Die Aktie von Zahlungsanbieter PayPal macht wieder leichte Bewegungen nach oben, nachdem das Unternehmen neue Strategien zur Erhöhung seiner Margen bekannt gegeben hat. PayPal hatte sich von einer der teuersten Aktien auf dem Markt zu einer der günstigsten entwickelt. Könnte eine neue Aufbruchstimmung für Anleger die perfekte Gelegenheit zum Einstieg bieten oder ist die Luft bei PayPal raus?

Schwache Jahre von PayPal

An der Börse ist PayPal ohne Zweifel nicht mehr das, was es einmal war. Die Covid19-Pandemie verhalf der Aktie zu ungeahnter Höhe und katapultierte den Aktienpreis im Juli 2021 auf knapp über 300 USD. Zurzeit sind es nur noch 62,45 USD – 27 USD mehr als beim Börsengang im Jahr 2015, aber auch 79 % weniger als im Sommer 2021.

PayPal war früher bei Online-Zahlungen allgegenwärtig, und das Wachstum des Unternehmens beweist dies. Doch Apple, Google und andere Webwallet-Anbieter haben inzwischen den Markt erobert und verdrängen PayPal mehr und mehr.

Nach rückläufigen Online-Shopping-Zahlen nach der Pandemie verlangsamte sich auch das Wachstum von PayPal und der Konzern war gezwungen, auf weniger profitable Produkte auszuweichen. Dazu gehört beispielsweise die Bereitstellung von White-Label-Zahlungsdiensten für E-Commerce-Anbieter.

So kam es, dass PayPal im vierten Quartal 2023 eine gesunkene Bruttomarge von 45,8 % verkündete. Drei Jahre zuvor hatte sie noch bei knapp 56 % gelegen. Seit der Verkündigung der letzten Quartalszahlen am 7. Februar hat die PayPal-Aktie rund 11 % an Wert verloren.

Manch pessimistischer Beobachter geht davon aus, dass PayPal nie mehr zu altem Wachstum zurückfinden wird. Doch ist das wirklich so? Ein Wechsel in der Chefetage könnte das Gegenteil beweisen.

Unternehmen im Wandel

Seit September 2023 ist Alex Chriss der neue CEO von PayPal. Vor PayPal war Chriss bei Intuit tätig, einem Software-Unternehmen, das besonders auf Finanz-Software fokussiert ist. Dort war er als Executive Vice President und General Manager für die Bereitstellung von QuickBooks und Mailchimp an Millionen von Kunden verantwortlich.

Mit einem neuen CEO an der Spitze soll ein Wandel erfolgen, der dazu beitragen dürfte, die jüngsten Schwächen des Unternehmens wieder gutzumachen. PayPal soll schlanker und fokussierter werden und neue Initiativen durchsetzen, die darauf abzielen, den Rückgang der Margen einzudämmen und die Erträge zu steigern.

Am Mittwoch verkündete PayPal zudem, dass mit Aaron J. Webster ein neuer Executive Vice President und Chief Enterprise Services Officer an Bord kommt. Webster soll seine neue Rolle am 18. März beginnen und sich besonders auf die globale Überwachung konzentrieren, womit Finanzkriminalität und Betrug verhindert werden sollen. Zu seinen Aufgaben gehören auch die Pflege von Regulierungs- und Regierungsbeziehungen sowie Risiko- und Compliance-Management.

Vor PayPal war Webster bei SoFi tätig, wo er als Chief Risk Officer und Global Head of Operations diente. In seinem Lebenslauf tauchen auch weitere Führungspositionen bei Toyota, Citi und GE Capital auf.

Webster blickt auf eine gute Erfolgsbilanz, das Risikomanagement und den globalen Betrieb mehrerer großer Konzerne auf Vordermann gebracht zu haben. Es wird nun erwartet, dass er dies bei PayPal wiederholen kann.

CEO Chriss zeigte sich zuversichtlich, dass Webster durch effektives Risikomanagement zum Wachstum des Unternehmens und zur Verbesserung der Kundenbeziehungen beitragen kann. Die Märkte reagierten positiv und verhalfen der Aktie so zu einem leichten Plus.

