Die Vonovia SE hat in den letzten sechs Monaten eine beachtliche Performance an der Börse hingelegt und sich fast wieder komplett vom tiefen Fall im März dieses Jahres erholt. Die Aktie kratzt an der 25-Euro-Marke und nähert sich dem Jahreshoch. Ist die Immobilienkrise vergessen? Die Vonovia-Aktie scheint es sich in einem Bullenmarkt gemütlich zu machen – jetzt noch einsteigen, bevor es teurer wird oder lieber die Finger davon lassen?

Vonovia Ergebnisse der ersten 9 Monate 2023

Der größte Immobilienkonzern Deutschlands, Vonovia, veröffentlichte in dieser Woche die Ergebnisse für die ersten 9 Monate des Jahres. Nachdem es aufgrund steigender Inflation und Zinsen alles andere als rosig ausgesehen hatte, kann sich das Unternehmen über Wasser halten.

Für die ersten neun Monate erzielte Vonovia ein bereinigtes Ebitda von 2,01 Mrd. Euro gegenüber 2,11 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Gesamtumsatz des Segments sank von 4,61 Mrd. Euro auf 4,23 Mrd. Euro.

In Q3 konnte Vonovia Wachstum im Vermietungsgeschäft verbuchen und gibt einen positiven Ausblick auf 2024, da es fast keine Leerstände gibt. Verkäufe durch Joint-Venture spülten 1,7 Mrd. Euro allein im dritten Quartal in die Kassen, und 3,7 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten. Dies konnte den Verschuldungsgrad des Konzerns auf 45 % reduzieren. Zu den Verkäufen gehören der Deal mit CBRE, der Anfang des Jahres vonstattenging, sowie zahlreiche weitere Kategorien inklusive Gewerbeimmobilien. Bei letzterem erfolgt die Veräußerung allerdings leicht unter dem Buchwert, bei Wohnungsverkäufen werden Preise über Buchwert erzielt.

Durch die gestiegenen Zinsen wurden Anfang des Jahres allerdings auch zahlreiche Bauprojekte auf Eis gelegt. Dennoch stellte Vonovia gut 1.800 Neubauten bis September fertig.

Insgesamt hat Vonovia seine Ziele für das Gesamtjahr aufgrund geringerer Investitionen und des aktuellen Marktumfelds angepasst. Am Freitag erklärte der Konzern, man erwarte einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen am unteren Ende von 2,6 bis 2,85 Mrd. Euro.

Das Unternehmen bestätigte seinen zuvor abgegebenen Ausblick auf die Konzern-Funds from Operations – die Kennzahl für die operative Profitabilität, auch FFO genannt – und rechnet weiterhin mit einer Spanne zwischen 1,75 und 1,95 Mrd. Euro im Jahr 2023.

Für das kommende Jahr geht man davon aus, dass das Vermietungsgeschäft einen Umsatz auf dem Niveau der für 2023 prognostizierten Ergebnisse erzielen wird. Auch das Ebitda dürfte das Niveau von 2023 erreichen, während der FFO moderat niedriger ausfallen soll.

Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE, sagte dazu:

„Das Jahr befindet sich auf der Zielgeraden. Auch unter schwierigen Rahmenbedingungen ist uns gelungen, was wir uns vorgenommen hatten: Verlässlich an der Seite unserer Kundinnen und Kunden, als Partner der Politik und Stadtgesellschaft, tragen wir durch Neubau und CO₂-Einsparung im Bestand weiter zu den Lösungen auf dem Wohnungsmarkt bei. Unsere erfolgreichen Verkäufe und Joint-Venture-Vereinbarungen belegen die Attraktivität unseres Portfolios und unterstützen den Schuldenabbau.”

Kreditwürdigkeit von Ratingagenturen hoch eingestuft

Rating-Agentur Moody’s hat Vonovia aufgrund der hohen Liquidität, erfolgreicher Verkäufe und des ausgewogenen Geschäftsrisikoprofils ein Baa1-Rating bestätigt. Der Ausblick bleibt stabil. Auch Standard & Poor’s bescheinigt Vonovia mit BBB+ und einem stabilen Ausblick eine hohe Kreditwürdigkeit. Scope stuft das Unternehmen mit A- ein.  Die Verschuldung liegt mit 45 % nun am oberen Ende des Zielkorridors, der 40 % bis 45 % anvisierte.

Aussichten für Vonovia Aktie

Für das Jahr 2024 geht Vonovia trotz geplanter Verkäufe davon aus, dass die Einnahmen aus der Vermietung auf demselben Niveau bleiben wie die prognostizierten Ergebnisse für 2023. Auch das EBITDA wird voraussichtlich auf dem Niveau von 2023 bleiben. Aufgrund höherer Steuern und Zinsen wird der FFO jedoch wahrscheinlich leicht unter dem Niveau von 2023 liegen.

Die Vonovia-Aktie befindet sich seit Ende März deutlich im Aufwind und hat in den letzten 6 Monaten 33 % gewinnen können. Der aktuelle Wert knapp unter 25 Euro liegt und 7 % über dem Wert von Anfang Januar. Doch ist das schon das Ende der Fahnenstange?

Möglicherweise nicht, denn neben Vonovia legen auch andere Immobilien-Aktien deutlich zu. LEG Immobilien SE gewann im Laufe des Freitags bereits über 4 % und Grand City Properties SA sogar 5,2 %.

Analysten erwarten von Vonovia weiteres Wachstum und haben moderate Preisziele, die in den nächsten Monaten durchaus erreicht werden können. Das mittlere Preisziel liegt derzeit bei 29,52 Euro und somit rund 20 % über dem aktuellen Kurs. Von 16 Analysten stufen die Hälfte (8) die Aktie als „Kauf“ ein, 4 bewerten sie als „Outperform“ und zwei mit „hold“. Lediglich ein Analyst rät zum Verkauf.

Im Laufe des Vormittags bestätigen UBS, JP Morgan, Warburg Research, Goldman Sachs und Berenberg allesamt die Kaufempfehlung für die Vonovia-Aktie. Die solide Performance trotz des schwierigen Jahres sichert dem Unternehmen einen positiven Ausblick und ausreichend Optimismus seitens der Analysten. Für Anleger ist es noch nicht zu spät, einzusteigen. Wenngleich es sich vor einigen Monaten noch deutlich mehr gelohnt hätte, ist der Zeitpunkt noch immer günstig und die Aussichten auf ein Fortsetzen des Bullenmarktes spricht für sich.