Im November gehörten traditionelle Energie-Wertpapiere neben Banktiteln zu den größten Gewinnern. Dies könnte darauf hindeuten, dass die lange Talfahrt für Öl- und Gasunternehmen endlich durchschritten ist. Nicht wenige Experten rechnen sogar damit, dass deren Aktien im kommenden Jahr wieder deutlich an Wert gewinnen werden. Können traditionelle Energie-ETFs tatsächlich ein Comeback hinlegen?
Energietitel im Aufwind
Für den traditionellen Energiesektor mit seinem Fokus auf Erdöl und Erdgas war 2020 bisher ein Jahr zum Vergessen. Aufgrund der Corona-Krise kam die Weltwirtschaft zwischenzeitlich zum Erliegen. Dies hatte zur Folge, dass der Ölpreis ins Bodenlose stürzte. Zwischenzeitlich mussten die Öl-Raffinerien sogar selbst dafür zahlen, damit ihnen jemand ihr Öl abnahm, da die eigenen Lagerkapazitäten aufgrund der geringen Nachfrage und dem gleichbleibenden Zufluss praktisch erschöpft waren.
Zwar hat sich die Situation auf dem Ölmarkt mittlerweile wieder etwas entspannt. Von Normalität kann in der Branche jedoch nach wie vor keinesfalls die Rede sein. Da die Wirtschaft auch in den vergangenen Monaten nur schwer wieder in Gang kam, erholte sich auch die Nachfrage nach Öl nur sehr schleppend. Dementsprechend fristeten die Aktienkurse der Ölkonzerne bis vor Kurzem ein eher tristes Dasein.
Dies sollte sich jedoch im November mit einem Schlag ändern. Plötzlich verzeichneten zahlreiche Öl- und Gaspapiere einen starken Kursanstieg. Der iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF USD (IE00B42NKQ00) kletterte im vergangenen Monat um gut 25 Prozent. Beim iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (DE000A0H08M3) stieg der Kurs sogar um mehr als 30 Prozent. Zwar ist diese Entwicklung ab Ende November wieder abgeflacht. Dennoch ist dies das erste echte Lebenszeichen des Energie-Sektors seit dem Crash im März.
Der Energie-Sektor profitiert vom Aufschwung
Tatsächlich gibt es gute Gründe, weshalb der Energie-Sektor im kommenden Jahr zu den großen Profiteuren gehören könnte. Ein maßgeblicher Grund hierfür ist die zyklische Natur vieler Energie-Aktien. In den vergangenen Jahren belief sich der Anteil der Industrie an der weltweiten Ölnachfrage auf rund 25 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen Experten mit einer relativ starken Erholung der Weltwirtschaft. Die Aussicht auf gleich mehrere wirksame Impfstoffe dürfte sich hierauf definitiv positiv auswirken. Im Gleichschritt mit den hochfahrenden Industrien wird daher auch die Nachfrage nach Erdöl wieder deutlich ansteigen.
Noch vor der Industrie weist jedoch der Transport-Sektor mit rund 57 Prozent den größten Ölverbrauch auf. Auch hier kann es während eines Aufschwungs durchaus zu einer erhöhten Nachfrage kommen, wenn mehr Güter über Land und Meer transportiert werden. Im kommenden Jahr wird die Situation allerdings nochmals deutlich anders sein.
Mit der Luftfahrtbranche ist ein nicht zu vernachlässigender Abnehmer 2020 praktisch vollkommen weggebrochen. Aufgrund der zahlreichen Einschränkungen verzeichneten viele Fluglinien Ausfälle von mehr als 90 Prozent. Diese Situation wird jedoch nicht von Dauer sein. Auch wenn es aktuell unwahrscheinlich ist, dass sich die Luftfahrtbranche 2021 wieder vollständig wird erholen können, so dürfte die Zahl der Flüge jedoch wieder deutlich zunehmen. Damit wird auch die Nachfrage nach Kerosin wieder spürbar ansteigen.
Hinzu kommt, dass auch der Straßenverkehr aufgrund von Homeoffice und wegfallenden Freizeitmöglichkeiten außerhalb der eigenen vier Wände in den vergangenen Monaten spürbar zurückgegangen war. Es ist zwar durchaus möglich, dass der Pendlerverkehr aufgrund der steigenden Beliebtheit von Homeoffice nicht wieder sein altes Niveau erreichen wird. Auch hier dürfte sich für 2021 jedoch ein signifikantes Nachfrageplus abzeichnen.
