Nachhaltige Investments liegen aktuell voll im Trend. Immer mehr Anleger achten bei ihren Investmententscheidungen auch auf den Aspekt Nachhaltigkeit. Seit geraumer Zeit reagieren ETF-Anbieter darauf und fügen ihrem Sortiment eine wachsende Zahl nachhaltiger ETFs hinzu. Doch wie nachhaltig sind diese Anlagemöglichkeiten wirklich?
Nachhaltige ETFs gewinnen an Bedeutung
Mittlerweile beläuft sich der Anteil nachhaltiger Indexfonds am europäischen ETF-Markt auf rund 30 Prozent. Allein 2019 flossen demnach rund 120 Milliarden Euro in Fonds, welche nach nachhaltigen Kriterien zusammengestellt werden. Auch 2020 verzeichneten diese Anlageprodukte abermals erhebliche Zuflüsse. Es ist offensichtlich, dass eine wachsende Zahl an Anlegern nicht bloß auf die mögliche Rendite blickt, sondern auch auf den Aspekt der Nachhaltigkeit achtet.
Dies ist auch den ETF-Anbietern nicht verborgen geblieben. Dementsprechend ist die Zahl der ESG-Fonds in Europa zuletzt laut einer Schätzung von Morningstar auf mehr als 2.400 angewachsen. Unter den neu aufgelegten ETFs befinden sich auch 2020 wieder zahlreiche Fonds, die sich speziell dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Allerdings sind nicht alle nachhaltigen ETFs ursprünglich auch als solche ins Leben gerufen worden. Zum Teil werden auch schlicht konventionelle Indexfonds umetikettiert, um sie als nachhaltige Produkte vermarkten zu können. Dies wirft natürlich die Frage auf, wie nachhaltig ETFs tatsächlich sind.
Was ist ESG?
Wenn von nachhaltigen Fonds die Rede ist, bezieht sich dies zumeist auf Produkte, welche den sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) entsprechen. Bei einem solchen ESG-ETF werden alle Unternehmen vor der Aufnahme auf die drei Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung hin gescreent. Jeder dieser drei Aspekte beinhaltet dabei jeweils eine Reihe verschiedener Kriterien.
Unter dem Gesamtbegriff Umwelt fallen beispielsweise Investitionen in erneuerbare Energien, umweltverträgliche Produktion oder geringe Emissionen. Der Sozial-Aspekt bezieht sich u. a. auf die Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte wie dem Verbot von Kinderarbeit sowie Gesundheitsschutz. Unter dem Oberbegriff Unternehmensführung finden sich zu guter Letzt Kriterien wie Anti-Korruptionsmaßnahmen oder der Umgang mit Whistleblowern.
Unterschiedliche Bewertungsansätze
In einem ESG-Fonds sollten daher grundsätzlich nur Unternehmen berücksichtigt werden, welche die obigen Kriterien erfüllen. Allerdings gibt es durchaus unterschiedliche Methoden, wie eine entsprechende Auswahl vorgenommen wird. Man unterscheidet dabei zwischen dem Best-in-Class-Prinzip sowie dem Best-in-Progress-Prinzip.
Beim Best-in-Class-Prinzip werden nur solche Unternehmen aufgenommen, welche in ihrer jeweiligen Branche am besten den unterschiedlichen ESG-Kriterien entsprechen. Im Gegensatz dazu werden beim Best-in-Progress-Prinzip eben jene Unternehmen berücksichtigt, welche in ihrer Branche die größten Fortschritte vorzuweisen haben. Welcher Ansatz dabei verwendet wird, kann von Index zu Index variieren.
Sowohl das Best-in-Class-Prinzip als auch das Best-in-Progress-Prinzip verfolgen beide einen Positivansatz, da jeweils immer die besten Unternehmen ausgewählt werden. Daneben gibt es jedoch noch den umgekehrten Negativansatz. Dabei werden bestimmte Branchen von vornherein ausgeschlossen. Ein solches negatives Screening wird beispielsweise von der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) vorgenommen. Dabei handelt es sich um einen globalen Zusammenschluss lokaler und regionaler Initiativen, welche sich jeweils der Förderung nachhaltiger Anlagen verschrieben haben.
Häufig ausgeschlossene Kategorien sind dabei die Alkohol-, Glücksspiel-, Tabak- und Waffenindustrie. Je nach Index und Fondsanbieter können jedoch auch klimaschädliche Industrien, Kernkraft oder Unternehmen, welche für Menschenrechtsverstöße bekannt sind, ausgeschlossen werden.
