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Performen nachhaltige ETFs wirklich besser als ihre klassische Konkurrenz?
Performen nachhaltige ETFs wirklich besser als ihre klassische Konkurrenz?
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Profi Investor

Nachhaltige ETFs sind in den vergangenen Jahren unter Anlegern zunehmend beliebter geworden. 2020 ist ihre Beliebtheit geradezu explodiert. Anbieter folgen diesem Trend und nehmen zusehends mehr ESG ETFs in ihr Sortiment auf. Neben moralischen Beweggründen sprechen jedoch auch andere Faktoren für die vermehrte Nachfrage nach diesen Produkten. Mittlerweile hat sich nämlich herumgesprochen, dass Nachhaltigkeit keineswegs im Widerspruch zu dem Streben nach Rendite steht. Doch performen nachhaltige ETFs tatsächlich besser als ihre Konkurrenz? Wenn ja, worin liegt dies begründet?
Überraschend starke Performance

Auf den ersten Blick erscheint es paradox, dass ETFs, deren Zusammenstellung auf der Berücksichtigung von Faktoren beruht, welche nicht ausschließlich ökonomischer Natur sind, besser performen könnten als klassische Indexfonds. Blickt man jedoch auf das vergangene Jahr zurück, war genau dies für mehr als nur ein nachhaltiges Anlageprodukt der Fall.

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Während der bekannte iShares Core MSCI World UCITS ETF das Jahr 2020 mit einem Plus von rund 9,3 Prozent abschloss, gelang es einigen vergleichbaren globalen ETFs entweder ähnlich stark oder sogar noch besser abzuschneiden. Der iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (ISIN: IE00BFNM3J75) wies praktisch eine identische Performance auf. Der Verzicht auf als nicht nachhaltig klassifizierte Branchen hatte in diesem Fall also keinerlei negative Auswirkungen auf die Rendite. Der UBS MSCI ACWI Socially Responsible UCITS ETF (ISIN: IE00BDR55927) konnte mit 10,5 Prozent sogar noch leicht besser abschneiden.

Blickt man auf den Stoxx Europe 600 Index, haben sich nachhaltige ETFs sogar auf breiter Linie besser geschlagen als zahlreiche traditionelle Indexfonds. Auf dem US-amerikanischen Aktienmarkt musste sich der S&P 500 im vergangenen Jahr ebenfalls einigen nachhaltigen Alternativen geschlagen geben.

Hierbei handelt es sich zudem keinesfalls nur um kurzfristige Entwicklungen. So verbuchte der MSCI World ESG Leaders Index beispielsweise seit 2007 eine durchschnittliche Performance von 5,21 Prozent. Dem steht eine Performance von 5,08 Prozent vonseiten des MSCI World gegenüber.
Experten sind sich uneins

Auch diverse Vermögensverwalter wie BlackRock haben bereits verlautbart, dass eine Investition in ihre ESG-Produkte keineswegs mit einer verminderten Rendite einhergehen muss. Sicherlich sollten derartige Aussagen stets mit einer Prise Skepsis vernommen werden, besteht hierbei schließlich immer auch das Interesse, die eigenen Produkte anzupreisen.

Die Frage nach der Performance nachhaltiger Anlageprodukte ist mittlerweile auch das Thema diverser wissenschaftlicher Untersuchungen geworden. Deren Ergebnisse sind zwar zu einem großen Teil, jedoch keineswegs einstimmig zu einem positiven Ergebnis hinsichtlich Nachhaltigkeit als Anlagethema gekommen.

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So kamen die niederländischen Forscher van Duuren, Plantinga und Scholtens 2015 nach einer umfassenden Untersuchung der vorherrschenden Literatur zu dem Thema zu dem Ergebnis, dass soziales Verantwortungsbewusstsein für sich genommen keine signifikante Mehrrendite zur Folge hat.

Ein besonders häufig in der Fachliteratur vorgebrachter Kritikpunkt zielt dabei darauf ab, dass Nachhaltigkeit im Vergleich zu Faktoren wie Growth, Value oder Volatility auffallend unscharf definiert ist. Ohne eine klare Definition ist es jedoch schwieriger, die Performance bestimmter Wertpapiere tatsächlich auf Nachhaltigkeit als Faktor zurückzuführen.