Öl-Aktien haben viel Luft nach oben
Aktuell bewegen sich die Papiere der großen und kleinen Ölunternehmen nach wie vor teils deutlich unterhalb ihrer Vorkrisenkurse. Viele Unternehmen im Energie-Sektor gelten daher aktuell mittelfristig gesehen eher als unterbewertet. Es stimmt durchaus, dass die Bedeutung erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren weiterhin zunehmen wird. Auch Elektroautos sind nicht zuletzt aufgrund staatlicher Zuschüsse beliebter denn je. 2020 haben sich die Verkaufszahlen von Stromern verdreifacht. Damit beläuft sich ihr Anteil an den Neuzulassungen in Deutschland jedoch trotzdem nur auf rund acht Prozent. Die überwiegende Zahl der neuzugelassenen Autos fährt auch weiterhin mit Benzin.
Obwohl die Entwicklung allmählich weg von fossilen Kraftstoffen geht, dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich dies auch nachhaltig negativ auf den Umsatz mit Benzin auswirkt. Vom kommenden Aufschwung dürften die Ölkonzerne daher abermals voll profitieren. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Kurse der entsprechenden Unternehmen früher oder später wieder massiv steigen werden. Jonathan Waghorn, Fondsmanager des Guinnes Atkinson Global Energy Fund in London, geht davon aus, das 2021 Kurszuwächse von bis zu 60 Prozent im Energie-Sektor möglich sind. In einem solchen Fall dürfte auch die breite Masse der Anleger ihren Geschmack für klassische Energietitel wiederfinden.
Gedrosselte Produktion könnte Preise wieder anziehen lassen
Ein weiterer Faktor, welcher nicht vernachlässigt werden sollte, sind die aktuell deutlich zurückgefahrenen Kapazitäten in der Öl- und Gasindustrie. Aufgrund der Rezession haben die Ölkonzerne ihre Investitionen in die Erschließung neuer Ölvorkommen drastisch zurüchgefahren. Auch die Produktionskapazitäten beim Erdgas sind momentan im Vergleich zu den vorherigen Jahren signifikant zurückgefahren.
Im Falle einer rapide ansteigenden Nachfrage dürften die Lieferanten daher kaum in der Lage sein, ihre Produktionskapazitäten in ausreichendem Maße wieder hochzufahren. So sind beispielsweise in den USA aktuell zwischen 70 und 75 Gasförderanlagen in Betrieb. Experten halten es jedoch für möglich, dass im Falle eines kalten Winters bis zu 200 Förderanlagen benötigt werden, um den Bedarf zu decken. Bisher ist es der Industrie noch nie gelungen, pro Monat mehr als sechs oder sieben Förderanlagen gleichzeitig wieder in Betrieb zu nehmen. Ähnliche Engpässe in der Ölindustrie könnten dafür sorgen, dass sich die Situation in den kommenden Jahren auch dort eher zu Gunsten der Produzenten entwickeln wird.
Öl- und Erdgas-ETFs bieten Potenzial
Wer die günstige Gelegenheit nutzen und vom kommenden Aufschwung des Energie-Sektors profitieren möchte, kann zwischen diversen klassischen Energie-ETFs wählen. Der größte derartige ETF für Europa ist der iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF mit einer Fondsgröße von 560 Millionen Euro.
Seit seiner Auflage im Jahr 2002 konnte er gerade einmal eine durchschnittliche jährliche Rendite von 1,35 Prozent aufweisen. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg trat der Kurs eher auf der Stelle. Renditen werden hierbei daher in erster Linie durch die Ausschüttungen erzielt. Aufgrund des Aufschwungs könnte sich dies jedoch im kommenden Jahr erstmals seit langer Zeit wieder ändern.
Der ETF beherbergt insgesamt 30 Titel. Rund 25 Prozent entfallen dabei auf Total. Mit Vestas Wind Systems ist jedoch ein Energieunternehmen prominent vertreten, dass auch von der wachsenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien profitieren dürfte.
Wer es hingegen eher auf den US-Markt abgesehen hat, könnte einen Einstieg in den iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF USD in Erwägung ziehen. Dort dominieren vor allem Exxon Mobil und Chevron. Die laufenden Kosten sind beim US-ETF deutlich niedriger als beim Indexfonds mit europäischem Fokus. Der US-ETF musste jedoch im laufenden Jahr noch stärkere Kursverluste hinnehmen.
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