Momentum-ETFs setzen ganz und gar auf Kurstrends, um für Ihre Anleger das Maximum herauszuholen. In der Vergangenheit haben sich diese Wertpapiere als renditestark erwiesen. Doch wie kommt die Momentum-Strategie mit der derzeitigen Krise zurecht?
Dem Trend folgend
Das Grundprinzip hinter einer Momentum-Strategie ist die Investition in Aktien, welche in der Vergangenheit einen guten Lauf hatten. Hierbei konzentrieren sich Anleger auf Wertpapiere, die sich momentan im Aufwärtstrend befinden, in der Hoffnung, dass diese auch weiterhin in ihren Kursen steigen. Einer der Grundgedanken dahinter ist die Annahme, dass positive Entwicklungen an den Aktienmärkten meist nicht schlagartig, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg eingepreist werden. Dadurch, dass eine steigende Zahl an Anlegern auf den Zug aufspringen, erhalten diese Papiere zudem stetig neuen Schwung. Hierdurch nutzt die Momentum-Strategie psychologisch bedingte, menschliche Verhaltensweisen zu ihrem Vorteil.
Theoretisch können Anleger solche Momentum-Aktien leichter ausfindig machen, als Value- oder Growth-Papiere. Für Ihre Identifikation ist es nicht notwendig, die zugrunde liegenden Daten des Unternehmens oder dessen Marktsituation zu kennen. Entscheidend ist, wie gut eine Aktie in den letzten Monaten performt hat.
Breit gestreut in den Aufschwung investieren mit Momentum-ETFs
Ähnlich wie bei anderen Faktoren existieren auch für das Momentum eine Reihe von ETFs, welche es Anlegern erlauben, breit gestreut in Aktien zu investieren, die in den vergangenen Monaten eine Aufwärtstendenz gezeigt haben. Für gewöhnlich wird hierfür ein Betrachtungszeitraum von 6 bzw. 12 Monaten gewählt. Zusätzlich betrachten die Indexherausgeber noch die jeweilige Volatilität der einzelnen Aktien. Auf dieser Basis wird ein Momentum-Score erstellt. Dieser bestimmt, welche Aktien jeweils in den Index aufgenommen werden und wie lange diese dort verweilen.
Das beliebteste Beispiel für einen solchen Momentum-ETF ist der iShares Edge MSCI World Momentum Factor ETF (ISIN: IE00BP3QZ825). Mit einem Fondsvolumen von 1,34 Milliarden US-Dollar ist er der derzeit größte handelbare Momentum-ETF. Er bildet den MSCI World Momentum Index ab, welcher jene 25 % der Aktien des MSCI World enthält, die zurzeit das stärkste Momentum aufweisen. Deutsche Anleger können in acht unterschiedliche solcher Momentum-ETFs anlegen. Fünf davon bilden dabei jeweils einen MSCI Momentum Index ab.
Starke Rendite während Bullen-Märkten
Dass das Konzept hinter einer Momentum-Strategie durchaus erfolgreich sein kann, beweisen die Kursverläufe der vergangenen Jahrzehnte. Betrachtet man den MSCI World und die theoretische Entwicklung des MSCI World Momentum seit 1994 bis heute, zeigt Letzterer über den Gesamtzeitraum hinweg eine deutlich bessere Performance. Während der MSCI World über diesen Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Performance von 7,35 Prozent aufweist, performte der MSCI World Momentum jährlich mit durchschnittlich 10,89 Prozent.
