Viele ETFs eignen sich aufgrund ihrer Zusammensetzung besonders für die langfristige Wertpapieranlage. Auf lange Sicht steigt der Markt als Ganzes nämlich. Allerdings bedeutet dies wiederum nicht, dass auch zwangsläufig jeder einzelne ETF eine gute, langfristige Anlage ist. Während einige Branchen in Zukunft noch stark an Bedeutung gewinnen werden, sind die Zukunftsaussichten bei anderen wiederum nicht unbedingt rosig. Dies wirft die Frage auf: Wie erkennt man, ob das eigene Portfolio gut für die Zukunft aufgestellt ist?
Voraussagen für die Zukunft sind schwierig
Eines gleich vorneweg: Es ist kaum möglich, eine akkurate Aussage darüber zu treffen, wie sich individuelle Kurse und teils sogar Branchen auf lange Sicht gesehen entwickeln werden. Der Markt wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Diese machen selbst kurzfristige Beurteilungen schwierig. Über Jahre und Jahrzehnte hinweg spielen hingegen zum Teil Faktoren eine Rolle, die aktuell noch überhaupt nicht abzusehen sind.
Ein neuer technologischer Trend könnte z. B. einen vormaligen Branchenprimus oder gar eine komplette Branche in die Krise stürzen. Unternehmen und Geschäftsideen, die momentan obenauf sind, könnten mit der Zeit an Bedeutung verlieren und durch andere Dinge ersetzt werden. Durch den fortschreitenden technologischen Wandel beschleunigen sich diese Prozesse eher noch.
Zumindest der Aufstieg und Fall einzelner Unternehmen braucht Anleger mit einem ETF-Portfolio nicht sonderlich zu kümmern. Einzelwerte können mit der Zeit ersetzt werden. Solange die Branche an sich bestehen bleibt, ist dies kein Problem. Yahoo und MySpace spielen heute keine Rolle mehr. Dafür gibt es Google und Facebook. Allerdings haben Pferdekutschen bereits seit über hundert Jahren größtenteils ausgedient.
Um nun einigermaßen zuverlässig darüber urteilen zu können, ob das eigene ETF Depot auch wirklich zukunftsträchtig ist, muss man daher nach Dingen Ausschau halten, die entweder überhaupt nicht oder nur vermindert dem Wandel der Zeit unterliegen.
Der Markt als Ganzes bleibt bestehen
Das wohl Beständigste und Dauerhafteste am Markt ist der Markt an sich. Alle wirtschaftliche Entwicklung, Finanzströme und Börsenkurse bilden zusammen den Markt. Weil das menschliche Streben stets auf Verbesserung und Profitmaximierung ausgelegt ist, nimmt die menschliche Wirtschaftstätigkeit über Jahrzehnte und Jahrhunderte stetig zu. Auch das kontinuierliche Bevölkerungswachstum trägt seinen Teil dazu bei.
Zwischenzeitlich ist es immer möglich, dass die Kurse vorübergehend aufgrund einer Krise sinken. Langfristig steigen die Kurse in ihrer Gesamtheit jedoch immer weiter. Die beste Möglichkeit, von dieser Tatsache zu profitieren und sich damit möglichst langfristig aufzustellen, sind ETFs, deren Vergleichsindizes einen möglichst breiten Ausschnitt des Gesamtmarktes abbilden.
Hierzu zählen besonders der Indizes wie der MSCI World, der FTSE All-World oder der MSCI ACWI. Diese bilden die wirtschaftliche Entwicklung in den Industrieländern (MSCI World) oder in den Industrie- und Schwellenländern (MSCI ACWI, FTSE All-World) ab. Jeder von ihnen deckt damit Tausende von Einzelwerten ab. Langfristig gesehen minimiert man als Anleger mit einem entsprechenden ETF das eigene Risiko, da die Entwicklung einzelner Werte durch den hohen Grad an Diversifizierung aufgehoben werden.
Der MSCI World hat beispielsweise seit seiner Entstehung 1970 jedes Jahr im Durchschnitt um rund 7 Prozent zugelegt. Das vergangene Jahr wird lange als Krisenjahr in Erinnerung bleiben. Für Anleger in einen MSCI-World ETF verlief 2020 jedoch alles andere als schlecht. Mit einer Jahresrendite von rund 13,5 Prozent performte der Index fast doppelt so gut wie sein Gesamtdurchschnitt.
