Die Aktien von Samsung erholten sich am Freitag, nachdem der Hersteller angekündigt hatte, die Produktion seiner Speicherchips zu kürzen. Für das erste Quartal 2023 wurde zudem ein starker Rückgang der Gewinne prognostiziert. Samsung stieg im frühen Handel am Freitag um 4,5 % nach oben, was der größte eintägige Anstieg seit September ist. Was ist bei dem Riesenkonzern aus Südkorea genau los?

Chip-Produktion gedrosselt

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie herrschte weltweit eine Knappheit von Computer-Chips. Ausgelöst durch die plötzliche Zunahme von Remote-Work kam es zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach Computern, Netzwerkperipheriegeräten und anderer Unterhaltungselektronik mit Chips. Aufgrund der weitreichenden Lockdowns wurden Produktionsanlagen geschlossen und die Lagerbestände der Chips aufgebraucht. 2021 berichtete Yahoo Finance, dass der Mangel 169 Branchen betraf und so ein gewaltiger Knock-on-Effekt zustande kam.

Als Antwort auf die gestiegene Nachfrage nach Computer-Chips, versuchten die Hersteller die Produktion möglichst hochzufahren, um ihr gerecht werden zu können. Auch Samsung, einer der größten Chip-Hersteller der Welt, steigerte seinen Output.

Samsung Electronics sagte nun am Freitag, es werde eine nennenswerte Kürzung seiner Chip-Produktion vornehmen. Damit folgt der Konzern kleineren Konkurrenten, die seit Monaten schon einen ähnlichen Schritt einschlagen. Allerdings steht das auch im deutlichen Widerspruch zu einer Bekanntgabe von Ende Dezember 2022, laut der Samsung die Herstellung von Computer-Chips in diesem Jahr weiter hochfahren wollte. Mitte März gab das Unternehmen zudem bekannt, bis 2042 knapp 228 Mrd. USD in einen neuen Halbleiterkomplex in Südkorea zu investieren.

Indessen zeigt sich allerdings, dass der starke Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Halbleitern die Preise in den Keller getrieben hat. In den vergangenen neun Monaten fielen die Preise um etwa 70 Prozent.

Sehr schwaches erstes Quartal

Die unerwartete Kürzung der Produktion durch einen der weltgrößten Hersteller von Speicherchips erfolgt jetzt, nachdem der Gewinn im ersten Quartal um 96 % schlechter war, als erwartet. Tatsächlich meldete Samsung den niedrigsten Gewinn seit 14 Jahren, der sich hauptsächlich auf die geringere Nachfrage nach Computer-Chips zurückzuführen lässt.

Zusätzlich dazu wird auch in der Sparte der Haushaltsgeräte mit weniger Einnahmen gerechnet, da die Sorgen vor einer weltweiten wirtschaftlichen Rezession die Umsätze nach unten drücken.

Samsung schätzt seinen Betriebsgewinn für das erste Quartal 2023 auf rund 454,9 Millionen. USD. Das ist ein bemerkenswerter Rückgang verglichen mit den 10,7 Milliarden USD des ersten Quartals 2022.

Die Einnahmen des Unternehmens gingen auf rund 47,77 Mrd. USD zurück, was einem Rückgang von 19 % im Vergleich zu 58,99 Mrd. USD im Vorjahreszeitraum entspricht. Den Nettogewinn hat der Konzern noch nicht bekannt gegeben. Die endgültigen Gewinnzahlen sollten später in diesem Monat bekannt gegeben werden.

In den letzten Jahren war der Geschäftsbereich Samsung Device Solutions, der zur Halbleiterabteilung gehört, die profitabelste Sparte des Unternehmens. Im ersten Quartal 2023 verzeichnete man hier jedoch Verluste von rund 3,03 Mrd. USD.

Das letzte Mal, dass das Halbleitergeschäft von Samsung einen solchen Verlust verzeichnete, war im 2009, als die Nachfrage aufgrund der Finanzkrise 2008 in den Keller ging. Aktuell geht Samsung davon aus, dass der globale Chipmarkt um 6 % auf 563 Mrd. USD sinken wird. Die schwierigen Zeiten dürften für den Rest des Jahres anhalten.

Aktie trotzdem im Aufwind – wie kommt’s?

Auch wenn die Gewinne in Q1 enorm zurückgingen, konnte die Samsung-Aktie am Freitag ein Plus von über 4 % erzielen. Investoren und Händler scheinen sich mehr auf Samsungs Schritte zu konzentrieren, den Gegenwind der Branche durch eine Reduzierung der Produktion anzugehen, als auf die trostlosen Gewinnprognosen.

Samsung handelt also richtig und wird von den Märkten dafür belohnt. Zusätzlich konnte der Konzern in anderen Bereichen trumpfen. In letzter Zeit waren Smartphone-Verkäufe und -Gewinne ebenfalls rückläufig, konnten sich im ersten Quartal aber wieder fangen. Dies verhinderte, dass ein Gesamtbetriebsverlust gemeldet werden musste. Die Smartphone-Sparte von Samsung erzielte einen Gewinn von 2,5 Mrd. USD und glich einige Verluste der Chip-Sparte aus.

Seit dem letzten Höchststand der Aktie von Samsung im Januar 2021 hat diese bis September letzten Jahres gut 40 % verloren. Seitdem geht es langsam wieder nach oben. Seit Jahresbeginn legte die Aktie um mehr als 17 % zu und die Tendenz geht weiter nach oben.

Wie sehen Analysten die Samsung-Aktie zurzeit? Der Großteil der Analysten gibt zurzeit eine Kaufempfehlung der Aktie ab, da die Aussichten dank des Handels des Unternehmens auf Stabilität hindeuten.

Samsung ist allerdings in einem volatilen Markt tätig, der stark von Inflation und Rezessionsängsten beeinflusst wird. Zwar ist die Inflation vielerorts inzwischen rückläufig, doch die Gefahr einer Rezession ist noch nicht gebannt. Konsumenten verzichten daher eher auf Elektrogeräte, allen voran Haushaltsgeräte.

Analysten erwarten ein mittleres Preisziel von 76.850 KRW in den kommenden 12 Monaten. Das entspricht einem Preisanstieg von knapp 18 % gegenüber dem aktuellen Preis von 65.000 KRW. Hohe Schätzungen reichen sogar bis zu 90.000 KRW, während niedrige Schätzungen mit 60.000 KRW nur wenig unter dem derzeitigen Preis liegen.

Für Anleger könnte sich die Aktie von Samsung als gute Investition erweisen, besonders wenn die Drosselung der Chip-Produktion zu den gewünschten Ergebnissen führt und die Gewinne im nächsten Quartal wieder retten können. Während die Nachfrage nach Computer-Chips aktuell sinkt, steigt sie nach künstlicher Intelligenz. Als Alternative zur Samsung-Aktie bieten sich auch Künstliche Intelligenz ETFs an, die dank der Streuung über mehrere Unternehmen, weniger volatil sind und großes Potenzial für 2023 haben.