Nach monatelangem Warten hat Warren Buffetts Berkshire Hathaway endlich ihren ersten Zukauf seit Beginn der Corona-Krise verkündet. Das erste Ziel des Star-Investors ist demnach das Gasgeschäft des US-amerikanischen Energiekonzerns Dominion Energy. Ist dies der Auftakt für weitere Zukäufe?
Warren Buffett setzt auf das Erdgas-Geschäft
Laut einer Mitteilung am vergangenen Sonntag erzielte die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway mit dem Energiekonzern Dominion Energy Einigung über den Kauf von dessen Erdgaspipelines und Speichergeschäft. Der Umfang der Transaktion beläuft sich dabei auf rund 9,7 Milliarden US-Dollar.
Teil des Pakets sind ein über 12.000 Kilometer langes Gasverteilernetzwerk sowie Speicherkapazitäten im Umfang von rund 25 Milliarden Kubikmetern. Darüber hinaus beteiligt sich Berkshire Hathaway an dem Flüssiggas-Terminal von Dominion Energy im Bundesstaat Maryland. Obwohl das Unternehmen von Warren Buffett nur rund 25 Prozent der Anteile des Terminals kaufen soll, wird es den weiteren Betrieb übernehmen. Neben dem Terminal gibt es lediglich fünf weitere dieser Art in den Vereinigten Staaten.
Bevor der Kauf endgültig stattfinden kann, muss das US-Energieministerium noch seine Genehmigung erteilen. Mit einem Abschluss des Geschäfts wird im 4. Quartal 2020 gerechnet. Nach Bekanntwerden der geplanten Transaktion sackte der Kurs der Dominion Energy-Aktie im Laufe des folgenden Handelstages um rund elf Prozent ab.
Bisher war die Corona-Krise für Berkshire verlustreich
Beim Erdgas-Deal handelt es sich um den ersten namhaften Zukauf von Buffetts Investmentgesellschaft seit dem Beginn der Corona-Pandemie. Bisher verlief die derzeitige Krise für Berkshire Hathaway relativ verlustreich.
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Am schwersten erwischte es dabei Buffetts Beteiligungen an diversen Fluggesellschaften. Aufgrund der erheblichen Reisebeschränkungen war der weltweite Flugverkehr in den vergangenen Monaten zum großen Teil zum Erliegen gekommen. Die Folge waren massive Umsatzeinbrüche, welche auch voll auf die Aktienkurse der entsprechenden Fluglinien durchschlugen. Für Berkshire war dies keine gute Nachricht. Mit Delta Airlines, United Airlines, American Airlines und Southwest Airlines war Buffett gleich an vier Fluggesellschaften beteiligt.
Nachdem er anfangs noch verkündet hatte, an seinen Beteiligungen festzuhalten, änderte Buffett schließlich gegen Ende April seine Meinung. Auf dem Höhepunkt des Lockdowns veräußerte er sämtliche Beteiligungen an den vier Airlines, während deren Aktienkurse im Keller waren. Auch mit seinen Beteiligungen in der Ölindustrie hatte der legendäre Investor in den vergangenen Monaten wenig Glück. Der Verlust von Berkshire Hathaway belief sich im ersten Quartal auf beinahe 50 Milliarden Dollar.
Das Berkshire im bisherigen Verlauf der Krise außer Verlusten wenig vorzuzeigen hatte, entging auch den Anlegern nicht. Während die Aktienkurse der großen Tech-Unternehmen rasant stiegen und auch die großen Indizes wie der S&P 500 oder der MSCI World zeitweise wieder deutlich zulegten, dümpelte der Aktienkurs von Berkshire Hathaway vor sich hin. Sowohl die A- wie auch die B-Anteile der Investmentgesellschaft befinden sich nach wie vor auf einem ähnlichen Niveau wie unmittelbar nach dem Börsen-Crash.
Kritik an Buffett wurde zuletzt lauter
Gleichzeitig wurde die Kritik an Buffett zunehmend lauter. Ein Grund hierfür war, dass die Performance von Berkshire sowie den von Buffett ausgewählten Beteiligungen bereits seit Längerem der Entwicklung an den Märkten hinterherhinken. Diese mittlerweile schon fast chronische Unterperformance von Berkshire wurde Buffett lange Zeit hinweg nachgesehen. Sein Ruf als genialer Investor, der meist auf das richtige Pferd setzt, hatte ihm eine Menge guten Willen eingebracht. Spätestens seit der Corona-Krise wurde die Zahl seiner Kritiker jedoch immer zahlreicher.
