Überraschend ging der meteoritenhafte Aufstieg der NVIDIA Aktie am Freitag zu Ende. Das Papier stürzt zum Ende der vergangenen Woche bis zu 10 % ab und büßt 128 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung ein. Was hat diesen gigantischen Rückgang der NVIDIA-Aktie verursacht und müssen Anleger nun vorsichtig sein?

Dreistelliger Milliardenverlust

Die Nvidia-Aktie hatte am Freitag ihren schlechtesten Tag seit zehn Monaten. Analysten sind besorgt, dass der steile Aufstieg des Konzerns früher oder später ein Ende haben könnte. Insgesamt bleibt der Markt optimistisch und rechnet mit weiterem Wachstum an der Börse, doch ein Verlust von 128 Mrd. USD Marktkapitalisierung an einem Tag ist schwer zu schlucken.

Die NVIDIA-Aktie schloss am Freitag mit einem Minus von 5,6 % bei einem immer noch hohen Preis von 875,28 USD. Im nachbörslichen Handel ging es weitere 2,7 % nach unten. Trotz alledem ist die Aktie noch 81 % im Plus gegenüber Anfang Januar 2024.

Doch ist ein plötzlicher Vertrauensverlust genug für einen so starken Rückgang der Aktie?

Nicht ganz, denn der gesamte Markt reagierte am Freitag angespannt, nachdem in den USA die Arbeitslosenzahlen für Februar bekannt gemacht wurden. Der S&P 500 schwankte in einer ungewöhnlich volatilen Session um 0,65 % und der NASDAQ fiel um 1,16 %.

Zwar lagen die Neueinstellungen im Februar über den Erwartungen, doch gleichzeitig wurden die Daten für Januar deutlich nach unten korrigiert. Insgesamt stieg die Arbeitslosenquote und erreichte mit 3,9 % den Zweijahreshöchststand.

Die US-Arbeitslosenzahlen im Blick

Das US Bureau of Labor Statistics gab an, dass die US-Wirtschaft im Februar 275.000 neue Arbeitsplätze geschaffen habe. Damit lagen die neuen Arbeitsplätze deutlich über den Markterwartungen von 200.000.

Allerdings waren Analysten eher darauf konzentriert, dass die Zahlen für Januar nach unten korrigiert wurden. Für Januar wurden zuletzt 353.000 neue Arbeitsplätze verkündet, tatsächlich waren es aber wohl nur 229.000 bzw. eine Arbeitslosenquote von 3,7 %. Die Vermutung liegt nahe, dass Ähnliches für die Februar-Zahlen erfolgen könnte.

Die Arbeitslosenquote stieg im Februar um 0,2 % auf 3,9 %. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 334.000 auf 6,5 Millionen. Im Vorjahreszeitraum lag die Arbeitslosenquote bei 3,6 % und die Zahl der Arbeitslosen lag bei 6 Millionen.

Unter den wichtigsten Arbeitnehmergruppen stiegen im Monatsverlauf die Arbeitslosenquoten von Frauen (3,5 %) und Jugendlichen (12,5 %), während die Zahlen für Männer (3,5 %), Weiße (3,4 %), Schwarze (5,6 %), Asiaten (3,4 %) und Lateinamerikaner (5,0 %) im Februar kaum oder keine Veränderung zeigten.

Die Zahl der dauerhaften Arbeitsplatzverluste stieg im Februar um 174.000 auf 1,7 Millionen, die Zahl der vorübergehend entlassenen Arbeitnehmer blieb mit 827.000 hingegen kaum verändert. Gleiches gilt für die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Höhe von 1,2 Millionen Menschen. Sie machen 18,7 % aller Arbeitslosen aus.

Auch die Zahl der aus wirtschaftlichen Gründen in Teilzeit beschäftigten Personen hat sich im Februar mit 4,4 Millionen kaum verändert. Diese Personen, die eine Vollzeitbeschäftigung vorgezogen hätten, arbeiteten Teilzeit, weil ihre Arbeitszeit verkürzt worden war oder sie keine Vollzeitbeschäftigung finden konnten.

