Die Streaming-Plattform Rumble legt in dieser Woche bereits 20 % an der Börse zu und könnte weiter weit nach oben rauschen. Gerüchte um eine mögliche Übernahme von TikTok in Anbetracht einer bevorstehenden Entscheidung der US-Regierung zum Verbot der App heizt die Aktie an. Könnte sich Rumble das überhaupt leisten und sollten Anleger einen Einstieg in die Aktie in Betracht ziehen?

Was ist Rumble?

Rumble (Ticker: RUM) ist eine Video-Streaming-Plattform, die 2013 gegründet wurde und eine Alternative zu YouTube sein will. Wer sich die Website von rumble.com aufruft, stellt auch schnell die Ähnlichkeit fest. Rumble will vor allem unabhängigen Content Creators eine Plattform bieten, allerdings führte sie lange Zeit eher ein Schattendasein.

Bis 2020 war Rumble nicht profitabel und zog erst durch die Covid19-Pandemie mehr Aufmerksamkeit auf sich. Auch heute erzielt die Plattform bisher keinen Gewinn. Zwischen 2020 und 2021 stiegen die Nutzerzahlen von rund 1,6 Mio. auf 31 Mio. Zuschauer.

Der Streaming-Dienst scheint eher ein rechtes oder konservatives Klientel anzuziehen. 2020 stiegen die Nutzerzahlen durch Devin Nunes, einen US-Politiker der Republikaner, der sich durch YouTube zensiert fühlte. Ihm folgten andere Republikaner und Konservative, bis hin zu Donald Trump.

Im Januar 2021 verklagte das Unternehmen Google und forderte 2 Milliarden USD Schadensersatz unter der Behauptung, dass die Suchmaschine Rumble absichtlich von Suchergebnissen ausschließen würde. Das wirke sich negativ auf Nutzerzahlen aus und verringert die Werbeeinnahmen. Die Klage ist weiterhin offen.

Im selben Jahr erhielt Rumble dann auch Investitionen in Höhe von 500 Mio. USD von republikanischen Politikern und Geschäftsleuten wie J. D. Vance, Peter Thiel und Vivek Ramaswamy.

Im Dezember 2021 verkündete die Trump Media & Technology Group eine umfassende Technologie- und Cloud-Services-Vereinbarung mit Rumble. Teil der Vereinbarung sei auch der Betrieb von Truth Social, welches Donald Trump als Antwort auf seinen Bann auf Twitter (jetzt X) gegründet hatte.

Im September 2022 ging Rumble dann an die New Yorker Börse NASDAQ. Aktuell hält das Unternehmen die Rechte für den Online-Stream der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen.

Ist das Unternehmen erfolgreich?

Ein Blick auf den bisherigen Verlauf des Unternehmens dürfte viele Fragen aufwerfen. Rumble selbst sagt von sich: „Wir sind für Menschen da, die etwas zu sagen und zu teilen haben, die an authentischen Ausdruck glauben und den Wert ihrer eigenen Kreationen kontrollieren wollen.“

Durch die Investitionen von Rechtspopulisten ist nicht wirklich klar, ob tatsächlich jeder und jede Meinung auf der Plattform willkommen sind.

Der letzte Quartalsbericht von Rumble stammt vom November 2023 für Q3 2023. Der Bericht für das vierte Quartal sowie das Gesamtjahr soll erst am 27. März folgen.

Die Umsätze von Rumble wuchsen vom dritten Quartal 2022 zu Q3 2023 um 64 % auf 18 Mio. USD. Gleichzeitig war es deutlich weniger als noch im zweiten Quartal 2023, als 25 Mio. USD erzielt wurden.

Weltweit gab es in Q3 monatlich 58 Millionen aktive Nutzer, wovon 40 Millionen aus den USA und Kanada stammten. Sie schauen durchschnittlich geschätzt 10,7 Milliarden Minuten an Inhalten – ein Plus von 19 % verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Rumble verkündete außerdem ein starkes Wachstum bei hochgeladenen Videos. Im dritten Quartal 2023 wurden durchschnittlich pro Tag 15.700 Stunden Material hochgeladen, was einem Anstieg von 78 % zum Vorjahr entspricht.

Zum 30. September 2023 belief sich der Bargeldbestand und Äquivalent auf etwa 267 Mio. USD.

Einen Gewinn macht Rumble damit bei weitem nicht. Die Kosten für die angebotenen Dienstleistungen beliefen sich im Quartal auf 39,8 Mio. USD, verglichen mit 12,3 Mio. USD im Vorjahreszeitraum. Davon entfielen allein 26,1 Mio. USD auf die Kosten für Inhalte. Ein satter Verlust von knapp 21 Mio. USD.  

Wie kann das Unternehmen bei solchen Zahlen TikTok kaufen? Und steht TikTok überhaupt zum Verkauf?

Mögliches TikTok-Verbot in den USA

In den USA könnte es zu einem Verbot von TikTok kommen. Die App, die zu ByteDance aus China gehört, dort aber selbst nicht verfügbar ist, wird in den USA als Bedrohung angesehen. TikTok wird vorgeworfen, enge Beziehung zur CCP zu halten – der Kommunistischen Partei Chinas (CCP).

Laut einem Bericht von AP, befürchtet die Regierung, dass chinesische Behörden ByteDance zwingen könnten, TikTok-Daten amerikanischer Benutzer herauszugeben und so sensible Informationen preiszugeben.

