Häufig stellt das größte Risiko für die Rendite eines Anlegers sein eigenes Verhalten dar. Vor allem Einsteiger checken ihr Depot gerne mehrmals am Tag, selbst wenn es eigentlich keinen Grund dafür gibt. Man sollte meinen, einfach nur nach dem Rechten zu sehen, kann nicht schaden. Allerdings begünstigt genau dies einige der schlimmsten Fehler bei der Wertpapieranlage.
Nur noch einen letzten Blick
Laut einer Untersuchung von Personal Capital schauen rund ein Drittel der Anleger mindestens einmal am Tag in ihr Depot. Vor allem bei Börsenneulingen ist der Drang, so oft wie möglich nachzusehen, wie sich die eigenen Wertpapiere gerade schlagen, durchaus verständlich. Die Welt der Aktien und Fonds ist neu und aufregend und insgeheim hofft jeder Börseneinsteiger, schon nach kurzer Zeit eine große Wertsteigerung beobachten zu können.
Doch auch Anleger, die bereits länger dabei sind, sind vor der Versuchung, öfters das eigene Depot zu checken, nicht gefeit. Manchmal geschieht dies aus purer Langeweile. Gleichfalls können jedoch auch unsichere Zeiten dazu führen, dass man öfter in das eigene Depot schaut, als man es sich eigentlich früher einmal vorgenommen hatte. Doch genau dieses Verhalten birgt zusätzliche Risiken.
Wer zu oft nachsieht, gerät in Versuchung
Selbstverständlich kann Nachsehen für sich genommen nicht schaden. Das Problem entsteht jedoch dann, wenn es nicht bei Nachsehen bleibt. Grundsätzlich möchte jeder Anleger das Maximum aus dem eigenen Portfolio herausholen. Aus genau diesem Grund wurden zahlreiche verschiedene Anlagestrategien entwickelt. Dieser Wunsch nach maximaler Rendite kann einen Anleger jedoch schnell dazu verleiten, auf kurzfristige Entwicklungen des Marktes zu reagieren.
Die Kurse sind tagtäglichen Schwankungen unterworfen. Gelegentlich bekommt man ein paar Informationen dazu aus den Nachrichten mit. Es ist jedoch meist etwas völlig anderes, wenn man die unterschiedlichen Kursdaten direkt vor Augen hat. Es kann immer wieder passieren, dass ein bestimmtes Papier aus irgendwelchen Gründen plötzlich beginnt, deutlich im Wert zu steigen. Bekommt man dies als Anleger mit, zuckt man vielleicht mit den Schultern und ärgert sich insgeheim, nicht selbst in dieses Papier investiert zu haben. Beobachtet man den Kurs jedoch über mehrere Tage hinweg dabei, wie er immer weiter steigt, steigt auch die Versuchung, entgegen der eigenen Strategie kurzfristig in die entsprechende Aktie einzusteigen.
In Abwandlung eines alten Ausspruchs könnte man sagen: Keine Anlagestrategie überlebt den Kontakt mit dem Aktienmarkt. Dies ist zweifellos etwas überspitzt formuliert. Jedoch sollten vor allem Börsenneulinge die verführerische Wirkung von steigenden Kursen keinesfalls unterschätzen. Spätestens dann, wenn man sich beim Versuch ertappt, kurzfristige Käufe und das Abweichen von der eigenen Anlagestrategie für sich selbst zu rechtfertigen, wird es höchste Zeit, den Browser zu schließen und etwas anderes zu machen.
Nicht zusehen, wenn die Kurse fallen
Die Gefahr, kurzfristig zu handeln, ist noch bedeutend größer, wenn die eigenen Wertpapiere plötzlich anfangen, im Wert zu fallen. Es ist völlig normal, dass jedes Wertpapier über kurz oder lang auch mal Verluste einfährt. Sogar die Amazon-Aktie mit ihrer unglaublichen Performance über die letzten 10 Jahre hinweg durchlief gelegentlich mal eine schlechte Phase.
Setzt man diese Entwicklung in einen zeitlichen Kontext von Monaten oder gar Jahren, wird klar, dass es sich dabei nur um vorübergehende Phasen handelt. Wer nun jedoch die ganze Woche über mehrmals am Tag nachsieht, könnte in einer solchen Phase schnell die falschen Schlüsse ziehen. Es kann durchaus anstrengend sein, Dutzende Male das eigene Depot zu checken und jedes Mal aufs Neue Verluste beobachten zu müssen. In einer solchen Situation kann die langfristige Perspektive schnell in den Hintergrund rücken.
