Es heißt, als Privatanleger habe man kaum eine Chance, dauerhaft den Markt zu schlagen. Statistisch gesehen stimmt dies auch. Dennoch gelingt es gelegentlich besonders gewitzten (oder besonders glücklichen) Anlegern, über Jahre hinweg extrem hohe Renditen zu erzielen. Üblicherweise handelt es sich dabei um berühmte Star-Investoren. Anne Schreiber hat jedoch bewiesen, dass auch mit bescheidenen Mitteln Außergewöhnliches möglich ist.
Erste Gehversuche an der Börse endeten im Desaster
Die Geschichte von Anne Schreiber beginnt in den frühen Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Die US-Amerikanerin war 38 Jahre alt, als sie das erste Mal in ihrem Leben mit der Börse in Kontakt kam. Zu jener Zeit verdiente sie gerade einmal 3.000 Dollar im Jahr.
Anne Schreiber hatte vier Brüder. Der jüngste davon, Bernard, begann im Alter von 22 Jahren eine Karriere als Broker an der Wall Street. Auf sein Anraten hin stellte Anne ihm einen Großteil ihrer bisherigen Ersparnisse zur Verfügung, um diese gewinnbringend am Aktienmarkt anzulegen.
Bernard hatte bereits in jungen Jahren ein Gespür für den Aktienmarkt entwickelt und seine Investments erzielten schnell eine ansehnliche Rendite. Bedauerlicherweise verschlechterte sich die Lage für das Investment-Unternehmen, für welches er arbeitete, zwischen 1933 und 1934 erheblich. Die Firma ging schließlich pleite und Anne verlor fast ihr gesamtes Geld.
Neustart nach 10 Jahren
Für die meisten Menschen hätte ein derartiger Schicksalsschlag vermutlich das Ende ihrer Anlegertätigkeit bedeutet. Auch Anne Schreiber sollte die nächsten 10 Jahre nicht mehr am Aktienmarkt in Erscheinung treten. Allerdings hatte sie den Gedanken, durch die Wertpapieranlage ein Vermögen aufzubauen, keineswegs komplett verworfen. Gleichzeitig fehlte ihr jedoch auch das Geld, um es sofort abermals zu versuchen.
1944 hatte sie schließlich 5.000 Dollar zusammengespart. Sie entschloss sich daher, es ein zweites Mal zu versuchen. Ein Jahr zuvor war sie in den Ruhestand eingetreten. Ihre finanzielle Situation hatte sich daher im Vergleich zu früher nicht unbedingt verbessert. Gleichzeitig hatte sie jedoch eine wichtige Tatsache gelernt.
Vor ihrem Ruhestand arbeitete Anne Schreiber 23 Jahre lang bei der US-Steuerbehörde IRS. Dabei war sie auch immer wieder in Kontakt mit den Steuerunterlagen begüterter US-Bürger gekommen. Im Laufe der Zeit war ihr aufgefallen, dass die überwiegende Mehrheit von diesen einen erheblichen Teil ihres Vermögens der Wertpapieranlage zu verdanken hatten. Zwar stand ihnen mehr Geld zur Verfügung. Schreiber war jedoch davon überzeugt, dass sich dieser Erfolg auch mit weniger Startkapital replizieren ließe.
Investieren, in was man versteht
Im Gegensatz um letzten Mal nahm Schreiber ihr Investment an der Börse nun jedoch selbst in die Hand. Als Broker wählte sie das renommierte Haus Merrill Lynch Pierce Fenner & Beane. Sie begann nun damit, die Analystenreporte von Merrill eingehend zu studieren. Gleichzeitig tat sie alles in ihrer Kraft, um sich in das Thema einzuarbeiten.
Schnell begann sie, einige grundlegende Anlageprinzipien für sich aufzustellen. Sie investierte grundsätzlich nur in Dinge, die sie kannte und verstand. Dazu gehörten Arzneimittel, Getränke und die Unterhaltungsindustrie. Gleichzeitig legte sie in jeder Branche stets ihren Fokus auf die führenden Anbieter mit den größten Markennamen.
Ferner war sie von Anfang an darauf bedacht, ihr Portfolio zu diversifizieren. Sie kaufte so gut wie nie mehr als 100 Aktien von einem Unternehmen. Nur ein einziges Mal kaufte sie über 200 Anteile. Es handelte sich dabei um 1.000 Aktien des Pharmaunternehmens Schering-Plough.
Aus 5.000 werden 22 Millionen
51 Jahre lang blieb sie ihrer Anlagestrategie treu. Als sie schließlich 1995 starb, hatte sie auf diese Weise ein Vermögen in Höhe von 22 Millionen Dollar angehäuft. Über fünf Jahrzehnte hinweg hatte sie damit eine durchschnittliche jährliche Rendite von 22,1 Prozent erzielt. Über den gleichen Zeitraum war der S&P 500 durchschnittlich um 12,4 Prozent p. a. gewachsen. Damit hatte Anne Schreiber den Index um beinahe 80 Prozent übertroffen.
Dass es einem Anleger hin und wieder gelingt, eine bessere Rendite einzufahren als der Markt oder bestimmte Vergleichsindizes, ist nichts Neues. Dies allerdings über mehr als fünfzig Jahre zu schaffen ist ganz außergewöhnlich. Darüber hinaus stellte Schreiber mit ihrer Leistung auch zahlreiche Investment-Legenden des 20. Jahrhunderts in den Schatten.
Benjamin Graham, der Urvater der Investmentanalyse, erzielte während seiner Zeit im Durchschnitt eine Rendite von 17,4 Prozent. Wer sich auf die Suche nach Investoren begibt, die Anne Schreiber noch übertreffen konnten, muss tatsächlich in das aller oberste Regal greifen. Warren Buffett kommt durchschnittlich auf eine Rendite von 22,7 Prozent und konnte sie damit knapp schlagen. Noch ein ganzes Stück weit besser war lediglich Peter Lynch mit 29,2 Prozent. Der Großteil der Investmentwelt konnte Schreiber jedoch nicht das Wasser reichen.
Eine Strategie für jedermann
Das wahrhaft faszinierende an Anne Schreibers Geschichte ist, dass sie keineswegs auf irgendwelche raffinierten Aktiengeschäfte und komplexen Strategien angewiesen war, um ihr Vermögen aufzubauen. Stattdessen folgte sie von Anfang an einigen simplen Anlageregeln, welche in ähnlicher Form auch von zahlreichen institutionellen Investoren und sogar ETFs verwendet werden.
Ähnlich wie Warren Buffett setzte Anne Schreiber stets auf die großen Unternehmen einer Branche. Strategien, welche auf starke Marken oder einen sogenannten Burggraben setzen, bauen darauf, dass sich werthaltige Unternehmen, die sich einen Vorsprung vor der Konkurrenz erarbeitet haben, auch langfristig gesehen stets durchsetzen werden. Sie jagte keinen aufstrebenden Sternen am Aktienhimmel hinterher, sondern blieb ihrer einmal eingeschlagenen Strategie über die Jahrzehnte hinweg immer treu.
Schreibers Strategie sollte sich dabei sogar über ihren Tod hinaus als wirksam erweisen. Sie starb am 9. Januar 1995. Im Jahr ihres Todes sollten zahlreiche Aktien in ihrem Portfolio nochmals einen gewaltigen Sprung machen. Die Top 10 Positionen ihres Depots stiegen bis zum Jahresende um weitere 58 Prozent im Wert.
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