Der MSCI World zählt zu den meistbeachteten Aktienindizes der Welt. Er wird von zahlreichen Aktien-ETFs abgebildet, die wiederum zu den beliebtesten Indexfonds überhaupt zählen. Doch mittlerweile gibt es mit globalen ESG/SRI-ETFs eine nachhaltige Alternative. Lohnt es sich für Anleger, auf die umweltbewusstere Konkurrenz zu setzen, oder ist der klassische MSCI World ETF nach wie vor die bessere Anlage?
ESG ETFs sind gekommen, um zu bleiben
In der Welt der Investments sind Anbieter aller Art schnell dabei, auf einen neuen Anlagetrend aufzuspringen. Wer als erster entsprechende Investment-Angebote im Repertoire hat, kann sich auf einem potenziellen Wachstumsmarkt etablieren und Konkurrenten distanzieren. Nicht selten sind derartige Trends jedoch nur ein temporäres Phänomen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Derzeit hat alles den Anschein, als ob der Aufstieg der nachhaltigen Anlageprodukte eine solche Ausnahme ist.
Das soziopolitische Umfeld hat sich in den letzten Jahren merklich in Richtung einer höheren Priorisierung von sozialen, ökologischen und klimafreundlichen Standards verschoben. Nachhaltigkeit ist mittlerweile zum geflügelten Wort geworden. Auch in Investorenkreisen hat Nachhaltigkeit im Jahr 2021 einen sehr hohen Stellenwert.
Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass ETF-Anbieter bestrebt sind, ihr Angebot an nachhaltigen Indexfonds immer weiter auszubauen. Nicht wenige von ihnen gehen nun bereits davon aus, dass die Bedeutung von ESG/SRI-ETFs in den kommenden Jahren sogar jene klassischer ETFs überflügeln könnte.
So hatte beispielsweise Dan Draper, CEO von S&P Dow Jones Indices gegenüber CNBC erwähnt, er betrachte ESG als eine der größten Wachstumsgelegenheiten für sein Unternehmen. Demnach habe der Trend zuerst in Europa begonnen, sei nun jedoch auch dabei, auf dem noch größeren US-Markt immer weiter Fuß zu fassen.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC geht unterdessen davon aus, dass die Wachstumsrate bei ESG ETFs auf dem europäischen Markt in den kommenden Jahren durchschnittlich bei 28,8 Prozent liegen könnte. Bis 2025 könnte demnach bereits jeder zweite ETF auf Nachhaltigkeitskriterien basieren.
Ob alle neu aufgelegten ESG ETFs dabei tatsächlich so nachhaltig sind, wie sie behaupten zu sein, steht zwar auf einem anderen Blatt. Daran, dass dieser Trend in den kommenden Jahren anhalten wird, scheint es derzeit jedoch kaum Zweifel zu geben.
In Sachen Diversifikation hat ein klassischer MSCI World ETF weiterhin die Nase vorn
Indizes mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit nutzen jeweils ein vorher festgelegtes Bewertungssystem, anhand dessen entschieden wird, ob ein bestimmtes Unternehmen in den Index aufgenommen wird, oder nicht. Die wohl bekanntesten derartigen Bewertungskriterien basieren auf dem ESG-Konzept. Environmental, Social, Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) werden dabei als die drei maßgeblichen Aspekte angesehen, anhand derer die Nachhaltigkeit eines Unternehmens gemessen werden kann.
Einer der größten Kritikpunkte an diesem Konzept, welcher des Öfteren von Kritikern des Nachhaltigkeitskonzeptes im Investmentbereich vorgebracht wird, ist, dass hierdurch eine der fundamentalen Stärken von ETFs untergraben wird: ihre Diversifikation.