Noch gefährlicher sind Krisenzeiten. Fallen die Kurse durch die Bank weg, macht sich schnell Panik an den weltweiten Börsen breit. Als Privatanleger steht man in einer solchen Situation unter besonderem Druck, da es hier vielfach um die eigenen Ersparnisse geht. Wer in einer solchen Situation die Ruhe bewahrt und die Krise aussitzt, steht am Ende deutlich besser da. Doch genau dies fällt umso schwerer, je öfter einem die tiefroten Zahlen des eigenen Depots auf dem Bildschirm entgegenflimmern.
Eine passive Anlage erfordert eine passive Strategie
Es gibt durchaus Anlagen, die sich besser für eine kurzfristige Strategie eignen. Allerdings gehören die meisten ETFs nicht dazu. Indexfonds bilden den Markt passiv ab. Sie profitieren von seinen langfristigen Entwicklungen. Eine solche passive Anlageklasse erfordert jedoch auch eine entsprechend passive Strategie, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Eine passive Buy&Hold-Strategie macht es jedoch nicht erforderlich, mehrmals am Tag nachzuschauen, wie sich die Kurse entwickeln.
Man stelle sich zwei Anleger vor. Beide wollen mit langfristigem Anlagehorizont in den MSCI World investieren. Einer der beiden überprüft mehrmals am Tag das eigene Depot. Der andere schaut nur alle paar Monate nach. Der erste Anleger hätte zwischen Februar und März, als der Kurs ins Bodenlose fiel, eine wahre Tortur durchlebt. Der zweite Anleger hätte sich, nachdem er ein paar Monate nach dem Crash mal wieder in sein Depot blickt, höchstens darüber geärgert, dass sein ETF immer noch da steht, wo er letztes Jahr schon war. Es gehört nicht viel Vorstellungskraft dazu, um zu verstehen, dass es den beiden Anlegern unterschiedlich schwergefallen wäre, ihre langfristige Strategie des Haltens und Abwartens beizubehalten.
Selbstverständlich ist auch dieses Beispiel etwas überspitzt formuliert. Selbst den erfahrensten Anlegern dürfte es schwerfallen, während eines Crashs nicht ab und zu ins eigene Depot zu blicken. Es verdeutlicht jedoch das grundlegende Problem. Jack Bogle, der legendäre Pionier der Indexfonds, hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisch über das zu aktive Handeln vieler ETF-Anleger geäußert. Der Börsenexperte Jens Rabe schlug in seinem kürzlichen Interview mit ETF-Nachrichten in die gleiche Kerbe. Die meisten Leute, die aktiv mit passiven Fonds handeln, laufen Gefahr, Geld zu verlieren.
Wie oft sollte man das eigene Depot checken?
Die alles entscheidende Frage ist also, wie oft man denn nun ins eigene Depot schauen sollte. Leider gibt es darauf keine einheitliche Antwort. Zwei Faktoren sind hierbei entscheidend: Welche Anlagestrategie verfolgt man und wie diszipliniert ist man im Angesicht von Kursturbulenzen?
Wer eine langfristige Anlagestrategie verfolgt und über viele Jahre hinweg in ETFs investiert, braucht normalerweise nicht öfter als einmal im Monat einen Blick in das eigene Depot zu werfen. Anleger, die ihrem Portfolio gerne einige performancestarke, aber volatile Wertpapiere beimischen, können selbstredend öfter überprüfen, wie sich ihr Depot gerade entwickelt. In beiden Fällen diktieren Anlagestrategie und Depotzusammenstellung, wie oft man nachsieht.
Auch Anleger, die lediglich in passive Fonds investieren, können sich gefahrlos öfter im Monat einloggen. Die Bedingung hierfür ist jedoch, dass man diszipliniert genug ist, sich nicht von kurzfristigen Entwicklungen beeinflussen zu lassen. Inwieweit dies tatsächlich der Fall ist, weiß man als Anleger allerdings meist erst dann, wenn der Ernstfall eintritt.
Wer sich diesbezüglich nicht sicher ist, kann versuchen, sich entweder einen festen Zeitplan für die Überprüfungen zu erstellen oder sich eine Reihe stichhaltiger Gründe aufschreiben, bei deren Eintreten ein Blick ins Depot gerechtfertigt ist. Werden diese selbst auferlegten Vorschriften bereits nach wenigen Wochen aus mangelnder Selbstkontrolle über den Haufen geworfen, ist dies ein Hinweis darauf, dass man sich im Ernstfall evtl. nicht zurückhalten kann.
Unabhängig davon, wie oft man nun einen Blick in das Depot wagt, sollte man sich stets darüber im Klaren sein: Für die Kursentwicklung spielt es keine Rolle, ob man mit ihr mitfiebert oder nicht. Wer nicht ständig um die eigenen Anlagen zittert, hat mehr Zeit, sich um die schönen Dinge im Leben zu kümmern.
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