Auch unabhängig von den großen ETF-Anbietern haben sich jedoch mittlerweile diverse Vermögensverwalter und Investment-Firmen für die Verwendung von nachhaltigen Anlageprodukten ausgesprochen. Cliff Asness, Gründer und CIO von AQR Capital, behauptete beispielsweise bereits 2017, dass der Verzicht auf bestimmte Unternehmen, Branchen und Länder, welche als unethisch klassifiziert werden, zu einer höheren Rendite führen kann. Allerdings fügte er auch hinzu, dass dies nicht unbedingt mit den ethischen Aspekten der Auswahl an sich zu tun habe, sondern vielmehr daran liege, welche Bereiche als nachhaltig klassifiziert werden und welche nicht.
Verbirgt sich hinter dem nachhaltigen Renditeschub etwas anderes?

Ein näherer Blick auf die Zusammensetzung der spezifischen Nachhaltigkeits-ETFs zeigt, dass durch ihre spezielle Auswahl auch einige andere Faktoren übermäßig stark herausfallen, welche für sich genommen jedoch nicht unbedingt mit Nachhaltigkeit oder einem Mangel daran in Verbindung stehen.

Nicolas Rabener, Gründer und CEO von FactorResearch wies beispielsweise bereits im vergangenen Sommer darauf hin, dass auffallend viele ESG-Produkte kaum Aktien enthalten, die stark mit dem Faktor Value in Verbindung stehen. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass Value-Aktien im Vergleich zum Markt als Ganzes und besonders im Vergleich zu Growth-Werten seit 2008 mehr als unterdurchschnittlich performt haben.

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Hinzu kommt, dass im Gegenzug besonders viele der zuletzt sehr stark performenden Growth-Titel übermäßig stark in zahlreichen nachhaltigen ETFs berücksichtigt werden. Im besonderen Maße trifft dies auf den Technologie-Sektor zu. Dieser konnte in den vergangenen Jahren aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung teils enorme Wachstumszahlen verzeichnen. Die Pandemie hat sich hierbei nochmals als verstärkender Faktor herausgestellt. Zahlreiche Tech-Werte gingen in den vergangenen zehn Monaten regelrecht durch die Decke. Mit Ausnahme einiger Unternehmen wie beispielsweise Apple finden sich viele davon auch in zahlreichen nachhaltigen Fonds wieder.

Im Gegenzug haben viele der nicht berücksichtigten Branchen in den vergangenen Jahren ohnehin mit eigenen Problemen zu kämpfen gehabt. Tabakkonzerne sind seit Langem von immer schärferen Auflagen betroffen, welche ihnen die Werbung verbietet und sie dazu zwingt, extreme Warnhinweise auf ihren Produkten anzubringen. Ölkonzerne gehören ebenfalls bereits seit Längerem nicht mehr zu den Überfliegern an der Börse. Die aktuelle Krise hat deren Situation zudem extrem verschlechtert.
Was bedeutet dies für Nachhaltigkeit als Faktor?

Für Anleger ergeben sich hieraus zwei entscheidende Dinge. Zum einen lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt feststellen, dass ESG-ETFs und ähnliche Indexfonds durchaus gleich gut oder sogar besser performen können als der Markt. Allerdings muss aktuell in Zweifel gezogen werden, ob diese Performance tatsächlich ausschließlich auf den Faktor Nachhaltigkeit an sich zurückzuführen ist.

Eine Änderung der aktuellen Marktlage könnte dazu führen, dass die Performance nachhaltiger Anlagen im Vergleich zur Konkurrenz abnimmt. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn Value-Aktien wieder anziehen würden, wie es von manchen Experten für das kommende Jahr vorausgesagt wird.

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Zudem kann eine Verschärfung der nach wie vor eher schwammig formulierten ESG-Kriterien dazu führen, dass manche stark performenden Growth-Aktien ebenfalls nicht länger als nachhaltig genug angesehen werden. So gilt beispielsweise die Investition in manche Bergbaukonzerne als nicht nachhaltig. Die Technologie-Unternehmen, welche auf deren Rohstoffe wie seltene Erden angewiesen sind und daher überhaupt erst die Nachfrage schaffen, werden hingegen nach den gleichen Maßstäben als unbedenklich eingeordnet.

Gleichzeitig besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass sich nachhaltige ETFs wie Fonds mit dem Thema erneuerbare Energien oder Elektromobilität in Zukunft noch deutlich besser entwickeln. Dies würde wiederum auch breiter gefassten ESG-ETFs nutzen.

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Martin Schwarz

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Martin Schwarz

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MSc. in Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt auf asymetrische Kryptographie und M2M-Kommunikation. Ich bin seit 2015 im Bereich Bitcoin und Kryptowährungen unterwegs. Außerdem interessiere ich mich für das Thema Aktien und ETFs. Meine Publikationen sind auch auf https://coincierge.de/author/martin-schwarz/ zu lesen.
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