Der wertvollste Börsenkonzern Deutschlands, Linde, plant seinen Rückzug von der Frankfurter Börse und dem Dax. Das Unternehmen begründet dies mit den europäischen Beschränkungen und der zunehmenden Komplexität, die laut Aussage des Unternehmens den Kurs der Aktie beeinträchtigt haben.

Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob Linde für Anleger jetzt attraktiver wird. Einerseits könnte sich die Tatsache, dass das Unternehmen von der Börse zurückzieht, auf den Kurs der Aktie auswirken, andererseits könnten sich die genannten Beschränkungen und die zunehmende Komplexität auch in Zukunft negativ auf den Kurs auswirken.

Ein Schwergewicht will gehen: Linde entscheidet heute über den Rückzug aus dem #Dax. Die Notierung in Deutschland ergibt für den wertvollsten Konzern an der Börse nicht mehr viel Sinn. Nachfolger im Dax soll der #Rüstungskonzern Rheinmetall werden. https://t.co/Zd7ISD0978

— BR24 (@BR24) January 18, 2023

Der Vorstand von Linde hat angekündigt, dass er seinen Aktionären empfehlen wird, von der Frankfurter Börse und dem Dax zurückzutreten. Seit dieser Ankündigung hat der Aktienkurs des Unternehmens fast 3% an Wert verloren. Der Vorstand erhofft sich durch den Rückzug eine Verbesserung des Aktienkurses, aber es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich der Fall sein wird. Anleger sollten sich über die möglichen Auswirkungen des Delistings auf den Aktienkurs im Klaren sein, bevor sie eine Entscheidung treffen.

Börsenrücktritt ändert nichts am Unternehmenswert

Das Delisting von Linde von der Frankfurter Börse und aus dem Dax hat keinen Einfluss auf den Wert des Unternehmens als Ganzes. Schon seit Jahren hat Linde als ehemaliger bayerischer Traditionskonzern eine schwindende Verbindung zu Deutschland, nachdem 2018 die Münchner Linde AG mit dem US-amerikanischen Praxair-Konzern fusionierte und das neue Unternehmen mit Sitz in Dublin die Börsenlistungen in den USA und Deutschland fortführte.

Da der Großteil der Aktien jedoch über die Wall Street gehandelt wird, war ein Rückzug aus Frankfurt seitdem erwartet worden. Der Vorstand betont, dass das Delisting weder Angestellte noch Kunden beeinflusst und die Regionen, in denen Linde tätig ist, unverändert bleiben. Für Anleger bringt das Delisting jedoch wichtige Auswirkungen, da sie ihre alten Linde-Aktien gegen Aktien einer neuen Holdinggesellschaft eintauschen können, die an der New Yorker Börse gelistet ist.

Linde performte im Vergleich zum DAX überdurchschnittlich

Anleger, die in den Dax durch ETFs investiert haben, könnten durch den Rückzug von Linde einen erfolgreichen Titel verlieren. Der Dax hat sich in den letzten drei Jahren kaum verändert, während die Aktie von Linde in diesem Zeitraum um etwa zwei Drittel gestiegen ist und den Index unterstützt hat. Da Analysten für die Zukunft weiter steigende Umsätze und Gewinne vorhersehen, würde der größte deutsche Index auch in Zukunft einen stabilen Wert verlieren.

Der Vorstand von Linde sieht den Rückzug aus dem Dax als notwendig an, da die Frankfurter Börse den Anteil eines Werts am Dax auf zehn Prozent begrenzt und Linde diesen Wert als größter Dax-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 145 Milliarden seit Längerem erreicht. Durch den Rückzug aus dem Dax könnte der künstliche Angebotsdruck entfallen und damit den Aktienkurs beflügeln. Kurzfristig könnte das Delisting jedoch das Gegenteil bewirken, da Dax-Indexfonds ihre Linde-Anteile verkaufen müssten und dadurch die Nachfrage stärker als bei Neuberechnungen des Index ansteigen würde.

Auswirkungen für die Zukunft des Unternehmens ungewiss

Die Aktie des Unternehmens Linde hat am Dienstag nach ihrem Verlust, der durch den geplanten Rückzug aus dem Dax verursacht wurde, wieder an Wert gewonnen. Dies zeigt, dass die Auswirkungen des Rückzugs nicht langfristig sein werden. Trotz der Dax-Neuberechnungen gehört die Linde immer noch zu den teuersten Werten im Index und ihre Papiere haben bisher immer genug Abnehmer gefunden.

Aufgrund der Beliebtheit von Indexfonds hat das Wertpapier auch mehr Nachfrage erhalten. Investoren, die in den Dax investiert haben, haben in die Linde-Aktien 10% des Geldes gesteckt. Diese Käufe entfallen bei einem Delisting. Es ist jedoch schwer zu sagen, wie genau die Dax-Zugehörigkeit die Papiere von Linde beeinflusst hat. Es ist jedoch möglich, dass die größten Auswirkungen des Delistings die Vereinfachung für das Unternehmen und die teureren Handelsgebühren für Privatanleger bleiben.

Diese müssen bei den meisten Brokern deutlich mehr für US-Käufe und -Verkäufe zahlen als für deutsche. Für Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont fallen diese Mehrkosten jedoch kaum ins Gewicht. Linde profitiert auch davon, dass es in Irland weniger Steuern zahlt und der Vorstandschef sein Gehalt geheim halten darf.

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