Oftmals ist die Wahl zwischen ETFs und Einzelaktien eine Glaubensfrage. In der Fachliteratur sowie zahllosen Blogs gibt es vielfältige Ratschläge, welche Anlagestrategie für welchen Typ Anleger besser ist. Die dritte Möglichkeit besteht jedoch darin, sowohl ETFs als auch Aktien miteinander zu verbinden. Mit der richtigen Herangehensweise steckt hierin durchaus Potenzial.
Eine effektive Kombination erfordert die richtige Anlagestrategie
Ob ETFs oder Aktien für einen selbst besser geeignet sind, hängt nicht nur davon ab, welche Anlageziele man selbst verfolgt, sondern auch wie diese Ziele erreicht werden sollen. Jenseits einer dogmatischen Betrachtungsweise, die lediglich ein striktes entweder oder zulässt, ist eine Kombination von ETFs und Aktien im gleichen Portfolio möglich, solange man genau für sich ausformuliert, was mit dieser Kombination erreicht werden soll.
Beide Anlageklassen eignen sich für eine langfristige Investition in den Aktienmarkt im Rahmen einer Buy-and-Hold-Strategie. Insofern eignen sich auch beide für die langfristige Vermögensbildung. Jedoch bieten Aktien und ETFs jeweils unterschiedliche Möglichkeiten, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Um herauszufinden, wie man die beiden am besten miteinander kombinieren kann, lohnt sich zuerst ein Blick auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile im Vergleich zueinander.
Aktien vs. ETFs
Theoretisch ist es mit Aktien möglich, ein besseres Ergebnis als der Markt zu erzielen. Dies ist allerdings statistisch gesehen eher unwahrscheinlich. Im Gegenzug erzielt man mit breit gestreuten ETFs immer ein vergleichbares Ergebnis wie der Markt. Gleichfalls ist es jedoch nicht möglich, diesen jemals zu übertreffen.
Die meisten ETFs sind aufgrund ihrer zugrundeliegenden Indizes breit aufgestellt. Dies trifft vor allem auf die großen ETFs zu, welche komplette Branchen, Länder oder eine Auswahl großer Unternehmen abbilden. Gleichfalls existieren kleinere, spezialisierte ETFs, die nur bestimmte Tielbereiche und Nischen abdecken. Einzelaktien fokusieren sich zwar von Natur aus auf nur ein Unternehmen. Durch eine breite Auswahl verschiedener Aktien kann jedoch, ähnlich einem ETF, eine größere Diversifikation erreicht werden. Diese Vorgehensweise bietet gegenüber ETFs den Vorteil, dass man sich selbst die Sahnestücke herauspicken kann und nicht in alle Aktien eines Index investieren muss. Gleichzeitig ist der Aufwand hierbei höher, sowie das Risiko mit der eigenen Auswahl daneben zu liegen.
Für die Zusammenstellung eines renditeträchtigen Aktienportfolios ist es meist notwendig, sich eingehender mit den verschiedenen Unternehmen zu beschäftigen. Dies trifft vor allem dann zu, wenn man statt langfristig stark performenden Qualitätsaktien vermehrt auf underperformende Aktien mit starkem Wachstumspotenzial setzen möchte. Bei einem ETF ist diese Einstiegshürde hingegen niedriger, da man in den kompletten Markt bzw. Sektor oder eine ganze Region investiert. Hierfür ist es nicht zwangsläufig notwendig, sich mit jeder einzelnen enthaltenen Aktie auszukennen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ETFs stets die durchschnittliche Marktrendite ermöglichen, ohne dass man sich hierfür bei den einzelnen enthaltenen Aktien über Gebühr auskennen müsste. Dabei ist die Diversifikation meist hoch.
Aktien bieten hingegen die Möglichkeit eine höhere Rendite als der Markt zu erwirtschaften, bei gleichzeitig höherem Risiko, underzuperformen. Dafür ist jedoch eine deutlich genauere Kenntnis des Marktes und der einzelnen Aktien notwendig und für eine breite Streuung muss selbst gesorgt werden.