Strategiewechsel

In der vergangenen Woche macht Chriss zudem in einer Investorenkonferenz deutlich, dass PayPal großen Wert auf die Überarbeitung des bewährten Marken-Checkout-Erlebnisses des Unternehmens legt.

Chriss versprach, die Reibung im Marken-Checkout-Erlebnis für Verbraucher und Händler zu reduzieren. Damit ist quasi jedes Problem im digitalen Bezahlvorgang gemeint, welches den Verbraucher verlangsamt oder daran hindert, eine Transaktion abzuschließen. Bei der Konferenz gab Chriss auch zu, dass PayPal seinen Vorsprung beim reibungslosen Checkout in den letzten Jahren verloren habe, besonders bei mobilen Transaktionen.

Nun will das Unternehmen dafür sorgen, den Checkout zu beschleunigen, indem Verbraucher sich mithilfe biometrischer Daten einloggen. Für einen Gast-Checkout ohne Account soll es ebenfalls eine reibungslose Option geben. PayPal selbst wird in der Lage sein, mit den Kunden, die per Gast-Checkout zahlen, Kontakt aufzunehmen und ein PayPal-Konto mit zusätzlichen Rewards oder Prämien schmackhaft zu machen.

Insgesamt will PayPal mehr auf Rewards setzen, wie Chriss mitteilte. Prämien sollen für Verbraucher ein wesentlicher Bestandteil werden, um sie zu gewinnen. Details, welchen Anreiz sie Händlern bieten oder wie genau sie für Kunden attraktiv sein sollen, gab er noch nicht bekannt.

Ist die PayPal-Aktie ein Kauf?

Der herbe Verlust der PayPal-Aktie in den vergangenen drei Jahren lässt sich darauf zurückführen, dass das Unternehmen teure Übernahmen durchgezogen hat, die nicht zum eigentlichen Geschäft von PayPal passen. Sie führten nicht zum erwarteten Wachstum. Hinzu kam der Rückgang des Online-Shopping-Booms der Covid19-Pandemie und eine Geschäftsführung, die sich vor Innovationen scheute. In Anbetracht wachsender Inflation konnten sich Anbieter durchsetzen, die auf „Buy now, pay later“ setzen, was PayPal nur langsam übernahm. Diese und weitere Faktoren platzieren das Unternehmen in einer schwierigen Lage, in der es seine Konkurrenzfähigkeit unter Beweis stellen muss.

Mit einem neuen CEO am Zügel und Aaron J. Webster als Executive Vice President herrscht langsam Aufbruchstimmung bei PayPal und auch unter Analysten. PayPal hat begonnen, sich wieder auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren, also die Abwicklung von Online-Zahlungen und strebt damit organisches und vor allem nachhaltiges Wachstum an. Unnötige Übernahmen sollen vermieden werden. Geschäftsbereiche, die sich nicht rentieren, werden verkauft, beispielsweise der Kredit-Service.

Für Investoren dürfte es auch interessant sein, dass PayPal seine hohe Liquidität für mehr Aktienrückkäufe verwenden will.

Das Comeback von PayPal steht in den Startlöchern, aber hat noch einen weiteren Weg vor sich. Analysten sind vorsichtig optimistisch, dass die neue Geschäftsführung in den kommenden Monaten und Jahren für stärkeres Wachstum sorgen kann.

Von 49 Beobachtern, die die PayPal-Aktie verfolgen, empfehlen aktuell 16 zum Kauf, 7 zum Aufstocken und 25 zum Halten. Das mittlere Preisziel liegt bei 71,55 USD und damit knapp 15 % über dem aktuellen Kurs.

Anleger haben eine günstige Gelegenheit, in PayPal einzusteigen. Der Markt steht der neuen Führung des Unternehmens wohlwollend gegenüber und begrüßt die neue Strategie. Die PayPal-Aktie überwand am Mittwoch sowohl die 50- als auch die 200-Tage-Linie, was ein doppelt starkes Kaufsignal generiert.

Kann die Aktie den Ausbruch auf Wochenschlussbasis behaupten, ist weiteres Aufwärtspotenzial vorhanden und damit ein guter Zeitpunkt, die Aktie zu kaufen.