Die chinesische Regierung kontert jedoch, dass es niemals Unternehmen aufgefordert habe und auch nicht dazu auffordern werde, im Ausland gespeicherte Daten, Informationen oder Geheimdienstinformationen zu sammeln oder bereitzustellen. Gleichzeitig hätten die USA bislang keine Beweise dafür vorgelegt, dass TikTok die nationale Sicherheit der USA bedroht.

Damit ließ sich die US-Regierung aber nicht zufriedenstellen und der Ausschuss des US-Repräsentantenhauses hat nun Anfang März einen Gesetzentwurf geschrieben, der TikTok in den USA verbieten würde, wenn die chinesische Muttergesellschaft die App nicht verkauft.

Einige Experten sehen in diesem Vorgehen deutlich, dass die USA die persönlichen Daten der Nutzer lieber bei amerikanischen Unternehmen wissen. Andere Unternehmen wie Google, Meta oder Amazon, die auf gigantischen Datenbergen sitzen und diese teilweise missbrauchen, werden hingegen mit Samthandschuhen behandelt. Viele Nutzer glauben, dass die US-Regierung ihren Status Quo bedroht sieht, denn auf der Plattform werden vor allem jüngere Nutzer beispielsweise besser das Weltgeschehen informiert, als es die landeseigenen Medien tun. Was vorher unter den Teppich gekehrt wurde, kommt über TikTok ans Licht.

Rumble will TikTok kaufen

Unbeachtet dessen will die USA den Verkauf von TikTok erzwingen, und Rumble sieht sich als möglicher Käufer.

TikTok zusammen mit seinem Schwesterunternehmen Douyin hatte 2023 laut Statista einen Wert von 84 Milliarden US-Dollar und eine Marktkapitalisierung von 200 Mrd. USD. Wie soll Rumble das bezahlen?

Chris Pavlovski, CEO von Rumble, teilte auf X (Twitter) mit, dass Rumble bereit sei, als „Cloud-Technologiepartner“ mit TikTok zu fungieren.

An offer for TikTok from our CEO @chrispavlovski pic.twitter.com/lIeZ6IXANU

— Rumble 🏴‍☠️ (@rumblevideo) March 12, 2024

In dem Schreiben, das auf X gepostet wurde, wird kein Kaufpreis genannt, sondern lediglich von einer Partnerschaft gesprochen. TikTok soll also nicht komplett in den Besitz von Rumble übergehen, sondern vermutlich eher von einem Konsortium an Interessenten verwaltet werden.

Rumble Aktie profitiert von Cloud-Aussichten

Der Vorschlag von Rumble hat unter Investoren Interesse geweckt, insbesondere da sich das Repräsentantenhaus darauf vorbereitet, über ein Gesetz zur Veräußerung von TikTok abzustimmen. Nach dem Angebot von Rumble stieg der Aktienkurs des in Florida ansässigen Unternehmens stark an. Das deutet auf Vertrauen der Anleger hin.

Gleichzeitig könnte es sich auch einfach um einen geschickten Marketing-Schachzug handeln. Rumble hat keineswegs die Mittel, TikTok auch nur ansatzweise zu übernehmen, es sei denn, es kommt zur Enteignung, was sicherlich die Chinesen stark verärgern würde. Hat Rumble überhaupt das Zeug dazu, eine App mit über 1 Milliarde monatlichen Nutzern zu verwalten? Wohl kaum.

Trotzdem will es das Unternehmen mit anderen großen Tech-Konzernen aufnehmen. Rumble ist stolz darauf, eine zensurfreie Alternative zu YouTube zu sein und möchte künftig auch eine Alternative zu öffentlichen Cloud-Unternehmen sein. Aus diesem Grund war der Markt aufgeregt, als Rumble in dieser Woche ankündigte, dass sein Cloud-Computing-Dienst nun für die Öffentlichkeit zugänglich sei. Allein das verhalf der Aktie nach oben und sollte für Investoren interessant sein.

Der Cloud-Markt soll bis 2030 einen Wert von über 500 Milliarden USD erreichen, wovon Rumble als Alternative zu Alphabet oder Meta profitieren könnte. Mit einem Marktwert von nur 2 Milliarden USD hat das Unternehmen aber noch einen weiten Weg vor sich.

Rumble-Aktie kaufen?

Dadurch könnte der Einstieg in die Aktie umso vielversprechender sein. Sie befindet sich mit 8,35 zurzeit noch unterhalb des Niveaus beim Börsengang 2022 – mit einem Verlust von 19,5 %, um genau zu sein.

Analysten haben die Aktie bislang aber kaum im Blick. Laut Marketscreener verfolgt lediglich Oppenheimer die Rumble Aktie und hat sie als „Halten“ bewertet. Tom Forte von DA Davidson bewertet die Aktie laut Stock Analysis allerdings als „Strong Buy“ mit einem Preisziel von 12 USD, was allerdings seit Mai 2023 nicht mehr aktualisiert wurde.

Möglicherweise sehen sich in nächster Zeit weitere Analysten die Aktie an, doch vorerst bleibt es Underdog, der aber laut bellt. Der Einstieg in die Aktie ist ein klares Risiko, das sich bezahlt machen könnte, wenn es Rumble tatsächlich irgendwie gelingen sollte, TikTok in seine Hände zu bekommen.