Peer-to-Peer-Kredite sind in den vergangenen Jahren ein wachsender Trend. In der Eurozone entfällt fast die Hälfte des Marktvolumens auf den Branchenprimus Mintos. Doch die Corona-Krise machte sich zuletzt auch auf dem Markt für P2P-Kredite bemerkbar. Wie kommt Mintos mit der derzeitigen Situation zurecht?
Online-Marktplatz für Privatkredite
Mintos* ist ein Online-Marktplatz für Investitionen in Kredite. Die Plattform funktioniert nach dem Peer-to-Peer-Kredit-Prinzip (P2P) und erlaubt es Anlegern, Kredite als Anlageklasse zu nutzen. Dabei setzt Mintos auf ein für Kredite besonderes Marktplatzmodell. Dieses ermöglicht es Investoren, sich den passenden Kredit herauszusuchen und in diesen so zu investieren, als würde es sich dabei um Aktien, ETFs oder eine andere Anlageklasse handeln.
Mintos* wurde 2015 ins Leben gerufen. Das Ziel der Plattform war es, Investoren und Darlehensanbahner möglichst schnell und unkompliziert zusammenzuführen. 2016 gelang es dem Unternehmen, 2 Mio. Euro durch eine Seed-Finanzierung einzunehmen. Im Jahr 2018 erfolgte eine weitere Serie A-Finanzierung in Höhe von 5 Mio. Euro. Bis 2020 ist die Zahl der Investoren auf Mintos auf 197.000 angestiegen. Zusammen haben sie bisher Kredite im Wert von rund 5,5 Mrd. Euro finanziert.
P2P-Kredite erfreuen sich wachsender Beliebtheit
P2P-Kredite galten bereits seit einigen Jahren als Wachstumsmarkt. Das dahinter stehende Grundprinzip ist relativ einfach. Anstatt sich für Kredite an Banken zu wenden, können sich Privatpersonen untereinander Geld leihen. Die entsprechenden Zinsen dienen den privaten Geldgebern als Rendite. Der Prozess läuft zwar nicht vollständig unabhängig von Banken ab. Allerdings bleiben diese dabei im Hintergrund und fungieren als Kooperationspartner für die unterschiedlichen Internetplattformen, welche diese Art von Krediten zwischen Anlegern und Kreditnehmern vermitteln.
Im Laufe der Zeit drängten gleich eine ganze Reihe derartiger Plattformen auf den Markt. Das P2P-Modell bietet dabei sowohl für Kreditgeber wie auch Kreditnehmer eine Reihe von Vorteilen. Kreditgeber können sich aussuchen, wofür ihre Kredite verwendet werden sollen. Die Investition in Kredite hat sich dabei als renditestarke Anlagemöglichkeit erweisen. Im Durchschnitt konnten Anleger auf Mintos z. B. eine jährliche Rendite zwischen 11 und 12 Prozent erzielen.
Möglich ist diese hohe Rendite, da Kreditnehmer hier zum Teil deutlich höhere Zinssätze zahlen müssen als beispielsweise bei einer Bank. Im Gegenzug unterscheiden sich die Vergabemechanismen für Kredite. Dadurch können Privatpersonen auch dann noch einen Kredit erhalten, wenn konventionelle Banken bereits abgewunken haben. Zudem lassen sich die Kredite bequem von zu Hause aus beantragen und erfordern auch weniger Unterlagen.
P2P-Kredite sind dabei für Kreditgeber und Investoren von Natur aus mit einem höheren Risiko verbunden. Aufgrund der hohen zu erwartenden Rendite ist die Zahl der P2P-Kredite in den vergangenen Jahren dennoch stark gestiegen. 2019 erreichte diese Anlageklasse laut Statista in Deutschland ein Transaktionsvolumen von 205,9 Millionen Euro. Mit der Corona-Krise steht die Branche nun jedoch vor ihrer ersten Bewährungsprobe.
Die Corona-Krise als Härtetest für P2P-Finanzierungsplattformen
Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 wurde ein großer Teil der Bevölkerung mit Kurzarbeit oder dem Verlust des Jobs konfrontiert. Die unmittelbare Folge daraus ist ein erheblicher Anstieg des Ausfallrisikos für Kredite an Einzelpersonen. Dies führt dazu, dass weniger Investoren bereit sind, ihr Geld in Privatkredite anzulegen. Laut P2P Market-Data gelang es in den vergangenen 3 Monaten lediglich 5 Plattformen unter den Top 20 Anbietern, die Summe der Finanzierungsbeträge zu steigern. Der überwiegende Teil verzeichnete hingegen einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich.
Auch Mintos* musste in dieser Hinsicht einen herben Rückgang verzeichnen. Von Mai bis Juli belief sich das Transaktionsvolumen auf 248,8 Mio. Euro. Im Vergleich zum Zeitraum zwischen Februar und April stellt dies einen Rückgang um 52,3 Prozent dar. Trotz dieses erheblichen Einbruchs war Mintos in den vergangenen drei Monaten das Portal mit dem vierthöchsten Transaktionsvolumen.
