Jüngsten Zahlen zufolge haben sich die Geldreserven, auf denen Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sitzt, noch weiter erhöht. Derweil steigt der Druck auf den Starinvestor, das überschüssige Geld endlich gewinnbringend anzulegen.
Berkshire Hathaway gibt sich zurückhaltend
Bereits Ende Juni des vergangenen Jahres beliefen sich die Geldreserven von Berkshire Hathaway auf rund 122 Milliarden US-Dollar. Zu jenem Zeitpunkt hatte sich die US-Wirtschaft bereits etwas abgekühlt und viele Analysten hatten gemutmaßt, Buffett warte auf eine günstige Gelegenheit, um sein vieles Geld gewinnbringend anzulegen.
Inwiefern diese Vermutung den Tatsachen entsprach, ist mittlerweile reine Spekulation. Durch die Corona-Krise wurden die Börsenkurse weltweit auf Talfahrt geschickt. Buffett selbst ist dafür bekannt, in Krisensituationen stets einen kühlen Kopf zu behalten und mutig in Unternehmen zu investieren, die aufgrund der Krise zwischenzeitlich als unterbewertet gelten.
Genau diesen Tatendrang vermissen zahlreiche von Buffets Anhängern bei ihm in der aktuellen Krise jedoch. Statt Zukäufe zu tätigen hatte sich Buffett im April zunächst von seinen milliardenschweren Beteiligungen an vier Fluglinien getrennt. Auch die späteren Zukäufe von Berkshire Hathaway halten sich bis jetzt in Grenzen. Nachdem Buffett für mehrere Milliarden Dollar in das US-Gasgeschäft eingestiegen war, hatte er erst kürzlich Aktien der Bank of America im Wert von insgesamt rund 1,7 Milliarden Dollar gekauft.
Warren Buffetts riesiges Geldproblem
Was für kleinere Investmentgesellschaften durchaus eine substanzielle Beteiligung wäre, ist für Buffetts Berkshire Hathaway jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aufgrund der Aktienverkäufe sind die verfügbaren Reserven des Unternehmens nunmehr auf ganze 146,6 Milliarden Dollar angestiegen. Was sich nach dem Traum eines jeden Investors anhört, wird für Buffett allmählich jedoch zum Problem.
Obwohl das Vertrauen der Anleger in Buffetts legendäres Gespür groß ist, wächst doch allmählich der Unmut über die anhaltende Passivität des Starinvestors. Anstatt in unterbewertete Unternehmen zu investieren, tätigte Berkshire Hathaway jüngst vor allem Aktienrückkäufe mit dem Ziel, den eigenen Kurs zu stabilisieren. Ganze 5,1 Milliarden Dollar wurden dafür zuletzt aufgewandt.
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Dies war scheinbar notwendig geworden, da die Aktie von Berkshire Hathaway bereits seit Ende 2018 hinter der Entwicklung des US-Aktienmarktes als Ganzes zurückbleibt. Hinzu kam, dass das Unternehmen im ersten Quartal einen Verlust von insgesamt 50 Milliarden Dollar zu verzeichnen hatte. Zwar erholte sich der Umsatz im zweiten Quartal wieder. Dafür verantwortlich waren allerdings lediglich die Kurserholungen bei den bereits bestehenden Beteiligungen.
Welchen Plan verfolgt Buffett?
Derzeit ist unklar, ob der Grund für Buffetts anhaltende Passivität strategischer Natur ist oder ob Buffett, wie einige Analysten mutmaßen, derzeit einfach keine Ahnung hat, in was er sein vieles Geld investieren soll. Zu den großen Gewinnern des Aktienmarktes zählen momentan vor allem jene Tech-Unternehmen, welche Buffett in der Vergangenheit aufgrund seines speziellen Value-Ansatzes zumeist verschmäht hatte.
Einige Experten vermuten, dass Buffett und sein Partner Charlie Munger befürchten, ein zweiter Crash könne bevorstehen. Genährt wurden diese Spekulationen nicht zuletzt durch ein Interview von Munger im April. Dort sprach dieser gegenüber dem Wall Street Journal, trotz der bereits wieder kräftig steigenden Kurse, davon, dass ein gewaltiger Sturm bevorstehe.
Allerdings stellt sich gleichfalls die Frage, wie lange Buffett und Munger die Anleger noch ruhigstellen können, sollten sowohl ein zweiter Crash als auch signifikante Zukäufe weiterhin auf sich warten lassen. Früher oder später wird das Orakel von Omaha seine Karten auf den Tisch legen müssen.
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