Der Aktienwert des norwegischen Wasserstoffunternehmens verzeichnete in letzter Zeit einen Abwärtskurs, der durch charttechnische Verkaufssignale beeinflusst wurde. Am Donnerstagmorgen sind es allerdings die kürzlich veröffentlichten Zahlen von Nel ASA, die den Aktienkurs wieder nach oben treiben. Die Wasserstoff Aktie gewinnt derzeit mehr als 13 Prozent und wird zu 1,17 Euro gehandelt. Es bleibt jedoch offen, ob die erste Reaktion auf den Quartalsbericht an der Börse von Bestand ist.
Im ersten Quartal 2023 konnte Nel ASA seinen Umsatz von 213 Millionen Norwegischen Kronen auf 359 Millionen Norwegische Kronen erhöhen. Der Auftragseingang stieg auf 580 Millionen Norwegische Kronen, was einem Zuwachs von 105 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Dies ist unter anderem auf einen Großauftrag im Umfang von 34 Millionen Euro von HH2E zurückzuführen. Nel ASA verzeichnet zum Ende März einen Auftragsbestand von über 2,9 Milliarden norwegischen Kronen.
Im ersten Quartal 2023 verzeichnet die skandinavische Firma Nel ASA rote Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in dem ein Gewinn von 84 Millionen Norwegischen Kronen erzielt wurde, steht nun ein Verlust von 192 Millionen Norwegischen Kronen. Es ist jedoch zu beachten, dass das Vorjahresergebnis durch positive Sondereffekte in Höhe von 270 Millionen Norwegischen Kronen verzerrt war.
In Bezug auf die operative Ebene wurde der Verlust auf EBITDA-Basis von 152 Millionen Norwegischen Kronen auf 121 Millionen Norwegischen Kronen verringert. Håkon Volldal, CEO von Nel ASA, betont die Verbesserung der Resultate aufgrund gesteigerten Produktionsvolumens und der besseren Margen bei den neuesten Verträgen, die sich positiv auf die finanzielle Performance auswirken. Nach einer Kapitalerhöhung im März gibt das Unternehmen den Barbestand zum Ende des Quartals mit mehr als 4,6 Milliarden norwegischen Kronen an.
Nel erlebt ein stetiges Wachstum des Interesses und wachsende Chancen im Wasserstoffsektor. Die Projektpipeline entwickelt sich stetig und reift, während das Unternehmen weiterhin Großaufträge gewinnt. Daher plant Nel, in die Organisation zu investieren, die Technologieplattformen zu optimieren und die Fertigungskapazitäten zu erweitern.
Bei der Erweiterung der Kapazitäten am Standort Herøya macht das Wasserstoffunternehmen planmäßige Fortschritte. Zudem beabsichtigt Nel, den Fertigungsprozess der PEM-Elektrolyseur-Technologie zu automatisieren und die Produktionsleistung im US-Werk in Wallingford, Connecticut, auf rund 500 MW zu erhöhen.
Antizipierter Ausbau von Energiegewinnungsaktivitäten in USA und EU könnte sich positiv auf Geschäft auswirken
In den letzten Wochen musste der Aktienkurs des betreffenden Unternehmens eine beinahe unheimliche Abwärtsspirale erleben, wie die Kursentwicklung zweifelsohne belegt. Aus der Sicht der Finanzmärkte erscheint diese Aktie ohnehin schwer fassbar. Kurzfristig betrachtet sind die wirtschaftlichen Aussichten, wie erwähnt, nicht besonders vielversprechend.
Allerdings könnten sich mittel- bis langfristig ganz andere Perspektiven ergeben, insbesondere in Bezug auf die Vereinigten Staaten und möglicherweise auch die Europäische Union. Die beiden Gebiete haben vor, ihre Energietätigkeiten in den nächsten Jahren beträchtlich zu intensivieren.
Mit dem Inflation Reduction Act (IRA) haben die Vereinigten Staaten einen Meilenstein gesetzt, über den hier bereits mehrmals berichtet wurde. Die USA planen Investitionen in Höhe von 369 Milliarden Euro, wobei ein erheblicher Teil in die Wasserstoffindustrie fließen wird.