Tatsächlich bilden nachhaltige ETFs im Vergleich zu ihren klassischen Pendants deutlich weniger Positionen ab. Vergleicht man beispielsweise den nachhaltigen iShares MSCI World SRI UCITS ETF (ISIN: IE00BYX2JD69) mit dem beliebten iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983), fällt sofort auf, dass die nachhaltige Variante gerade einmal ein Viertel der Positionen des Originals enthält. Bei diversen weiteren ESG/SRI-ETFs zeigt sich ein ähnliches Bild:
Globale Nachhaltigkeits-ETFs | Anzahl der Positionen |
iShares MSCI World SRI UCITS ETF | 381 |
UBS MSCI World Socially Responsible UCITS ETF | 355 |
Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF | 576 |
Amundi MSCI World SRI UCITS ETF | 383 |
Zum Vergleich: Der klassische MSCI World Index setzt sich aus 1.450 bis 1.600 Positionen zusammen. Durch die strenge Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien schrumpft die Zahl der abgebildeten Aktien recht erheblich.
ESG-light als Kompromiss?
Dieses Problem ist auch den Index- und ETF-Anbietern keineswegs entgangen. Aus diesem Grund machen diese sich bereits seit geraumer Zeit einen Aspekt des Nachhaltigkeitskonzeptes zunutze, welcher auch von seinen Befürwortern immer wieder kritisiert wird: die kaum definierte Schwammigkeit des Nachhaltigkeitsbegriffes an sich.
Auch wenn sich Indexbauer und Fondsanbieter stets damit rühmen, ausgefeilte ESG-Kriterien oder andere Bewertungsmaßstäbe an ihre Produkte anzulegen, sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es derzeit keine einheitlich definierte Richtlinie für die Zusammensetzung eines nachhaltigen Indexfonds gibt.
Dies ermöglicht es Anbietern, sich die angewendeten Bewertungskriterien so zurechtzubiegen, wie sie es gerne hätten. Diese Praxis führt dazu, dass es neben den oben genannten vergleichsweise kleinen Nachhaltigkeits-ETFs auch eine Reihe von globalen ESG-ETFs gibt, die eine deutlich größere Bandbreite an Aktien abdecken:
Globale Nachhaltigkeits-ETFs | Anzahl der Positionen |
iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF | 1.477 |
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF | 1.387 |
HSBC Developed World Sustainable Equity UCITS ETF | 1.003 |
Invesco MSCI World ESG Universal Screened UCITS ETF | 1.425 |
Ein näherer Blick auf den iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (ISIN: IE00BFNM3J75) zeigt, dass dessen Vergleichsindex lediglich solche Unternehmen herausfiltert, die mit Tabak, umstrittenen Waffen oder Thermalkohle Umsatz erzielen bzw. in einigen anderen als kontrovers angesehenen Branchen tätig sind.
Das ESG-Raster wurde hierbei dermaßen zurecht gedehnt, dass nur noch einige wenige Unternehmen durchfallen. So stellt hier beispielsweise Apple mit einem Gewicht von 4,22 Prozent die größte Position. In den meisten anderen ESG-ETFs fällt der Technologie-Riese jedoch aufgrund teils fragwürdiger Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette regelmäßig durch.
Auch zahlreiche Umweltsünder lassen sich in diesen ESG-ETFs finden, solange ihr Wirken nicht mit den bekanntesten Klimasünden in Verbindung gebracht werden kann. Wer bereit ist, sich auf derartige Kompromisse einzulassen, wird jedoch mit einem deutlich breiter aufgestellten MSCI World ETF belohnt.
Unterschiede bei der Sektor-Gewichtung
Bei der Gewichtung der unterschiedlichen Sektoren ergeben sich im Übrigen zwischen einem klassichen MSCI World ETF, der nachhaltigen Variante und der abgespeckten ESG-Version überraschend geringe Unterschiede.
So findet beispielsweise der Industriesektor in allen betreffenden ETFs ein vergleichbares Maß an Berücksichtigung. Lediglich der Energiesektor ist bei den strengeren ESG/SRI-ETFs etwas unterrepräsentiert. Klima-, Umwelt- und Sozialsünder finden nämlich sich nicht nur in einigen wenigen Branchen, sondern verteilen sich über alle Sektoren.
Überrepräsentiert ist bei den nachhaltigen MSCI World ETFs hingegen der Technologie-Sektor. Den entsprechenden Unternehmen fällt es – von Ausnahmen abgesehen – meist etwas leichter, die an sie angelegten Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen
Performen nachhaltige ETFs doch nicht besser?
