Obwohl es keine bedeutenden Unternehmensmeldungen gab, die eine solche rasante Kurssteigerung rechtfertigen würden, konnten mehrere Faktoren zum plötzlichen Aufschwung der Nikola-Aktie beigetragen haben.

Zum einen hat der gesamte Wasserstoffsektor in den letzten Tagen einen Aufwind erlebt. Positive Nachrichten von anderen Unternehmen der Branche, wie Ballard und Plug Power, hatten einen allgemeinen Anstieg der Aktienkurse aller Wasserstoffunternehmen zur Folge. Als Hersteller von Wasserstoff-Lkw konnte Nikola natürlich ebenfalls von dieser Branchenentwicklung profitieren.

Der zweite und wahrscheinlich noch bedeutendere Faktor könnte mit der Lösung von Nikolas kapitalmarktbezogenen Problemen zusammenhängen. Es ist bekannt, dass das Unternehmen dringend neues Kapital benötigt, um sein Geschäft zu finanzieren, und plant, neue Aktien auszugeben. Gleichzeitig droht Nikola der Ausschluss von dem Nasdaq, da der Aktienkurs lange Zeit unter 1 US-Dollar lag.

Die vorgeschlagene Lösung für beide Probleme könnte ein sogenannter „Reverse Aktien-Split“ sein. Dies ist eine Kapitalmaßnahme, bei der die Anzahl der ausgegebenen Aktien reduziert wird, wodurch der Aktienkurs steigt. Ein solcher Schritt könnte Nikola helfen, neues Kapital zu beschaffen und gleichzeitig den Druck eines möglichen Delistings zu verringern.

Darüber hinaus gab es eine auffallende Zunahme des Handelsvolumens von Nikola-Aktien, was darauf hinweisen könnte, dass Investoren ihre Positionen aufgrund von Wetten auf fallende Kurse (Short-Positionen) auflösen. Dieses Phänomen, bekannt als „Short-Squeeze“, kann zu kurzfristigen, aber erheblichen Kurssteigerungen führen. Es ist das gleiche Phänomen, das wir in der Vergangenheit bei Unternehmen wie GameStop beobachtet haben.

Trotz dieser positiven Entwicklungen ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Grundprobleme des Unternehmens noch nicht gelöst sind. Nikola ist immer noch hochdefizitär und braucht dringend zusätzliches Kapital. Der aktuelle Kursanstieg könnte daher nur von kurzer Dauer sein, es sei denn, das Unternehmen kann seine Finanzprobleme nachhaltig lösen.

Die finanziellen Herausforderungen von Nikola sind beträchtlich. In den letzten Quartalen hat das Unternehmen hohe Verluste erlitten, während seine Einnahmen weiterhin niedrig blieben. Im letzten Geschäftsquartal zum Beispiel betrug der Verlust 169 Millionen US-Dollar bei Einnahmen von lediglich 11,1 Millionen US-Dollar. Dieses Szenario verdeutlicht, dass Nikola dringend frisches Kapital benötigt, um seine Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten und in seine Entwicklungsprojekte zu investieren.

Diese Situation wird jedoch dadurch kompliziert, dass Nikola seine Kapitalanforderungen erfüllen muss, während es gleichzeitig mit einer potenziellen Entfernung von dem Nasdaq konfrontiert ist, einer der größten Börsen der Welt. Dieses Delisting-Risiko entstand, als der Aktienkurs des Unternehmens unter 1 US-Dollar fiel und über 30 Handelstage hinweg unter dieser Schwelle blieb. Dies widerspricht den Mindestanforderungen der Nasdaq für einen fortgesetzten Börsenhandel.

Um diesen drohenden Börsenausschluss abzuwenden, muss Nikola seinen Aktienkurs auf eine nachhaltige Weise erhöhen. Ein in Betracht gezogener Weg ist ein Reverse Aktien-Split. Bei einem solchen Split wird die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien verringert, was automatisch den Preis der einzelnen Aktien erhöht. Ein höherer Aktienkurs könnte dabei helfen, den Börsenausschluss zu verhindern und gleichzeitig das Unternehmen attraktiver für potenzielle Investoren zu machen, die frisches Kapital einbringen könnten.

Ungeachtet der jüngsten Kurssteigerung bleibt Nikola jedoch in einer schwierigen Position. Die geplante Kapitalerhöhung, über die noch abgestimmt werden muss, ist noch nicht sicher und es besteht weiterhin das Risiko eines Börsenausschlusses. In der Zwischenzeit müssen die Aktionäre und das Management von Nikola geduldig bleiben und auf eine positive Lösung hoffen, um die finanziellen Herausforderungen des Unternehmens zu bewältigen.

Die Marktreaktion auf die kürzlichen Bewegungen der Nikola-Aktie war stark und teilweise überraschend. Das enorme Handelsvolumen und der plötzliche, scharfe Anstieg des Aktienkurses erinnern viele Beobachter an die Kursexplosionen von Aktien wie GameStop im Jahr 2021. Damals trieben koordinierte Käufe von Einzelanlegern, oft angeführt durch Social-Media-Plattformen, den Aktienkurs in die Höhe, was zu enormen Verlusten für institutionelle Investoren führte, die auf fallende Kurse gewettet hatten.

Bei Nikola könnte eine ähnliche Dynamik zu beobachten sein. Mit einer Shortquote von 20,6 Prozent, die auf der Plattform „Seeking Alpha“ gemeldet wurde, gibt es eine bedeutende Anzahl von Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt haben. Der jüngste Kursanstieg könnte diese Investoren nun zwingen, ihre Positionen zu glattzustellen und Nikola-Aktien zu kaufen, was den Kurs weiter ansteigen lassen könnte.

In Bezug auf die langfristige Zukunft der Nikola-Aktie herrscht jedoch eine gewisse Unsicherheit. Während die kurzfristige Kurserholung sicherlich positiv ist, sind die zugrundeliegenden Probleme des Unternehmens – insbesondere sein hoher Finanzierungsbedarf und das Delisting-Risiko – noch nicht gelöst.

Obwohl eine mögliche Kapitalerhöhung und ein Reverse-Aktiensplit dazu beitragen könnten, diese Probleme zu mildern, hängt viel von den zukünftigen Geschäftsleistungen von Nikola ab. Das Unternehmen muss zeigen, dass es in der Lage ist, seine Finanzen zu stabilisieren, seine Produktion zu steigern und seine Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen.

Darüber hinaus könnte die breitere Marktstimmung gegenüber Wasserstoff- und erneuerbaren Energien-Aktien eine entscheidende Rolle spielen. Positive Nachrichten aus der Branche könnten dazu beitragen, das Vertrauen der Investoren in Nikola zu stärken, während negative Entwicklungen das Gegenteil bewirken könnten.

Grundsätzlich bleibt die Nikola-Aktie ein hochspekulatives Investment, das potenziell hohe Gewinne, aber auch bedeutende Verluste mit sich bringen kann. Anleger, die gern eine Aktie unter 5 Euro kaufen möchten, können sie mit der entsprechenden Risikoanalyse in Betracht ziehen.