt
Die wohl bekannteste Umweltkatastrophe der Welt ist wohl dem Mineralölkonzern BP zuzuschreiben. 2010 gelangten durch eine Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon mindestens 500.000 Tonnen Rohöl in den Golf von Mexiko mit katastrophalen Folgen für die Umwelt. Der entstandene Ölteppich breitete sich auf die gesamte Ostküste der USA aus und schadete damit nachhaltig dem dortigen Ökosystem. Tausende Vögel verendeten aufgrund der ölverklebten Flügel oder Einnahme des Rohöls. Fische und Delfine starben aufgrund der Einnahme des Öls ebenfalls in signifikanten Mengen. Ferner reduzierte der Ölteppich die Entwicklung und das Wachstum von Korallenriffen unter anderem aufgrund der Abtötung überlebenswichtiger Mikroorganismen.
Erzielung von Gewinnen aus Kriegen
Im MSCI World sind weiterhin Unternehmen vertreten, die zumindest einen Teil ihres Umsatzes mit der Herstellung von Rüstungen oder Waffen generieren. Dazu gehören Lockheed Martin, Boeing oder General Dynamics. Durch die Involvierung dieser Unternehmen in globale Kriege finanzieren Anleger des Indexfonds das Leid und den Tod einzelner Menschen in den Kriegsregionen mit. Abseits der generellen Bereitstellung von Waffen oder Rüstungsmitteln gab es in der Vergangenheit auch Kritik an den Geschäftspraktiken einzelner Unternehmen etwa durch intensive Lobbyarbeit oder gar Bestechung von Regierungsmitgliedern durch Lockheed Martin, die zu einer Bestellung von Kampfflugzeugen geführt haben soll.
General Dynamics stand einerseits aufgrund von Bestechungen in der Kritik, andererseits jedoch auch aufgrund mangelnden Umweltschutzes, insbesondere wegen der inkorrekten Entsorgung von Giftstoffen in Fabriken, welche ins Trinkwasser gelangten, statt diese auf die korrekte, umweltgerechte und branchenübliche Weise zu entsorgen.
MSCI World – rentabel, doch auf wessen Kosten?
Der MSCI World ETF ist somit für Anleger geeignet, die ihr Kapital über eine große Bandbreite unterschiedlicher Unternehmen streuen wollen, hat jedoch den großen Nachteil, dass auch Unternehmen enthalten sind, die es mit ihrer ethischen, sozialen und moralischen Verantwortung nicht immer ernst nehmen. Somit sollten sich Anleger überlegen, ob ihr Kapital in diesen Indexfonds fließen soll oder ob sie sich lieber einen ETF suchen, der gewisse Unternehmen des MSCI World ausschließt und einen höheren Fokus auf Nachhaltigkeit legt.
Mittlerweile haben einige Anbieter bereits ETFs entwickelt, etwa den BNP Paribas Easy MSCI World ex Controversial Weapons UCITS ETF (ISIN: LU1291108642), bei dem keine Rüstungs- und Waffenhersteller enthalten sind.
Der UBS MSCI World Socially Responsible Ucits ETF USD A-dis (ISIN: LU0629459743) schließt kontroverse Branchen aus und bietet mit mehr als 400 Aktien eine breite Streuung.
Für Anleger, die neben den Industrieländern auch in Schwellenländer investieren möchten, ist der iShares Dow Jones Global Sustainable Screend Ucits ETF (ISIN: IE00B57X3V84) eine Option. Der zugrunde liegende Index dieses ETF ist der Weltaktienindex von Dow Jones, der knapp 600 Aktien enthält.
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