Die Aktie des Triebwerkherstellers MTU stürzt deutlich auf ein Jahrestief ab, obwohl die Probleme beim Partner Pratt & Whitney liegen. Flugzeuge müssen am Boden bleiben, nachdem es Materialprobleme bei den Triebwerken gibt und Milliardenkosten entstehen. Die Hiobsbotschaften ziehen auf Airbus-Aktien nach unten. Ist jetzt ein günstiger Moment für den Einstieg in MTU Aero Engines gekommen, oder wird es noch weiter nach unten gehen?
Rückruf bei Pratt & Whitney
Nicht nur bei MTU ging die Aktie in den Keller, sondern auch bei RTX, der Muttergesellschaft von Pratt & Whitney, die am Montag auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren rutschte. Grund dafür war die Ankündigung, dass in den nächsten Jahren gleich mehrere Hundert Flugzeuge von Airbus nicht fliegen können, denn es wurde ein seltener Produktionsfehler aufgedeckt.
Im Juli teilte RTX mit, dass ein seltener Pulvermetallfehler zu Rissen in einigen Motorkomponenten führen könnte, und forderte beschleunigte Inspektionen für 200 Motoren bis Mitte September. Am Montag dann wurde mitgeteilt, dass man nun schätzt, dass bis 2026 insgesamt 600 bis 700 Triebwerke aus den Jets der Airbus A320neo-Reihe für langwierige Qualitätsprüfungen ausgebaut werden müssen.
Ursprünglich wurde davon ausgegangene, dass die Reparaturen binnen 60 Tagen erledigt seien, doch inzwischen ist von bis zu 300 Tagen pro Triebwerk die Rede. Das bedeutet, dass bis 2026 jedes Jahr etwa 350 Flugzeuge am Boden bleiben müssten. In der ersten Hälfte von 2024 sollen es wohl direkt 650 Flugzeuge sein.
Diese Nachrichten führen direkt zu einem Verlust von 3 Milliarden USD für RTX und für Engpässe für Fluggesellschaften, die auf den Airbus A320neo setzen. Wizz Air gab bereits bekannt, die Kapazitäten für die zweite Jahreshälfte 2024 deutlich kürzen zu müssen. Bis zu 10 % der Kapazität der Airline sind von den Triebwerksproblemen betroffen.
Für Fluggesellschaften kommen diese Groundings zu einer ungünstigen Zeit, denn die Nachfrage nach Flugreisen steigt 2023 und darüber hinaus stark an, nachdem der weltweite Markt 2020 durch die Covid19-Pandemie eingebrochen war und sich erst jetzt richtig erholen kann.
Laut RTX wird im dritten Quartal nun eine Belastung von etwa 3,5 Mrd. USD zu verbuchen sein, hauptsächlich aufgrund der Entschädigung seiner Kunden, sowie 1,5 Mrd. USD weniger an freiem Cashflow im Jahr 2025. Das ist ein größerer Einbruch als ursprünglich im Juli angekündigt wurde.
Die Aktie von RTX fiel um 10 % auf ein Jahrestief und wird zum Dienstagnachmittag um 76,90 USD gehandelt. Seit Jahresbeginn ist jetzt ein Verlust von 23 % zu verbuchen.
MTU verliert 1 Milliarde
RTX und die Tochtergesellschaft Pratt & Whitney sind natürlich keineswegs die einzigen Geschädigten. Den deutschen Triebwerkbauer MTU trifft die Misere ebenso stark. Das in München ansässige Unternehmen ist an der Produktion der Triebwerke von Pratt & Whitney beteiligt.
MTU teilte am Montag mit, dass die Gewinne und Umsatzzahlen im laufenden Geschäftsjahr möglicherweise um eine Milliarde Euro sinken könnten. Darüber hinaus kann in den Folgejahren bis 2026 auch ein Rückgang der Liquidität erwartet werden. Aufgrund dieser Unsicherheiten gab MTU seine Prognose für dieses Jahr unter Vorbehalt ab.
Gestern verloren die Aktien von MTU an der Börse rund 10 %, am Dienstag folgte ein weiterer Verlust von 5 %. Insgesamt hat das Unternehmen innerhalb weniger Tage mehr als ein Fünftel seines Börsenwertes verloren und wird inzwischen um 171,10 Euro gehandelt.
Über die letzten 12 Monate hatte sich die Aktie von einem Jahrestief von 149,20 Euro auf 245, 10 Euro im April rauf gekämpft, doch diese Gewinne lösen sich nun aufgrund der Materialprobleme beim Partnerunternehmen in Luft auf.
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Kann es noch weiter heruntergehen? Das ist gut möglich, denn die genauen Ausmaße der Rückrufe der Triebwerke lassen sich aktuell nur schätzen. Es ist denkbar, dass es bei den Reparaturarbeiten zu Verzögerungen kommt oder andere Faktoren für weiter schlechte Nachrichten sorgen. Wie die ersten Reparaturen ablaufen, wird für den weiteren Verlauf der Rückrufe entscheidend sein.
Vorerst sollten Anleger mit eher negativen Nachrichten rund um MTU Aero Engines rechnen. Die Meinung von Analysten gibt jedoch noch etwas Hoffnung. Im Laufe des Tages haben Analysten von J.P. Morgan und Jefferies ihre Kaufempfehlung für die Aktie bestätigt, während UBS, Warburg Research und Hauck & Aufhauser die Aktie als neutral bewerten. Warburg Research passte sein Preisziel von 212 Euro auf 195 Euro an.
Das mittlere Preisziel liegt damit aber noch immer bei gut 240 Euro, was zum aktuellen Kurs ein Gewinn von mehr als 33 % wäre. Verlässt man sich auf die Experten, ergibt sich derzeit ein günstiger Moment, um in die MTU-Aktie einzusteigen, wenngleich das Risiko hoch bleibt.
Da der Markt dank der steigenden Nachfrage nach Flugreisen wächst und die Auftragsbücher von Airbus und damit auf RTX, Pratt & Whitney und MTU gefüllt sind, könnte man auf eine Besserung der Bilanzen der Unternehmen setzen. Wem das zu viel Risiko ist, findet mit Tourismus ETFs möglicherweise eine gute alternative Anlage.
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