Die Aktien der deutschen Webhosting-Firma IONOS fielen am Mittwoch nach dem ersten großen europäischen Börsendebüt seit Porsche im September unter den Preis des IPO.
Die Aktien starteten mit 18,40 Euro pro Stück in den Handel und wechselten im Morgenhandel für 18,00 Euro den Besitzer. Am Dienstag wurde mit einem endgültigen IPO-Preis von 18,50 Euro geschlossen. Ein durchwachsener Start an der Börse für das Unternehmen.
Der Weg zur IONOS-IPO
Sobald ein Unternehmen an die Börse geht, werden Aktien an die Öffentlichkeit ausgegeben und an einer Börse gehandelt. Das Unternehmen beschafft sich Kapital durch den Verkauf von Aktien an die breite Öffentlichkeit, und die bestehenden Aktionäre können ihre Aktien verkaufen. IONOS will mithilfe des IPO schneller wachsen, denn damit hat die Firma Zugang zu einem größeren Kapitalpool.
Als der Börsengang vor einigen Wochen bekanntgegeben wurde, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ralph Dommermuth, dazu folgendes: „Nach dem starken Wachstum und der erfolgreichen Entwicklung in den vergangenen Jahren ist ein Börsengang der nächste logische Schritt für IONOS. Als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen würde IONOS über eine größere Flexibilität verfügen.“
IONOS ist eine Tochterfirma von United Internet AG und einer der führenden europäischen Webhosting-Dienstleister. Nach eigenen Angaben verfügt das Unternehmen über knapp 8 Millionen Kundenverträge sowie gut 90.000 Server. Es bietet Webhosting sowie Cloud-Services und -Infrastruktur an.
Der Hype um den Börsengang von IONOS hielt sich bis zuletzt jedoch in Grenzen. United Internet bleibt Mehrheitsaktionär und der Freefloat wird nach der IPO niedrig sein.
Es soll auch erstmal keine Dividendenausschüttung geben, denn stattdessen fließt das Geld in die Wachstumsstrategie von IONOS.
Als größter Konkurrent in diesem Bereich wird GoDaddy angesehen, dessen IPO im Jahr 2015 mit einem Aktienpreis von 20 USD startete und direkt einen Sprung um 31 % nach oben erzielte.
Wachstum ist nicht die einzige Motivation für die IPO. Der Mutterkonzern United Internet möchte das Mobilfunknetz seiner Tochterfirma 1&1 ausbauen und das wird teurer als erwartet. Auf diese Weise soll nun Geld in die Kassen fließen. United Internet ist auch bereit, mehr Anteile zu verkaufen, will aber langfristig Mehrheitsaktionär bei IONOS bleiben.
Aktienpreis von IONOS
Der Ausgabepreis der IONOS-Aktien betrug 18,50 Euro und sollte im oberen Bereich sogar bis zu 22,50 Euro schaffen. Innerhalb der ersten Handelsstunde am Mittwoch ging es bis zu 3,7 % bergab. Zur Mittagszeit wurde noch immer ein Minus von etwa 1,9 % verzeichnet. Am Nachmittag liegt der Preis bei 17,96 Euro.
Die bei der heutigen IPO verteilten Anteilsscheine sind keine neuen Aktien, sondern Beteiligungen von United Internet und Warburg Pincus, die je 75 % und 25 % an IONOS beteiligt sind.
Märkte reagieren nicht immer positiv
Die Reaktion des Marktes auf den Börsengang eines Unternehmens kann unterschiedlich ausfallen und wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, darunter die finanzielle Leistung des Unternehmens, die Branchenbedingungen, die Marktstimmung und die Nachfrage der Anleger. Gerade letzteres war vor der IPO von IONOS nicht sonderlich hoch.
Im Allgemeinen kann ein erfolgreicher Börsengang zu einem erheblichen Anstieg des Aktienkurses des Unternehmens am ersten Handelstag führen, da die Nachfrage der Anleger den Kurs in die Höhe treibt – wie es bei GoDaddy 2015 der Fall war. Oft wird das als „Pop“ oder „First-Day-Surge“ bezeichnet. Diese anfängliche Aufregung kann zu einer positiven Stimmung rund um die Aktie führen, was die Nachfrage weiter ankurbeln und den Kurs der Aktie kurzfristig stützen kann.