Es zeigt sich, dass der Momentum Index grundsätzlich besser abschneidet als sein großer Bruder. Dadurch, dass er bei seiner Zusammensetzung statt der Marktkapitalisierung den Momentum-Score heranzieht, profitiert der Index permanent von seiner großen Zahl an langfristig steigenden Aktien. Stark wachsende Branchen wie der IT-Sektor sind im Momentum-Index stärker vertreten als im normalen MSCI World. Dadurch gelingt es dem Index, bei lang anhaltenden Trends besser zu performen. Ergänzt wird diese Entwicklung durch ein stetig wechselndes Sortiment an aufsteigenden Unternehmen. Diese Mischung aus der Übergewichtung langfristiger Trends zusammen mit dem permanenten Rosinenpicken der zurzeit gefragtesten Unternehmensaktien macht Momentum-ETFs renditetechnisch hochinteressant.
Risiko Volatilität
Gleichzeitig beherbergen Momentum-ETFs jedoch auch ein erhöhtes Risiko. Aktien mit einem hohen Momentum-Score zeichnen sich durch eine höhere Volatilität aus. Was während eines Bullenmarktes von Vorteil ist, kann während eines Bärenmarktes hingegen zu höheren Kursverlusten führen. Ein Blick auf vergangene Kurseinbrüche zeigt, dass dies beim MSCI World Momentum Index bisher tatsächlich der Fall gewesen ist. So brach der Index beispielsweise im Zuge der Finanzkrise deutlich stärker ein als der MSCI World. Auch beim diesjährigen Crash war der Absturz bei den Momentum-ETFs ausgeprägter als bei ihren klassischen Gegenstücken.
Langfristig gesehen stellt dies jedoch kein allzu großes Problem dar. Über die folgenden Jahre performen die jeweiligen Momentum-ETFs wieder durchgehend besser, wodurch die zwischenzeitlichen Verluste mehr als wieder ausgeglichen werden.
Startschwierigkeiten nach dem Corona-Crash
Vergleicht man die Entwicklung der beiden Indizes nach dem neuerlichen Crash, stellt man fest, dass es dem MSCI World signifikant besser gelungen ist, sich von dem Absturz zu erholen. Während der iShares Core MSCI World ETF in den letzten drei Monaten ein Kursplus von rund 14,7 Prozent verzeichnen konnte, waren es beim iShares Edge World Momentum Factor ETF lediglich 9,2 Prozent. In den letzten 30 Tagen lag der Kursanstieg des Momentum-ETFs gerade einmal bei 6,9 Prozent gegenüber ganzen 12,5 Prozent beim Klassiker.
Auch wenn man die bessere Tracking Difference des iShares Core MSCI World ETF berücksichtigt, ist dennoch ein erheblicher Unterschied in der Performance sichtbar. Der MSCI World verzeichnete im letzten Monat ein Kurswachstum von beinahe 10 Prozent, verglichen mit gerade einmal 6,3 Prozent beim MSCI World Momentum. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch bei den einzelnen regionalen MSCI Momentum Indizes erkennen. Sie alle rennen ihren traditionellen Gegenstücken derzeit spürbar hinterher.
Bei Anlegern könnte daher die Frage aufkommen, ob der zugrunde liegende Momentum Index durch die Corona-Krise aus der Bahn geworfen worden ist. Der Blick zurück auf die Zeit nach dem Börsen-Crash während der Finanzkrise zeigt jedoch, dass dies durchaus erwartbar war.
Kein Momentum ohne Anlauf
Der MSCI World Momentum wurde erst 2013 aufgelegt. Rechnet man seine theoretische Kursentwicklung auf die Zeit während und nach der letzten Krise zurück, ergibt sich jedoch ein vergleichbares Bild. Nachdem beide Indizes im Zuge der Finanzkrise eingebrochen waren, dauerte es rund eineinhalb Jahre, bis der MSCI World Momentum sich wieder sichtbar vom MSCI World absetzen konnte. Wenn die Aktienmärkte in Zeiten der Krise stagnieren, sind schlicht nicht genügend Aktien vorhanden, welche über einen signifikanten Aufwärtstrend verfügen. In einem solchen Umfeld können Momentum-ETFs ihre ansonsten sehr gute Performance nicht replizieren. Stattdessen treten sie ebenso auf der Stelle wie marktkapitalisierungsorientierte Indexfonds.
