Für die Lufthansa könnte 2023 das beste Jahr der Unternehmensgeschichte werden, wenngleich die Aktie der Fluggesellschaft in den letzten 6 Monaten eher 10 % Verlust einkassieren musste. Am vergangenen Donnerstag gab der Konzern aber Rekordergebnisse bekannt, eine euphorische Reaktion der Märkte lässt aber auf sich warten. Ist das eine geeignete Gelegenheit für Anleger, jetzt günstig in die Lufthansa-Aktie einzusteigen und schon bald kräftig zu profitieren, oder sollte man sich zurückhalten?

Zweites Quartal bringt Rekordergebnisse

Die deutsche Lufthansa legte am Donnerstag die Zahlen fürs zweite Quartal vor, die rekordverdächtig sind. Die Fluglinie befindet sich damit auf dem besten Weg, eines der drei lukrativsten Jahre in der Unternehmensgeschichte zu erzielen.

Der Nettogewinn in Q2 2023 belief sich auf 881 Mio. Euro, was einem Plus von 259 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz wuchs auf 9,38 Mrd. Euro – ein Anstieg von 17 %.

Das bereinigte EBIT in Q2 lag bei 1,09 Mrd. Euro, wobei Experten mit nur 1,04 Mrd. Euro gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr sollen mindestens 2,6 Mrd. Euro erzielt werden.

Schon das erste Quartal des Jahres bedeutete für Lufthansa einen vielversprechenden Start ins Jahr. Die finanzielle Leistung zeigte im ersten Quartal 2023 eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr zuvor. Der Umsatz des Unternehmens stieg im Jahresvergleich um 40 % auf 7 Mrd. Euro, während sich der bereinigte EBIT-Verlust von 577 Mio. Euro auf 273 Mio. Euro verringerte. Grund für den Verlust dafür war die hohe Verschuldung des Unternehmens, die die Profitabilität belastete.

Die Kostenbasis des Unternehmens sank weiter, wobei die Betriebskosten im Jahresvergleich nur um 31 % stiegen. Dies war unter anderem auf niedrigere Treibstoffpreise und die Rationalisierung der Lufthansa-Flotte zurückzuführen.

Nachfrage steigt stark

Die Verbesserung der Zahlen im ersten Halbjahr lässt sich leicht auf die starke Nachfrage nach Flugreisen, insbesondere im Kurzstreckensegment, zurückführen. Der Auslastungsfaktor (Prozentsatz der besetzten Sitze) der Lufthansa stieg im ersten Quartal 2023 auf 79,7 %, verglichen mit 65,2 % im Vorjahreszeitraum.

Mit Blick auf die Zukunft ist Lufthansa zuversichtlich, dass sich die finanzielle Leistungsfähigkeit im Jahr 2023 weiter verbessern wird. Das Unternehmen geht davon aus, dass man das ganze Jahr über von der starken Nachfrage nach Flugreisen sowie von der weiteren Rationalisierung seiner Flotte profitieren wird.

Gleichzeitig will die Fluggesellschaft ihr Angebot weiter ausbauen. Urlaubsreisen befänden sich bereits auf wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Covid19-Pandemie, und auch Geschäftsreisen bewegen sich stark in diese Richtung. Mit mehr Flügen über den Sommermonaten und auf der Langstrecke will die Lufthansa die Nachfrage nach Reisen für sich nutzen, vor allem mit Strecken nach China und Japan, die sich wieder dem Tourismus öffnen.

Die Lufthansa Group rechnet damit, dass die Kapazitäten des Angebots 2023 etwa bei 85 % des Jahres 2019 liegen wird und somit über 20 % mehr als noch 2022.

Das Unternehmen ist überdies zuversichtlich, dass in den verbleibenden Monaten des Jahres deutliche Umsatzzuwächse und Verbesserungen des EBIT erzielen wird, angetrieben durch weiter steigende Passagierzahlen. Lufthansa Group erwartet zu den Investitionen von 2,5 bis 3 Mrd. Euro.

Aussichten für die Lufthansa-Aktie

Wie sehen Analysten die Zukunft der Fluglinie? Die Erwartungen sind groß. Nach dem Ergebnisbericht der letzten Woche prognostizieren Analysten der Deutschen Lufthansa für 2023 einen Umsatz von 37 Mrd. Euro, was in etwa dem Niveau der letzten 12 Monate entspricht. Der Gewinn je Aktie soll um 8,3 % auf 1,39 Euro steigen. Vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hatten die Analysten einen Umsatz von 36,4 Mrd. Euro und einen Gewinn pro Aktie (EPS) von 1,30 Euro prognostiziert. Daher scheint der Konsens hinsichtlich des Ertragspotenzials der Deutschen Lufthansa nach diesen Ergebnissen etwas optimistischer geworden zu sein.

Am Preisziel von 12,02 Euro gab es infolge des Ergebnisberichts keine wesentlichen Änderungen, was darauf hindeutet, dass die verbesserten Gewinnaussichten pro Aktie nicht ausreichen, um sich langfristig positiv auf die Bewertung der Aktie auszuwirken.

Hohe Preisziele reichen bis zu 15,50 Euro, während das niedrigste Preisziel der Analysten bei 8 Euro pro Aktie liegt. Man ist somit eher gespaltener Meinung, was sich auch an der Bewertung der Lufthansa-Aktie ablesen lässt.

Von 18 befragten Analysten empfehlen 8 zum Kauf der Aktie und 6 zum Halten. Lediglich ein Analyst scheint ein Ausreißer zu sein und empfiehlt zum Verkauf der Aktie (Bernstein). Analysten von Barclays, DZ Bank, Deutsche Bank und UBS sehen die Lufthansa-Aktie derzeit als guten Kauf.

Anleger könnten damit eine gute Gelegenheit zum Einstieg finden. Derzeit wird die Aktie um 8,63 Euro gehandelt, vor einer Woche lag der Preis allerdings noch bei 9,13 Euro. Über die letzten Monate hat sie sich eher seitwärts bewegt, kann seit Jahresbeginn aber immerhin ein Plus von 10 % verzeichnen. Verglichen mit dem Vorjahr ist die Lufthansa-Aktie nun 28 % im Plus.

Die Aussichten für den Konzern für den Rest des Jahres sind gut, wenngleich die positiven Quartalszahlen wenig am Aktienpreis verbessert haben. Für Anleger könnte sich ein jetziger Einstieg in die Lufthansa Group bezahlt machen, wenn die Erwartungen erfüllt werden und das mittlere Preisziel von 12,02 Euro tatsächlich erreicht wird. Es entspräche einem Gewinn von fast 40 %.