Ein weiterer Kritikpunkt, welcher in der Vergangenheit öfters gegen nachhaltige Anlageprodukte hervorgebracht worden war, ist, dass diese im Vergleich zu klassischen Anlageprodukten weniger Rendite einbringen würden. In den letzten Jahren zeigte sich jedoch, dass dies keineswegs so sein muss. Tatsächlich performten zahlreiche ESG-ETFs während der Krise sogar besser als ihre weniger nachhaltigen Gegenstücke.
Hieraus nun jedoch abzuleiten, Nachhaltigkeit sei ein renditesteigerndes Investmentkriterium, ist womöglich etwas verfrüht. So haben manche Analysten bereits angemahnt, dass der Grund für die teils bessere Performance diverser ESG/SRI-ETFs nicht unbedingt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat.
Vergleicht man nun die Performance der verschiedenen nachhaltigen globalen ETFs mit jener der herkömmlichen MSCI World ETFs, ergibt sich ein gemischtes Bild.
Über die letzten 12 Monate schneidet der bereits mehrfach zum Vergleich herangezogene iShares Core MSCI World UCITS ETF mit einem Plus von 29,59 Prozent besser ab als zahlreiche seiner nachhaltigen Gegenstücke. Gleichzeitig gibt es jedoch durchaus auch einige ESG/SRI-ETFs, die über diesen Zeitraum mehr Rendite eingebracht haben.
Am besten schneidet hier der Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF (ISIN: IE00BZ02LR44) ab. Mit einem Plus von 31,46 Prozent kann sich dieser sogar noch vor die übrigen klassischen MSCI World ETFs setzen. Zu den weiteren Top-Performern zählen der iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF (ISIN: IE00BG11HV38) sowie der Lyxor MSCI World ESG Trend Leaders (DR) UCITS ETF (ISIN: LU1792117779):
Performance-Vergleich: IShares MSCI World ETF vs. ausgewählte ESG/SRI-ETFs
Performance letzte 12 Monate | |
iShares Core MSCI World UCITS ETF | +29,59 % |
iShares MSCI World SRI UCITS ETF | +27,13 % |
Amundi MSCI World SRI UCITS ETF | +27,82 % |
Invesco MSCI World ESG Universal Screened UCITS ETF | +28,62 % |
HSBC Developed World Sustainable Equity UCITS ETF | +29,04 % |
iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF | +29,78 % |
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF | +30,30 % |
Lyxor MSCI World ESG Trend Leaders (DR) UCITS ETF | +30,40 % |
Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF | +31,46 % |
Zwischen den verschiedenen nachhaltigen MSCI World ETFs zeigen sich in Sachen Performance durchaus teils deutliche Unterschieden. Ein entsprechender Vergleich über einen längeren Zeitraum wird durch die Tatsache erschwert, dass viele ESG-ETFs noch relativ jung sind. Der Vergleichssieger von Xtrackers kann jedoch mit einem Plus von 54,62 Prozent auch über einen Zeitraum von drei Jahren die übrige Konkurrenz distanzieren.
Die vermutlich entscheidende Gemeinsamkeit der am besten performenden ESG-ETFs ist, dass sie einen höheren Anteil an Positionen aus dem Technologie-Sektor aufweisen als ihre Konkurrenten. Ihre höhere Rendite lässt sich daher am ehesten aus der höheren Gewichtung an Growth-Werten aus dem Bereich IT/Technologie zurückführen.
Fazit – Ein nachhaltiger MSCI World ETF kann sich lohnen
Es zeigt sich, dass mittlerweile auch für den ehrwürdigen MSCI World interessante Varianten mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit existieren. Der Kritikpunkt, dass durch ein zu strenges Anlegen von ESG-Kriterien Diversifikation und Performance leiden, lässt sich zwar nicht vollkommen von der Hand weisen. Indexfonds wie der Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF zeigen jedoch, dass man durchaus Nachhaltigkeit und Rendite unter einen Hut bringen kann, ohne die ESG-Kriterien dafür bis zur Unkenntlichkeit aufweichen zu müssen.
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