Wie im Falle von IONOS kann der Aktienkurs jedoch nach dem Börsengang sinken, entweder aufgrund der Marktbedingungen, eines mangelnden Anlegerinteresses oder unternehmensspezifischer Probleme. In diesen Fällen kann der Börsengang als Enttäuschung gewertet werden, und der Aktienkurs kann sich im Vergleich zum Markt unterdurchschnittlich entwickeln.
Es ist wichtig zu bedenken, dass die Reaktion des Aktienkurses auf einen Börsengang nur der Anfang eines Unternehmens als öffentlich gehandelte Firma ist. Die langfristige Performance der Aktie kann deutlich positiver ausfallen.
Aktienkurs United Internet AG
Der Aktienkurs des Mutterkonzerns verzeichnete am Vormittag ebenfalls einen kurzen Dip nach unten, fing sich aber schnell und legte insgesamt bis zum Mittag um 0,92 % zu. Aktuell liegt der Preis bei 21,83 Euro – einem Plus von 1,34 Euro oder 6,54 % im Vergleich zu Anfang Januar.
Allerdings verzeichnet der Kurs langfristig einen negativen Trend. In den letzten fünf Jahren stürzte die Aktie um fast 60 % ab. Mitte Dezember 2022 hatte es seinen vorläufigen Tiefpunkt von 18,14 Euro erreicht.
Lohnt sich der Kauf von IONOS-Aktien?
IONOS will wachsen und dafür braucht das Unternehmen frisches Kapital. Für Anleger könnte sich der niedrigere Aktienpreis zum Start direkt lohnen. Ob er sich allerdings erhöht, bleibt abzuwarten. Die IPO hat IONOS aber Aufmerksamkeit eingebracht und könnte eine gute Gelegenheit darstellen, den Kundenstamm zu erweitern. Gelingt das erfolgreich, dürfte auch der Aktienpreis bald nach oben gehen. Analysten halten sich mit einer Kaufempfehlung bislang zurück.
Weitere deutsche Börsengänge in diesem Jahr
IONOS mag der erste deutsche Börsengang seit langem sein, doch es sollte in diesem Jahr nicht der einzige bleiben. 2022 wagten sich nur 9 Unternehmen zu diesem Schritt, denn steigende Inflation und ein unsicherer Markt sorgten für große Zurückhaltung.
Hoch ist die Zahl bislang auch 2023 nicht, allerdings könnte bald noch ein Börsengang von Nucera folgen. Nucera gehört zu ThyssenKrupp und bietet führende Technologien und umfassende Lösungen für hocheffiziente, industrielle Elektrolyseure. Auch DKV Mobility, ein Anbieter von B2B-Mobilitätsdiensten, liebäugelt mit einer IPO. Konkrete Pläne hat auch SCHOTT AG mit seiner Pharma-Sparte und will im Frühjahr über einen Börsengang entscheiden. Das Unternehmen produziert Spritzen, Ampullen und Flaschen für den medizinischen Einsatz.
Der Börsengang hat für Unternehmen seine Vor- und Nachteile. Einerseits verschafft er Zugang zu einem großen Kapitalpool und kann den Bekanntheitsgrad und die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens erhöhen. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch höhere Anforderungen an die Regulierung und die Finanzberichterstattung. Die Geschäftsführung sieht sich möglicherweise einem größeren Druck seitens der Investoren ausgesetzt, finanzielle Leistungen zu erbringen.
Nicht alle Unternehmen sind für einen Börsengang geeignet und es ist auch nicht die einzige Möglichkeit für ein Unternehmen, Kapital zu beschaffen. IONOS hat diesen Weg nun gewählt und muss sich nun an der Börse behaupten. Anleger werden die nächsten Monate gespannt verfolgen.
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