Zuletzt stellte sogar die Financial Times die Frage, ob Warren Buffett sein Fingerspitzengefühl verloren habe. Laut der Kritik sei Berkshire zu groß, zu langsam und zu altmodisch. Auch der ehemalige Hedgefonds-Manager Jim Cramer, welcher in seinem Format Mad Money zur Medienpersönlichkeit aufgestiegen ist, zog zuletzt Buffetts Kompetenz infrage.
Laut Cramer konzentriere sich Buffett nach wie vor zu sehr auf klassische Unternehmen wie Coca-Cola oder den Finanzsektor. Bei den großen Gewinnern der vergangenen Jahre wie dem Tech-Bereich oder dem E-Commerce sei Buffett hingegen nur sehr gering vertreten. Buffett selbst hatte seine Entscheidung, nicht bereits viel früher bei Amazon einzusteigen, immer wieder öffentlich bereut. Im vergangenen Jahr hatte er die Beteiligung an dem Online-Händler dann auch tatsächlich stark aufgestockt. Zu diesem Zeitpunkt war die Aktie jedoch bereits sehr teuer.
Buffetts Strategie legt keinen Wert auf kurzfristigen Erfolg
Tatsächlich dürfte zumindest die kurzfristige Misere von Berkshire Hathaway für jeden, der sich intensiv mit Buffetts Investmentphilosophie auseinandergesetzt hat, nicht allzu überraschend kommen. Buffett verfolgt seit jeher einen Value-Ansatz. Entscheidend ist für ihn daher nicht das kurzfristige Wachstumspotenzial eines Unternehmens. Vielmehr achtet er darauf, dass ein Konzern einen soliden Cashflow und hohe Gewinne vorweisen kann.
Daher besteht sein Portfolio vor allem aus Aktien von Unternehmen, welche sich über eine lange Zeit hinweg eine starke Marktposition erarbeitet haben. Buffett hat bei seinen Investitionen stets die langfristige Perspektive im Blick. Das wahre Renditepotenzial seiner Beteiligungen offenbart sich daher erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten.
Der Nachteil dieser Strategie ist jedoch, dass Buffett bei kurzfristig eintretenden, radikalen Änderungen der Marktsituation nicht mit der gleichen Flexibilität und Geschwindigkeit reagiert, wie andere Investoren. Kurzfristig betrachtet erscheint die Aktienauswahl von Berkshire daher durchaus als falsch. Dennoch sollte man abwarten, ob Buffetts Strategie auf lange Sicht hin nicht doch wieder starke Renditen einfährt.
137 Milliarden Dollar in der Kriegskasse
Hierfür müsste Berkshire jedoch früher oder später tatsächlich auf dem Markt aktiv werden. Während der vergangenen Finanzkrise investierte Buffett offensiv in Aktien von Banken, während der Finanzsektor gerade am Boden lag. Die Rendite dieser Investitionen war in den folgenden Jahren enorm. Umso drängender ist jedoch die Frage, weshalb Buffett nun bereits seit mehreren Monaten keine vergleichbaren Einstiege vorzuweisen hat.
Eine von Buffetts am meisten zitierten Aussagen ist: „Sei gierig, wenn andere Angst haben.“ Im Februar und März war die Angst auf den globalen Aktienmärkten enorm. Doch von einer Gier Buffetts konnte zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Seit geraumer Zeit hortet Berkshire Hathaway gewaltige Geldreserven an. Im ersten Quartal 2020 ließ Buffett die Geldreserven sogar nochmals um weitere 10 Milliarden Dollar erhöhen, anstatt zu investieren. Mittlerweile belaufen sich die liquiden Mittel der Investmentgesellschaft auf gigantische 137 Milliarden Dollar. Die Kriegskasse von Berkshire ist prall gefüllt.
Worauf wartet Buffett also? Hierüber lassen sich derzeit nur Vermutungen anstellen. Es ist jedoch durchaus möglich, dass das Orakel von Omaha auf einen zweiten heftigen Börseneinbruch spekuliert. Ob dies aufgrund einer zweiten Infektionswelle oder einer Blasenbildung geschehen könnte, sei dahingestellt. In dem Fall wäre es jedoch wahrscheinlich, dass Buffett bisher noch nicht den richtigen Zeitpunkt gekommen sah, um zuzuschlagen.
Diese Erklärung dürfte für seine Anhänger sowie die Aktionäre von Berkshire sicherlich deutlich beruhigender sein, als die Alternative, wonach der 90-jährige Investor schlicht keine Ideen mehr habe, in was er investieren könnte. Ob Buffetts Einstieg in das Gasgeschäft nun der Auftakt für weitere Investitionen ist oder lediglich dazu dienen sollte, seine Kritiker vorerst ruhigzustellen, muss sich noch zeigen. Auch nach dem Deal wird Berkshire weiterhin auf über 130 Milliarden Dollar Reserven sitzen. Früher oder später muss Buffett seine Hand offen legen.
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