Linde ist das wertvollste Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX). Damit ist aber bald Schluss, denn Linde zieht sich zurück. Das könnte schwere Folgen für den DAX haben. Was sind die Gründe für den überraschenden Abschied von Linde und welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Über Linde
Die Firma wurde 1879 von Carl von Linde gegründet und konzentrierte sich zunächst auf Kältemaschinen zur Erzeugung von Eis für Brauereien. Auf der von Linde entwickelten Technologie basieren heutzutage Kühlschränke und schon kurz nach der Gründung wurde es das führende kältetechnische Unternehmen Europas.
Heute ist Linde Weltmarktführer im Bereich von Industriegasen und Prozessanlagen. Im Dezember 2016 wurde die Fusion mit dem Konkurrenten Praxair bekannt gegeben, was 1907 von Carl von Linde selbst als Linde Air Production gegründet wurde. Seit 1989 war die Firma dann unter Praxair Inc. an der New Yorker Börse notiert. Sei Oktober 2018 sind Praxair und die Linde AG als Linde PLC vereint und haben den Hauptsitz der Firma nach Dublin, Irland, verlegt.
Linde ist einer der internationalen Konzerne, die an zwei großen internationalen Börsen gelistet ist: dem New York Stock Exchange (NYSE) und der Börse Frankfurt. Zwischen 2018 und 2022 war Linde einer der wenigen mit Listing im S&P 500 sowie dem DAX, ohne in einem der zugehörigen Märkte seinen Sitz zu haben.
Größte Marktkapitalisierung am Index
Linde PLC steht unangefochten an oberster Stelle des DAX in Bezug auf Marktkapitalisierung. Die Firma steht mit 154 Mrd. Euro deutlich über dem Zweitplatzierten, SAP, mit 125 Mrd. Euro.
Darauf folgen Siemens mit einer Marktkapitalisierung von 113 Mrd. Euro, Deutsche Telekom mit 100 Mrd. Euro, Airbus mit 93 Mrd. Euro, Allianz mit 89 Mrd. Euro sowie die Mercedes-Benz Group mit 71 Mrd. Euro.
Zusätzlich zur Marktkapitalisierung ist Linde auch ein Urgestein. Seit der Einführung des Deutsches Aktienindex im Juli 1988 war Linde gelistet. Bis September 2021 führte der DAX nur die 30 bedeutendsten notierten Aktiengesellschaften, bevor die Zahl auf 40 erweitert wurde, um jüngere Firmen wie Technologie-Unternehmen anzuziehen.
Abschied vom DAX bereits zum 01. März
Erste Bekanntmachungen eines möglichen Rückzugs vom DAX gab es schon am 25. Oktober 2022. Am 18. Januar 2023 fand nun eine Versammlung statt, bei der die Mehrheit der Anteilseigner – 93 % – die Einstellung der Notierung an der Frankfurter Börse beschlossen. Schon am 01. März 2023 soll es so weit sein.
Was sind die Gründe dafür?
Linde plant, sich in Zukunft auf die Notierung an der Wall Street zu konzentrieren. Aufgrund der Mehrarbeit bei Bilanzierung und Bewertungsfragen wurden die Rückzugspläne vom Management verabschiedet. Ein Argument, das auch angeführt wurde, ist die Beschränkung des maximalen Indexanteils auf zehn Prozent, welche die Entwicklung des Aktienkurses beeinträchtigt.
Linde – mit einem Wert von rund 154 Milliarden Euro – hatte diese Schwelle regelmäßig überschritten und einen automatischen Verkauf von Aktien ausgelöst. Die europäischen Beschränkungen hätten „unsere Aktienbewertung eingeschränkt“, sagte CEO Sanjiv Lamba bei der Ankündigung im vergangenen Oktober.
Im Vergleich zu anderen Mitgliedern des Deutschen Aktienindex (DAX) hatte sich der Linde-Kurs zuletzt deutlich besser entwickelt. Seit Ende 2018 hat der Wert des Gasspezialisten mehr als verdoppelt, während der DAX nur ein Drittel zulegen konnte. Dies stellt Fonds mit einem DAX-Portfolio vor die Herausforderung, Aktien des Herstellers zu verkaufen, um das vorgeschriebene Limit von 10 % beim Anteil nicht zu überschreiten.
Auswirkungen auf den DAX
Der Abzug von Linde von der Frankfurter Börse ist ein herber Schlag, immerhin ist es nicht irgendein Unternehmen, sondern das größte gemessen an der gelisteten Marktkapitalisierung. Linde erwartet positive Auswirkungen für sein Geschäft, immerhin ist die Risikobereitschaft amerikanischer Investoren größer, die Bürokratie des NYSE geringer und auch die Energiekosten niedriger. Zusätzlich gibt es Steuervorteile, die dank des Inflation Reduction Act der aktuellen Administration im Weißen Haus, in erster Linie ausländische Unternehmen anziehen soll. Für den DAX hingegen sieht es durch den Abzug von Linde weniger rosig aus.
Es könnte in erster Linie ein Weckruf sein, dass der Kapitalmarkt in Deutschland nicht attraktiv genug ist. Der Abgang belastet Frankfurts Ruf als globales Finanzzentrum, der bereits vor zwei Jahren durch den Bilanzbetrugsskandal geschädigt wurde, der Wirecard zum Erliegen brachte.
Im Zuge eines Umbaus verschärfte auch die Deutsche Börse nach dem Wirecard-Skandal die Regeln für die Aufnahme in den DAX. Wirecard implodierte 2020, nachdem es ein 1,9-Milliarden-Euro-Loch in seinen Konten zugeben musste. Die Firma musste Insolvenz anmelden und wurde aus dem DAX geworfen – das erste Scheitern eines im Index gelisteten Unternehmens.
Linde allerdings fühlt sich vom deutschen Regelwerk eher eingeengt, was dem DAX zu denken geben sollte. Der Industriegasspezialist sieht sich aufgrund der geringeren Kapitalisierung der anderen Börsenunternehmen zumindest in seinen Horizont verkürzt.
Auswirkungen auf Linde-Aktionäre
Für die Aktionäre von Linde dürfte sich nicht viel ändern. Gemäß dem Beschluss der Aktionärsversammlung soll eine neue Holding-Gesellschaft in Irland gegründet werden, für die jeder Aktionär einen Anteilschein erhält. Der Name und das US-Börsenkürzel werden unverändert bleiben, und der Schein an der New York Stock Exchange gelistet sein.
Nachfolge auf Linde
Bis zum 17. Februar hat die Börse Zeit zu entscheiden, wer auf Linde folgt. Wie die FAZ berichtet, könnte es die Commerzbank sein, andere Medien setzen hingegen auf Rheinmetall. Dazu muss die Profitabilität der Anwärter geklärt werden.
Aus dem MDAX könnte gemäß den Kriterien der Deutsche Börse AG neben der Commerzbank und dem Rüstungs- und Automobilzulieferer auch der Medizintechnikspezialist Carl Zeiss Meditec nachrücken. Für Commerzbank hängt alles von den Jahreszahlen für 2022 ab, die noch nicht vorliegen. Zur Aufnahme in den DAX müsste die Firma zwei Jahre profitabel gewesen sein. Das war 2021 der Fall, nicht aber 2020, weswegen die Zahlen für 2022 entscheidend sind, aber nicht rechtzeitig eintreffen könnten.
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