Auf die Basis kommt es an
Diese Indizes werden nicht ohne Grund auch als Basisindizes bezeichnet. Denn sie eignen sich in erster Linie, um die Basis für ein jedes Depot zu bilden. Durch ihre gute Mischung aus Rendite und Wertstabilität können sie einen zuverlässigen Kern bilden, um welchen herum weitere Investitionen getätigt werden können. ETFs wie der iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983) oder der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (ISIN: IE00B3RBWM25) sind von ihren Anbietern darauf ausgelegt, als zentrale Baublöcke für ein Portfolio verwendet zu werden.
Anschließend kann man dem eigenen Portfolio weitere ETFs hinzufügen, die sich auf Bereiche konzentrieren, die von der Basis nicht abgedeckt werden oder schlicht auf eine höhere Rendite ausgelegt sind. Ein Beispiel hierfür ist der iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66), welcher sich speziell auf die Emerging Markets konzentriert.
Ein eben solcher Fokus eignet sich auch mit Blick auf die zukünftige Perspektive des eigenen Depots. Unter die Kategorie Schwellenländer fallen nämlich solche Nationen, die bereits zu einem gewissen Teil wirtschaftlich und technologisch entwickelt sind, jedoch noch nicht auf der gleichen Stufe wie Industrieländer gesehen werden. Gerade Länder wie China und im geringeren Maße Indien bieten mit Blick auf die Zukunft noch ein gewaltiges Entwicklungspotenzial.
Trends und Sektoren mit Langzeitperspektive
ETFs auf den breiten Markt oder bestimmte Regionen und Länder beinhalten von Natur aus viele Einzelwerte aus unterschiedlichen Sektoren. Nun gibt es jedoch auch zahlreiche Indexfonds, die sich speziell auf bestimmte Branchen oder Trends konzentrieren. Sie haben den Vorteil, dass sich dort oftmals höhere Renditen erzielen lassen als am breiten Markt. Dafür sind sie jedoch auch anfälliger für branchenspezifische Krisen und technologische Veränderungen.
Gerade hier lauert mit Blick auf die Zukunft meist die größte Gefahr. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Energiesektor. Über Jahrzehnte hinweg galten fossile Brennstoffe als das Maß aller Dinge und die großen Ölkonzerne erzielten massive Gewinne. Seit einiger Zeit lässt die Kursentwicklung im klassischen Energiesektor jedoch zu wünschen übrig. Im Gegenzug gewinnen die erneuerbaren Energien immer mehr an Fahrt. Mit dem iShares Global Clean Energy UCITS ETF (ISIN: IE00B1XNHC34) performte ein ETF auf eben jene erneuerbaren Energien im Jahr 2020 am besten.
Als Anleger sollte man sich daher bei derartigen ETFs stets fragen, wie langfristig ein solcher Trend anhalten kann und von welcher Seite aus in Zukunft Gefahr drohen könnte. Bei den erneuerbaren Energien sieht die Langzeitperspektive z. B. sehr gut aus. Aufgrund des Klimawandels ist eine weitere Zunahme der Investitionen in diesem Bereich praktisch garantiert. Zudem sind derzeit kaum Energiequellen absehbar, welche den Erneuerbaren ihren Platz an der Sonne streitig machen könnten. Hierfür infrage käme maximal die Fusionsenergie. Ob diese jedoch jemals praktikabel sein wird, steht aktuell noch in den Sternen und selbst wenn, dürfte die massenhafte Einführung noch Jahrzehnte in der Zukunft liegen.
Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch bei anderen Branchen machen. Internet und Digitalisierung bieten nach wie vor eine gewaltige Menge an ungenutztem Potenzial. ETFs mit Fokus auf IT, E-Commerce und Digitalisierung dürften daher auch in Zukunft stets gefragt sein. Differenzierter sieht es hingegen bei einzelnen Technologien wie der Cloud aus. Kurz- bis mittelfristig dürften die entsprechenden Kurse zweifelsohne weiter steigen. Langfristig könnte eine andere Technologie auf den Plan treten, die wir aktuell noch nicht absehen können.
Fazit
Anlegern stehen zwei Pfade offen, um die Zukunftsfähigkeit ihres ETF-Depots zu garantieren. Zum einen sollten sie sicherstellen, dass sie in ausreichendem Maße in breite Basis-ETFs investiert haben, deren Entwicklung unabhängig von schwer vorherzusehenden Trends verläuft. Darüber hinaus ist es auch sinnvoll, in Trends und Sektoren zu investieren, deren Bedeutung aktuell zunimmt. Am besten sollten diese nicht unbedingt von einer spezifischen Technologie abhängig sein.
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