Bewertungsstandards können variieren
Sowohl beim Positivansatz wie auch beim Negativansatz kann es je nach Anbieter jedoch zu teils erheblichen Unterschieden kommen. Wer sich für ETFs entscheiden möchte, die bestimmte Branchen ausschließen, sollte sich vorher genau darüber informieren, welche Industrien dabei jeweils genau ausgeschlossen werden. Je nach Anbieter und ETF sind hier vielfältige Kombinationen möglich. Relevante Informationen dazu findet man üblicherweise auf der Seite des Anbieters bzw. bei der Beschreibung des Vergleichsindex.
Deutlich schwieriger wird es hingegen, wenn ein Positivansatz verfolgt wird, wie es bei den zahlreichen ESG-ETFs der Fall ist. Hierbei kommt es nämlich stets auf die Qualität der zugrunde liegenden Daten an. Wie präzise diese Informationen sind, hängt u. a. davon ab, wie diese zustande gekommen sind.
Es existieren aktuell rund 70 Unternehmen weltweit, welche ESG-Daten zusammentragen. Zum Teil spezialisieren sich diese Firmen dabei auf bestimmte Aspekte wie beispielsweise die Berechnung des Kohlenstoffdioxidausstoßes von Unternehmen. Bei vielen anderen Kriterien sind Anbieter jedoch zum Teil auf Selbstauskünfte der jeweiligen Unternehmen angewiesen. Diese können aus offensichtlichen Gründen weniger Präzise und evtl. geschönt sein.
Hinzu kommt, dass die ESG-Ratings, welche letztlich über die Aufnahme eines Unternehmens in einen Index/ETF entscheiden, je nach Anbieter unterschiedlich gewichtet werden können. Dies hat jedoch zur Folge, dass es bei verschiedenen ESG-ETFs teils zu erheblichen Unterschieden in der Zusammensetzung kommen kann, obwohl eigentlich die gleichen Sektoren abgebildet werden. Oftmals sind diese Rankings weitaus subjektiver, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.
Ein genauerer Blick lohnt sich
Wer daher besonderen Wert auf wirklich nachhaltige Anlageprodukte legt, kommt nicht umhin, sich eingehender mit dem jeweiligen Auswahl- und Bewertungsprozess der verschiedenen Anbieter zu befassen. Oftmals kann bereits ein genauerer Blick auf die jeweilige Zusammensetzung eines ETFs verraten, ob es sich hierbei wirklich um einen geeigneten nachhaltigen Indexfonds handelt. Nicht selten verbergen sich auch hinter zahlreichen ETFs mit dem ESG-Siegel Ölmultis, Kohleunternehmen oder Konzerne mit fragwürdigen Arbeitsstandards.
Angesichts der großen Zahl potenzieller nachhaltiger ETFS kann es für Privatanleger recht zeitraubend sein, sich mit der notwendigen Sorgfalt durch jedes einzelne Produkt zu arbeiten. Im Internet gibt es jedoch auch eine Reihe von Möglichkeiten, um die Suche nach passenden ETFs zu erleichtern. Ein guter Anlaufpunkt hierfür sind beispielsweise Verbraucherschutzorganisationen. Die bekannteste ist hierbei Stiftung Warentest.
Gleichzeitig muss jeder Anleger jedoch auch für sich selbst die Frage beantworten, wie streng die Nachhaltigkeitskriterien an die jeweiligen Unternehmen angelegt werden sollen. Das sich Öl- und Kohlekonzerne schlecht mit einem nachhaltigen Investment vereinbaren lassen, liegt auf der Hand. Doch wie sieht es mit Automobilkonzernen und Fluggesellschaften aus? Auch Bergbaukonzerne operieren oftmals mit hohen Kosten für die Umwelt. Je rigoroser man die eigenen Kriterien umfasst, desto schwieriger wird es, wirklich den richtigen ETF für sich zu finden.
Als Alternative bieten sich natürlich auch ETFs an, welche sich speziell auf nachhaltige Sektoren wie z. B. erneuerbare Energien konzentrieren. Wer sich jedoch ausschließlich auf solche Indexfonds konzentriert, muss letztlich Abstriche bei der Diversifizierung des eigenen Portfolios machen.
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