Damit kam Mintos*, was die Dreimonatsbetrachtung angeht, sogar in Schlagdistanz zum derzeit mit Abstand größten Anbieter von P2P-Krediten Lending Club. Der US-amerikanische Branchenprimus verzeichnete über den gleichen Zeitraum hinweg einen Einbruch von 90,1 Prozent auf nunmehr umgerechnet 272,5 Mio. Euro. Vom Gesamtkapital her befindet sich Mintos mit 5,5 Mrd. Euro weiterhin auf Platz 5 der größten P2P-Anbieter.
Berücksichtigt man bei der Betrachtung lediglich die Finanzierungsbeträge in Euro bleibt Mintos* mit einem Marktanteil von fast 48 Prozent das mit Abstand wichtigste P2P-Portal im Euroraum. Derzeit ist es noch zu früh, um mit Sicherheit sagen zu können, ob der endgültige Tiefpunkt bei den P2P-Krediten bereits erreicht ist. Allerdings zog das Transaktionsvolumen auf Mintos zuletzt wieder um 27,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat an.
Mintos setzt auf Transparenz
Bereits in der Vergangenheit hatte Mintos* seine Nutzer regelmäßig über Veränderungen informiert. Die Plattform legt dabei einen großen Wert auf Transparenz und berücksichtigt die Ratings und Erfahrungen mit Darlehensvermittlern. Infolgedessen wurde bereits mehrfach die Zusammenarbeit mit verschiedenen Darlehensvermittlern beendet. Nutzer der Plattform können daher sicher sein, dass sie rechtzeitig über drohende Schwierigkeiten und Verzögerungen bei Kreditzahlungen informiert werden.
Einige dieser Verzögerungen gehen aktuell unmittelbar auf die Gesetzgeber in verschiedenen Ländern zurück. So veranlasste Spanien beispielsweise die Verzögerung von Kreditzahlungen, während in Bulgarien Verzugsgebühren aufgehoben wurden. Mintos* hält seine Nutzer über derartige Entwicklungen via E-Mail stets auf dem Laufenden. Zudem zeigt Mintos seinen Nutzern, welche Kredite man sich derzeit nicht direkt auszahlen lassen kann. Allerdings besteht vielfach weiterhin die Möglichkeit, diese Kredite über den Sekundärmarkt zu verkaufen.
Jüngste AGB-Anpassung
Für Verwirrung sorgte eine Anpassung der Mintos-AGB, die kürzlich kommuniziert wurde. Die Interpretation der Änderung einiger Investoren war, dass eventuelle Rechtskosten der Plattform von den Investoren getragen werden müssten. Unklar bleibt weiterhin, ob diese Klausel jemals angewandt wird oder nur als Absicherung gilt.
Stehen die Kreditausfälle noch bevor?
Aufgrund der aktuellen Situation müssen Anleger auf Mintos* derzeit mit einer niedrigeren Rendite vorliebnehmen, als dies die vergangenen Jahre über der Fall war. Diese beläuft sich derzeit auf rund 9,5 Prozent. Zwar führt ein höheres Ausfallrisiko zu höheren Zinsen bei der Kreditvergabe. Gleichzeitig greifen jedoch auch die bereits erwähnten Zahlungsverzögerungen.
Damit bietet Mintos* jedoch nach wie vor eine vergleichsweise hohe Rendite für Investoren. Gleichfalls besteht die Gefahr, dass eine Schwemme an Kreditausfällen zu deutlichen Einschnitten der künftigen Rendite führen könnte. Konkret besteht die Gefahr, dass eine derartige Welle aus Kreditausfällen den Markt erst mit einiger Verzögerung treffen wird. Grund hierfür sind u. a. die diversen staatlichen Hilfsmaßnahmen, die früher oder später auszulaufen drohen. Zudem befürchten manche Ökonomen spätestens im Herbst noch eine signifikante Pleitewelle unter den Unternehmen.
Dem lässt sich jedoch gegenüberhalten, dass die überwiegende Zahl an Krediten auf P2P-Plattformen heutzutage eher kurzfristig sind. Konsumdarlehen mit einer Laufzeit von 30 Tagen oder wenigen Monaten überwiegen hierbei. Dies bedeutet, dass sich negative Entwicklungen viel schneller auf diese P2P-Kredite auswirken als auf langfristige Bankdarlehen. Daher ist es durchaus möglich, dass ein signifikanter Teil der infrage kommenden Ausfälle bereits in der derzeitigen Rendite eingepreist ist. Hinzu kommt, dass sowohl Mintos* wie auch andere Anbieter zwischenzeitlich ein höheres Augenmerk auf die Qualität der Kredite legen und ihre Richtlinien entsprechend verschärft haben.
Zwar schließt dies weitere Kreditausfälle und Zahlungsverzögerungen in den kommenden Monaten nicht aus. Die Gefahr großflächiger Kreditausfälle dürfte sich vorerst jedoch in Grenzen halten. Das zuletzt steigende Transfervolumen deutet zudem darauf hin, dass das Vertrauen der Investoren bereits wieder allmählich zurückkehrt.
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