In den vergangenen Monaten gab es an den Börsen jedoch einige ausgeprägte Erholungsphasen. Dennoch hinken die Momentum Indizes und ihre dazugehörigen ETFs momentan noch zurück. Zwei Gründe lassen sich für diese Entwicklung anführen. Zum einen sind Momentum-ETFs im Gegensatz zu anderen Indexfonds deutlich stärker auf das halbjährliche Rebalancing angewiesen, um auch nach plötzlichen Veränderungen des Marktes weiter performen zu können. Ändern sich nach einem Crash die wirtschaftlichen Vorzeichen, verlieren die Kurstrends der vergangenen zwölf Monate stark an Bedeutung, was die weitere Performance angeht. Die Gewinner von gestern können sich in dem Fall schnell als die Verlierer von morgen herausstellen.
Kurzfristige Entwicklungen überdecken den Trend
Dies gilt umso mehr für die derzeitige Situation. Die momentanen Gewinner und Verlierer der Krise ließen sich aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen nicht aus den vorherigen Kurstrends ableiten. Mittlerweile hat der MSCI World Momentum zwar den notwendigen Fokus auf IT- und Gesundheits-Aktien erhalten. Allerdings wurde er im vergangenen Monat von einer weiteren Entwicklung überrascht.
Ab Mitte Mai kam es abermals zu einer starken Erholung an den Aktienmärkten. Dabei stiegen nunmehr auch die Aktien jener Unternehmen an, welche bisher zu den Verlieren der Krise gezählt haben. Viele davon galten nach den Lockerungen als unterbewertet und lockten daher vermehrt Investoren an. Eben jene Aktien waren nun jedoch aufgrund ihres bisher überwältigend negativen Kurses nicht im MSCI World Momentum enthalten.
Betrachtet man die Kursverläufe der beiden Indizes genauer, stellt man fest, dass der Kurs des MSCI World Momentum seit April kontinuierlich gestiegen ist. Von der zwischenzeitlichen Seitwärtsbewegung des MSCI World ist bei seinem kleinen Bruder nichts zu sehen. In der Gesamtbetrachtung täuscht der sprunghafte Anstieg des MSCI World ab Mitte Mai jedoch über diese Tatsache hinweg. Tatsächlich scheint sich der MSCI World Momentum mittlerweile gefangen zu haben.
Ausblick
Solange der Tech- und der Gesundheitssektor weiterhin so stark von der derzeitigen Krise profitieren, dürfte auch der MSCI World Momentum weiterhin zuverlässig performen. Die beiden größten kurzfristigen Gefahren für Anleger stellen ein abermaliger Kurseinbruch oder unerwartete, negative Entwicklungen mit kurstechnischer Relevanz dar. Bullenmärkte und ein unvorhergesehener Rollentausch zwischen Gewinnern und Verlierern machen einer Momentum-Strategie grundsätzlich zu schaffen.
Aufgrund seiner enorm starken Performance während eines Aufschwungs eignet sich ein Momentum-ETF jedoch langfristig gesehen immer. Wer daher kein Problem damit hat, renditetechnisch kurzfristig hinter den bekannten Indexfonds zurückzubleiben, trifft mit einem Momentum-ETF auch in Krisenzeiten eine gute Wahl.
Jeder Handel ist riskant. Keine Gewinngarantie. Jeglicher Inhalt unserer Webseite dient ausschließlich dem Zwecke der Information und stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Dies gilt sowohl für Assets, als auch für Produkte, Dienstleistungen und anderweitige Investments. Die Meinungen, welche auf dieser Seite kommuniziert werden, stellen keine Investment Beratung dar und unabhängiger finanzieller Rat sollte immer wenn möglich eingeholt werden.
Klicke Hier, um die besten Krypto Presales zu sehen, die sich in diesem Jahr verzehnfachen könnten!