Anhand dieser Vor- und Nachteile lässt sich eine Anlagestrategie entwickeln, welche Aktien und ETFs gemäß ihrer Vorzüge und Schwächen miteinander kombiniert.
ETFs als Kern: Die Core-Satellite-Strategie
Eine Möglichkeit, ETFs als Basis des eigenen Portfolios mit einer Auswahl von Einzelaktien zwecks Renditeoptimierung zu kombinieren, ist die Core-Satellite-Strategie. Bei dieser Anlagestrategie setzen Anleger zum einen auf ein stabiles Kerninvestment. Es bildet den Schwerpunkt der eigenen Anlagetätigkeit und ist der Grundpfeiler für das Erreichen des jeweiligen Anlageziels. Darum herum wird anschließend eine beliebig große Anzahl an Einzelinvestitionen getätigt.
Der Kern
Bei einer Kombination von ETFs und Aktien, bei welcher der Schwerpunkt auf der Abbildung der Märkte liegt, sollten ETFs den Kern des Portfolios bilden. Art und Anzahl können je nach Ziel frei gewählt werden. Wer eine möglichst breite Diversifikation bevorzugt, trifft mit einem ETF, welcher einen der großen Indizes wie den MSCI World oder den FTSE All-World abbildet eine gute Wahl. Auf Wunsch können zu diesem Kern weitere ETFs hinzugefügt werden. Hierfür eignen sich beispielsweise Indexfonds mit einem Schwerpunkt auf die Emerging Markets oder bestimmte interessante Branchen und Länder. Auch Dividenden-ETFs können eine interessante Ergänzung sein. Sie alle bilden zusammengenommen den Kern. Zum Zwecke der langfristigen Vermögensbildung und Altersvorsorge empfiehlt es sich, in die Fonds im Kern mittels eines ETF-Sparplans zu investieren.
Die Satelliten
Um den Kern wird anschließend eine Peripherie zusätzlicher Anlagen angeordnet. Es muss sich dabei nicht zwangsläufig um Einzelaktien handeln. Auch andere Anlageklassen wie beispielsweise Immobilien, Rohstoffe, Anleihen oder riskantere Nischen-ETFs eignen sich hierfür. Der Zweck dieser Satelliten besteht in erster Linie darin, die Rendite des Gesamtportfolios zu erhöhen. Dies kann auf verschiedene Art erreicht werden.
Zum einen können Anleger auf besonders performancestarke Aktien setzen. Solche Positionen sind zwar zumeist bereits in den großen Indizes enthalten und befinden sich daher vermutlich auch im Kern des eigenen Portfolios. Eine zusätzliche Investition in besonders starke Einzelaktien kann jedoch eine spezifische Schwerpunktbildung ermöglichen, falls man der Überzeugung ist, dass sich bestimmte Aktien besser entwickeln als ihr Index. Auf diese Weise verbindet man das Herauspicken von Sahnestücken mit der breiten Basis eines ETFs.
Alternativ kann in potenziell unterbewertete Aktien investiert werden, in der Hoffnung, dass diese in Zukunft stark steigen. Das Risiko einer solchen Strategie wird durch die sichere Performance des Kerns abgefedert.
Abhängig von der Art der im Kern enthaltenen ETFs können die Satelliten auch verwendet werden, um eine höhere Diversifikation zu erreichen und das Klumpenrisiko zu minimieren. Dies kann über eine Investition in bestimmte Anlageklassen, spezifische Branchen oder ausgewählte geographische Regionen geschehen. Die Core-Satellite-Anlagestrategie bietet hierbei einen besonderen Vorteil. Sie eliminiert nämlich eine grundsätzliche Gefahr, welche immer dann besteht, wenn Privatanleger eine, einem Indexfonds ähnliche, Diversifikation nur mittels Einzelaktien erreichen wollen. Anleger wählen beim Versuch einer solchen manuellen Diversifikation meistens keine Aktien, von denen sie nicht überzeugt sind bzw. welche sie nicht kennen. Das birgt die Gefahr, sich zu sehr auf Aktien eines bestimmten Typs zu konzentrieren und vielversprechende Wertpapiere mangels Kenntnis zu ignorieren.