Die Veröffentlichung dieser Zahlen wirkte sich nicht nur negativ auf NVIDIA aus, sondern zog auch andere Unternehmen nach unten. Arm Holdings verlor rund 7 % am Freitag, Advanced Micro Devices ging knapp 9 % nach unten und Super Micro Computer beendete die Sitzung mit einem Minus von 6 %.

Urheberrechtsklage mitverantwortlich?

NVIDIA hat zurzeit eine Klage am Hals, die sich ebenfalls negativ auf die Performance an der Börse auswirken könnte. Konkret klagen drei Autoren gegen den Tech-Riesen wegen der Verwendung ihrer Arbeit beim Training von KI-Modellen.

In der Sammelklage wird behauptet, dass das Unternehmen die urheberrechtlich geschützten Bücher der drei Autoren ohne Genehmigung bei der Entwicklung der NeMo-Plattform für künstliche Intelligenz verwendet habe. Die Klage wurde beim Bundesgericht in San Francisco eingereicht. Namentlich handelt es sich um Brian Keene, Abdi Nazemian und Stewart O’Nan, die NVIDIA vorwerfen, knapp 200.000 Bücher verwendet zu haben, um NeMo in gewöhnlicher Schriftsprache zu schulen. Unter den tausenden Büchern befanden sich auch Werke der drei Autoren, die urheberrechtlich geschützt sind, wie vermutlich viele weitere verwendete Bücher.

Laut einem Bericht von Reuters wurde das NeMo-Projekt schon im Oktober wegen Urheberrechtsverletzungen eingestellt. Das wird von den Klägern als Schuldeingeständnis betrachtet. Nach Angaben von NVIDIA, sollte mit NeMo ein Cloud-natives Framework erschaffen werden, womit generative KI-Modelle überall kreiert, angepasst und zur Verfügung gestellt werden sollten.

Die Kläger fordern Schadensersatz in unbestimmter Höhe für betroffene Autoren.

Aussichten für NVIDIA Aktie

NVIDIA und weitere Tech-Aktien befanden sich auch vorbörslich am Montag im negativen Bereich. Der kometenhafte Aufstieg von NVIDIA in den letzten Monaten soll aber noch nicht vorbei sein. Trotz eines Dämpfers befindet sich NVIDIA weiter auf der Erfolgsspur.

Tatsächlich korrigierten die Analysten von Cantor Fitzgerald ihr Preisziel am Montagmorgen sogar nach oben – von 900 USD auf 1.200 USD. Auch Aletheia Capital Limited bleibt optimistisch und passt das Preisziel von 1.000 USD auf 1.250 USD nach oben an.

Im Durchschnitt jedoch liegt das mittlere Preisziel der Analysten nur knapp 1 % über dem Kurs zum Handelsschluss am Freitag. Immerhin sprechen sich aber 39 von 55 Beobachtern für einen Kauf der Aktie aus, während 11 zum Aufstocken tendieren und 5 zum Halten raten.

Anleger sollten die Entwicklungen der Aktie in den kommenden Tagen genauer beobachten, bevor sie sich für einen Einstieg entscheiden. Es ist noch immer nicht auszuschließen, dass NVIDIA den großteil des KI-Hypes abbekommt, während andere Unternehmen mit ähnlichen Aussichten links liegen gelassen werden. Ein Verlust einer Marktkapitalisierung von 128 Mrd. USD an einem Tag ist gigantisch – möglicherweise ist der Wert von NVIDIA mit zuletzt 2 Billionen US-Dollar auch einfach überbewertet. Auch NVIDIA ist an der Börse volatil, weswegen risikoscheue Anleger mit einem Einstieg in Künstliche Intelligenz ETFs möglicherweise besser beraten sind.