Der deutsche Immobilienkonzern Vonovia SE macht mit besonders negativen Schlagzeilen von sich reden. Es geht um Korruptionsverdacht. Kein Wunder, dass die Märkte die Aktie direkt abstrafen und nach unten schicken. Was ist bei Vonovia los und welche Auswirkungen hat das Ganze auf die Aktie?
Razzia bei Vonovia
Die Büros des am DAX gelisteten Konzern Vonovia wurden am Dienstagmorgen von der Staatsanwaltschaft Bochum durchsucht. Es liegt der Verdacht auf Korruption bei der Auftragsvergabe an Handwerks- und Baufirmen vor.
Bei Vonovia handelt es sich um den größten Immobilienkonzern Deutschland, dem mehr als 565.000 Wohnungen hierzulande sowie Österreich und Schweden gehören. Deutsche Wohnen sowie BUWAG sind Tochterfirmen des Unternehmens.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass gegen mehrere Mitarbeiter und Beteiligte wegen Verdacht auf Bestechlichkeit und Bestechung ermittelt wird. Außerdem soll es zu Untreue und Betrug gekommen sein.
Die Tagesschau berichtete, dass sich Angestellte bei der Vergabe von Handwerksaufträgen bestechen lassen haben. Der Mieterbund NRW befürchtet zudem, dass Mieter geschädigt worden.
Laut dem Magazin Spiegel, welches sich auf die Staatsanwaltschaft beruft, wurden in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Sachsen über 40 Geschäfts- wie auch Privaträume durchsucht. Insgesamt wurden 4 Haftbefehle vollstreckt.
Eine Sprecherin von Vonovia sagte dazu:
„Heute haben die Ermittlungsbehörden bei uns Unterlagen eingesehen, da zum Schaden von Vonovia offenbar der Verdacht von mutmaßlich problematischen Vorgängen bei der Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmer besteht. Wir sind sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert“.
Vonovia selbst sieht sich als Geschädigter in diesem Fall und kooperiere mit den Behörden. Der Schaden soll lediglich finanzieller Natur sein und nicht körperlich oder sachlich.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts, dass bevorzugte Unternehmen für Aufträge berücksichtigt wurden und dafür als Gegenleistung Geld oder Sachgüter ausgezahlt wurden. Zudem sollen Leistungsverzeichnisse manipuliert worden sein, um den jeweiligen Unternehmern die Abrechnung von nicht erbrachten Leistungen zu ermöglichen. Der Erlös aus den Geschäften soll unter den Beteiligten aufgeteilt worden sein. Eine Information zur Schadenshöhe liegt bisher nicht vor.
Das Unternehmen gab zudem an, selbst unabhängige Untersuchungen einzuleiten und Anzeige gegen die Beschuldigungen erstatten zu wollen.
Über Vonovia
Vonovia SE selbst wurde 2015 ins Leben gerufen, ging aber aus der Deutschen Annington und zahlreichen früheren Unternehmen hervor. Die Deutsche Annington wurde 2001 gegründet, als Terra Firma 64.000 Wohnimmobilien von der Deutschen Bundesbahn erwarb.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges starteten die Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten (GAGFAH), die ersten Eisenbahn-Wohnungsgesellschaften (ab 1918) und die Wohnungsgesellschaften der Vereinigten Stahlwerke AG, gegründet 1926. Die schufen in gemeinnütziger Art und Weise Wohnraum für Angestellte, Eisenbahner und Arbeiter.
In Folge des Zweiten Weltkrieges waren die Vorgängerfirmen von Vonovia SE mit dem Wiederaufbau beschäftigt, was bis in die 1970er Jahre andauerte. Die Unternehmen wuchsen durch die Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus sowie neuer Branchenimpulse wie Eigentumswohnungen und Trabantenstädte. Angetrieben durch zahlreiche internationale Krisen mussten sich die Firmen neu orientieren und konzentrieren sich ab den 1980er Jahren vorrangig auf die Verwaltung und Wartung des Wohnungsbestandes. Mit dem Mauerfall setzte dann ein neuer Bauboom ein.
Später erwarben die Deutsche Annington und ihr Eigentümer Terra Firma die Eisenbahn-Wohnungsunternehmen und wurden 2006 mit der Übernahme der Viterra AG zum größten deutschen Wohnungsunternehmen.
2004 ging die GAGFAH in den Besitz des Investors Fortress über. Die Deutsche Annington und die GAGFAH hatten zahlreiche Wohnungsbestände in ganz Deutschland übernommen, 2013 ging das Unternehmen dann an die Börse. Im Jahr 2015 wurde das Unternehmen nach der Fusion von Deutsche Annington und GAGFAH schließlich in Vonovia umbenannt.
Vonovia SE beschäftigte im Jahr 2021 mehr als 15.800 Mitarbeiter. In dem Jahr wurde auch die Übernahme der Deutsche Wohnen abgeschlossen, indem Vonovia im Oktober 2021 gut 87 % der Aktien übernahm. Dafür zahlte das Unternehmen nach Berichten knapp 17 Milliarden Euro. Die Übernahme wurde von vielen Seiten kritisiert, vor allem in Anbetracht der Wohnungsknappheit in vielen deutschen Großstädten und Monopolstellung der Vonovia.
Der Finanzbericht für 2022 ist noch nicht abgeschlossen. Im Jahr zuvor erzielte Vonovia SE jedoch einen Umsatz von 2,363 Milliarden Euro sowie ein Nettoergebnis von 2,642 Mrd. Euro. Der Gewinn pro Aktie lag 2021 bei 4,22 Euro und die Dividende pro Aktie bei 1,66 Euro.
Vonovia-Aktie geht runter
Seit Dienstagmittag verlor die Aktie mehr als 7,3 % an Wert. Während der Kurs Anfang Januar zunächst stieg und auch im Februar die 28-Euro-Marke erreichte, wird die Aktie nun um 22,09 Euro gehandelt. Seit Jahresbeginn ist das ein Minus von 3,54 %.
Ohnehin geht es mit der Vonovia-Aktie seit Mitte 2021 bergab. Die Nachrichten um die Übernahme der Deutsche Wohnen wurden auch von Anlegern nicht sehr positiv aufgenommen. Seit August 2021 machte der Preis einen Verlust von über 63 %. Ein Ende des Preisverfalls ist besonders in Anbetracht der derzeitigen Meldungen um Korruption und Betrug nicht absehbar.
Der Geschäftsbericht für 2022 soll am 17. März veröffentlicht werden. Analysten tendieren zurzeit aufgrund des niedrigen Preises zu einer Kaufempfehlung für die Vonovia-Aktie, Deutsche Bank Research empfiehlt zum Halten der Aktie.
Anleger sollten die Entwicklungen rund um die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum genau beobachten. Schafft es das Unternehmen nicht, zu beweisen, dass es sich bei an den Beschuldigten lediglich um ein paar schwarze Schafe unter den tausenden Mitarbeitern handelt, könnte es für die Aktie für 2023 weiterhin schlecht aussehen.
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