Der Preis für ein Kilogramm grünen Wasserstoffs soll auf 3 Dollar sinken, was darauf hindeutet, dass Wasserstoff in der Lage sein sollte, zumindest größtenteils mit grauem Wasserstoff im Wettbewerb zu bestehen. Dies wiederum dürfte Hersteller von Elektrolyseuren in die Hände spielen, die sich auf steigende Auftragszahlen freuen können. Dies ist vermutlich der Grund, warum die renommierte Investmentbank Goldman Sachs die Aktie von Nel ASA nun in einem positiven Licht betrachtet und sie im Generellen zu den interessantesten Wasserstoff Aktien gezählt werden kann.
Widersprüchliche Einschätzungen von Analysten
In einer jüngsten Analyse hat Goldman Sachs erneut ein positives Bild von Nel Asa gezeichnet, ähnlich wie in früheren Untersuchungen. Das norwegische Unternehmen erhielt ein Kursziel von 20,60 NOK, was etwa 1,90 Euro entspricht. Im Vergleich zum aktuellen Kursniveau bedeutet dies ein enormes Wachstumspotenzial, wobei der Aktienkurs noch einen Anstieg von über 50 % vor sich hat.
Das weckt ebenfalls das Interesse an weiteren Kursprognosen. Tatsächlich haben zum Beispiel 21 Analysten, die über Plattformen wie Marketscreener zugänglich sind, durchschnittlich ein Kursziel von 16,04 NOK vorausgesagt. Dies würde für Nel ASA einen Kurszuwachs von 21,5 % bedeuten. Ob dies wirklich eintrifft, ist noch ungewiss. Seit Jahresbeginn wurden die Kursziele innerhalb weniger Monate merklich nach unten angepasst. Anfang des Jahres betrug der Durchschnittswert noch knapp 20 NOK.
Das Kursziel hat sich also um rund 20 % verringert. Beachtenswert ist auch die erhebliche Bandbreite zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Kursziel. Das niedrigste Kursziel liegt bei 7,00 NOK, was 47 % unter dem aktuellen Kurs liegt. Das höchste Kursziel hingegen beträgt 25,00 NOK, was einen potenziellen Kursanstieg von 89,4 % impliziert.
JP Morgan, im Gegensatz zu Goldman Sachs, hatte am 19. April ein Verkaufsrating für die Aktie ausgesprochen. Das Kursziel wurde tatsächlich um 0,10 NOK nach unten angepasst und beträgt nun 11,50 NOK. Vermutlich befindet sich die Realität weder am oberen noch am unteren Ende des Spektrums.
Am Ende wird entscheidend sein, wie schnell Nel ASA in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten neue Aufträge generieren kann. Die großzügigen Investitionen der Regierungen und die Reaktionen der von Nel ASA unterstützten Kunden werden entscheidend dafür sein, wie schnell das Unternehmen seinen Umsatz nicht nur auf 140 Millionen Euro im Jahr 2023, sondern auch auf die angestrebten mehr als 220 Millionen Dollar (etwa 200 Millionen Euro) steigern kann. Nel ASA ist auf das Zustandekommen dieser großen Aufträge angewiesen.
Derzeit wird der Aktienkurs allerdings auch von den bevorstehenden Quartalsergebnissen beeinflusst, die am 27. April bekannt gegeben werden und die Marktstimmung prägen werden. Die Startposition an den Börsen ist nicht besonders vorteilhaft. Rein formal betrachtet, befindet sich das Wertpapier im Abwärtstrend. Aktuell fehlen etwa 5,2 % zum gleitenden Durchschnitt der vergangenen 20 Tage. Die 200-Tage-Linie liegt bereits über 18 % entfernt.
Aus dieser Perspektive erscheint die Aktie derzeit um mindestens 20 Cent unterbewertet. Vielmehr sollte Nel ASA um weitere 25 Cent steigen, bevor ein formeller Trendwechsel in Richtung Aufwärtstrend gelingen kann. Sollte dies klappen, ist es jedoch durchaus möglich, dass der Kurs aus dem übergeordneten Seitwärtstrend der letzten Jahre ausbricht und das Wertpapier von Nel ASA wieder zu einer Value-Aktie wird.
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