Die Aktie von Thyssenkrupp nähert sich wieder der 7,50-Euro-Marke an und entfernt sich gleichzeitig von ihr. Seit Monaten versucht die Aktie, die Marke zu überwinden, schafft es aber nicht. Der Stahlkonzern erhält nun aber Unterstützung von der Regierung, um die grüne Produktion von Stahl voranzutreiben, denn die EU-Kommission gab grünes Licht. Könnte das in den nächsten Monaten zu Kurssprüngen führen oder sollten sich Anleger von der Aktie fernhalten?
Grüner Stahl von Thyssenkrupp
In der vergangenen Woche ebnete die EU-Kommission den Weg für eine grüne Stahlindustrie. Davon kann Thyssenkrupp profitieren, denn das Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie der Bund können dadurch den Konzern mit bis zu 2 Milliarden Euro unterstützen. Das Geld soll für den Bau einer Stahlproduktion in Duisburg verwendet werden, die klimafreundlich sein soll.
Genau genommen will Thyssenkrupp den bisher zum Einsatz kommenden Hochofen mit einer Direktreduktionsanlage ersetzen. Die bisherigen Hochöfen stoßen viel Kohlendioxid aus, was zum Klimawandel beiträgt. Im Gegensatz zu Hochöfen erzeugen Direktreduktionsanlagen kein flüssiges Roheisen, sondern festen Eisenschwamm. Damit dieser zu Stahl verarbeitet werden kann, muss er zunächst eingeschmolzen werden. Dies soll in zwei Schmelzöfen erfolgen und anschließend kann das Roheisen wie gewohnt weiterverarbeitet werden.
Die grüne Anlage soll erneuerbaren Wasserstoff verwenden und so klimaschädliche Ausstöße minimieren. Es wurde seit einigen Monaten auf die Genehmigung der Unterstützung durch Bund und Land gewartet.
Für Deutschland ist es das bisher größte Projekt zur Reduzierung von CO2 und für die Regierung ein Zeichen, dass der Standort Deutschland funktioniert und Zukunft hat, aber auch zu notwendigen Veränderungen bereit ist. Gerade der Wasserstoff-Industrie soll das Projekt in Deutschland und anderen europäischen Ländern einen Schub verpassen, wie Wirtschaftsminister Habeck kürzlich betonte.
Zum Ende des Jahres 2026 soll die neue Stahlproduktionsanlage bereits in Betrieb gehen, allerdings zunächst mit Erdgas. Erst ab 2029 folgt dann der Übergang zu Wasserstoff und der angepeilten Reduzierung von Treibhausgasen. Bis 2045 soll die gesamte Stahlproduktion von thyssenkrupp klimaneutral erfolgen.
Während der Bau der Produktionsstätte noch nicht beginnen hat, sind immerhin die Weichen gestellt. Für das Projekt und den Bau ist die SMS Group aus NRW verantwortlich, die die Kosten auf 1,8 Mrd. Euro beziffert. Thyssenkrupp selbst steuert etwa eine Milliarde Euro bei.
Grüne Produktion, schwarze Zahlen?
Für die Zukunft von thyssenkrupp ist die Umstellung auf eine klimafreundlichere Produktion von großer Bedeutung. Neben der Stahlproduktion, die seit jeher starken Geschäftsschwankungen unterliegt, konzentriert sich der Konzern auch auf Anlagen- und Maschinenbau, Systemlösungen sowie Aufzüge, Rolltreppen und Fahrsteige.
Trotz eines herausfordernden Marktes konnte sich Thyssenkrupp im vergangenen Jahr als widerstandsfähig erweisen. Umsatz und Ergebnis verbesserten sich deutlich, getrieben durch Leistungssteigerungen und Preiserhöhungen in zahlreichen Sparten und Märkten. In der Vergangenheit versuchte der Konzern bereits mehrmals, sich von seinem Stahlgeschäft zu verabschieden und die Sparte zu verkaufen. Bislang gelang das nicht. Die neue Investition in grünere Anlagen dürfte etwas mehr Vertrauen bringen, dass der Geschäftsbereich nicht auf der Kippe steht und thyssenkrupp nun daran festhält.
Thyssenkrupp bringt es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 4,5 Mrd. Euro. Die Aktie ist am Montag leicht im Plus und konnte bis zum Nachmittag knapp 0,95 % gutmachen. Nach dem starken Umsatzeinbruch 2020 im Zuge der Covid19-Pandemie konnte Thyssenkrupp 2022 fast wieder das Niveau von 2019 erreichen. Vor vier Jahren erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 41,996 Mrd. Euro, sackte 2020 aber auf 28,9 Mrd. Euro ab. 2022 hingegen lag der Gesamtumsatz bei 41,14 Mrd. Euro.
Auch das Nettoergebnis war wieder positiv und lag bei über 1,1 Mrd. Euro, während in den Jahren davor rote Zahlen geschrieben wurden. Für das laufende Geschäftsjahr sehen Analysten allerdings weniger Wachstum und rechnen mit einem Umsatz von etwa 38,4 Mrd. Euro und ein Nettoergebnis von etwa 266 Mio. Euro.
Das dämmt auch den Aktienkurs und lässt den Preis bei unter 7,30 Euro ausharren.
Jetzt einsteigen?
Für Anleger bietet sich derzeit eine günstige Gelegenheit zum Einstieg in Thyssenkrupp. Das sehen auch einige Analysten so, die die Aktie als „Buy“ bewerten. Das ist nun aber schon längere Zeit so, denn seit Anfang des letzten Jahres konnte die Aktie die 10-Euro-Marke nicht mehr durchbrechen. Stand 15:00 Uhr am 24.7.2023 wird sie um 7,23 Euro gehandelt.
Das lässt Luft nach oben zu. Immerhin brachte es Thyssenkrupp vor der Finanzkrise 2009 auf einen Aktienpreis von bis zu 45 Euro und erkämpfte sich bis 2011 sogar wieder auf 35 Euro rauf. Doch von diesen Höhenflügen ist man weit entfernt. Das 52-Wochen-Hoch liegt bei nur 7,77 Euro, das Tief der letzten 12 Monate bei 4,17 Euro.
Die Aussichten für das laufende Jahr sind nicht überwältigend. Mit einem niedrigeren Umsatz als 2022 sind für die Aktie ebenfalls keine Überraschungen zu erwarten. Baader Bank hat seine Kaufempfehlung in der letzten Woche bestätigt und ein Preisziel von 16 Euro festgesetzt. Das sind recht hohe Erwartungen, denn das durchschnittliche Preisziel liegt bei 9,85 Euro. J.P. Morgan hält sich neutral.
Während die Thyssenkrupp-Aktie derzeit einerseits zum Kaufen einlädt, sollten sich Anleger über das Risiko bewusst sein. Viel Wachstum sollte trotz der Investition in eine grüne Stahlproduktion in den nächsten Monaten nicht zu erwarten sein, doch wer einen langen Atem hat, könnte in den kommenden Jahren profitieren, wenn der Konzern erfolgreich von klimaschädlicher zu klimafreundlicher Produktion umsteigt. Bis zum 10. August muss man sich ohnehin noch gedulden, denn erst dann wird der 9-Monats-Report für die Ergebnisse zwischen Oktober 2022 und Juni 2023 veröffentlicht.
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