Die richtige Mischung
Im Gegensatz zum passiven Kern bilden die Satelliten jenen Teil des Portfolios, welcher aktiv gemanaget wird. Ihre Aufgabe ist es, die Rendite des Kerns zu steigern, wobei der Kern wiederum das Verlustrisiko der Satelliten abfängt. Die Investition in sie erfolgt üblicherweise mittels Einmalanlagen. In welchem Anlageverhältnis die beiden zueinander stehen, hängt maßgeblich von der Risikofreude des Anlegers und den Zielen der Anlagestrategie ab.
Konservativere Anleger sollten den Kern stärker gewichten. Hier empfiehlt sich z. B. eine Gewichtung von 80/20 oder 70/30. Falls eher eine starke Performance gewünscht wird, kann das Verhältnis auch weiter in Richtung der Satelliteninvestitionen verschoben werden. Eine feste Vorgabe hierfür gibt es jedoch nicht.
Aktien als Kern: Diversifikation durch ETFs
Die Core-Satellite-Anlagestrategie ist zumeist auf einen Kern aus ETFs angelegt, welcher durch Aktien und andere Anlageklassen ergänzt wird. Es ist jedoch auch möglich, Aktien zum Kern der eigenen Anlagestrategie zu machen und diese mit ETFs zu ergänzen.
Aufgrund des Übergewichts von Aktien können ETFs mögliche Verluste bei dieser Strategie nur in geringem Maße abfedern. Dafür können sie jedoch eine andere Funktionen erfüllen. Sie ermöglichen eine breitere Diversifikation. Dabei erlauben sie es Anlegern, in Märkte und Branchen zu investieren, in denen sie sich nicht sonderlich gut auskennen. Wer z. B. vornehmlich in europäische und amerikanische Aktien investiert, jedoch zusätzlich auch in die Emerging Markets einsteigen möchte, kann dort auf einen entsprechenden ETF zurückgreifen. Auf diese Weise wird das Risiko minimiert, in einem Markt, auf welchem man sich weniger gut auskennt, auf die falschen Aktien zu setzen. Ergänzende ETFs können daher den Aufwand einer breiteren Diversifikation erheblich reduzieren.
Aktien und ETFs: Eine Kombination für jeden Anlegertypus?
Zahlreiche Anlageexperten sowie viele Anleger zugleich verwehren sich gegen eine Mischung aus Aktien und ETFs. Die Gründe hierfür sind teils dogmatischer und prinzipieller Natur. Diese Kombination birgt jedoch durchaus eine Schwäche. Wer auf beide Anlageklassen setzt, verbindet zwar die Vorteile einer passiven Abbildung des Marktes mit einer aktiven Jagd nach höherer Rendite. Jedoch findet gleichzeitig eine teilweise Verwässerung der jeweiligen Anlagestrategie statt.
Wer hauptsächlich den Markt abbilden will, geht mit einer größeren Peripherie aus Aktien das Risiko ein, schlechter abzuschneiden, als bei einer ausschließlichen Konzentration auf ETFs. Anleger, die hingegen der Ansicht sind, den Markt mit der richtigen Auswahl an Aktien zu übertreffen, bleiben womöglich durch die hinzunahme eines ETFs hinter ihren Erwartungen zurück.
Wie so oft, kann diese kombinierte Strategie entweder als Zeichen der Unsicherheit oder als Möglichkeit, Vor- und Nachteile der beiden Anlagestrategien zu kombinieren, angesehen werden. Sie bietet Anlegern zweifelsohne eine Menge Potenzial. Hierfür ist es jedoch notwendig, dass man sich vorher genau überlegt, welche Anlageziele man hat, wie diese erreicht werden sollen und welche Kompromisse man bereit ist, dafür einzugehen.
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