Lange Zeit galten passive Indexfonds als beinahe unschlagbar. Nur wenige Fondsmanager konnten mit Glück hoffen, die großen Indizes auf Dauer zu übertreffen. Doch mit dem großen Crash und einer drohenden Rezession gewaltigen Ausmaßes scheint plötzlich die Stunde des aktiven Fondsmanagements gekommen zu sein. Ist die aktive der passiven Strategie während eines Bärenmarktes tatsächlich überlegen?
Zeitenwende am Aktienmarkt
Die Corona-Pandemie setzte gegen Ende Februar dem längsten Bullenmarkt der Geschichte ein Ende. Dramatische Kursstürze nie gekannten Ausmaßes waren die Folge. Während Anleger und Investoren weltweit verzweifelt auf ihre zusammenschrumpfenden Depots blickten, gab es womöglich eine Gruppe, welche dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen vermochte.
Es ist eine gemeinhin oft verbreitete Weisheit, dass aktiv gemanagte Fonds während eines Bärenmarktes die passive Konkurrenz hinter sich lassen. So war es beispielsweise zwischen 2000 und 2002, als die Portfolios aktiver Fondsmanager bei US-Standardaktien um 471 Punkte besser abschnitten als der Vergleichsindex. Auch während der Finanzkrise fuhren jene, die ihr Geld einem aktiv gemanagten Fonds anvertrauten, vielfach besser als Anleger, welche den Indizes folgten.
Der Schluss liegt daher nahe, dass jetzt die Zeit gekommen ist, eine aktive Strategie am Markt zu verfolgen. Doch stimmt dies wirklich? Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich zuerst ein kurzer Blick auf das, was den jeweiligen Investmentansatz auszeichnet.
Aktives Managen: Allein gegen den Markt
Der Grundgedanke hinter einer aktiven Anlagestrategie ist das Bestreben, besser als der Markt zu sein. Um dies zu erreichen, verwenden Fondsmanager viel Zeit für Marktbeobachtung und Analysen. Wer eine aktive Strategie verfolgt, hält ständig die Augen nach falsch evaluierten Anlagen und potenziellen Kursfluktuationen offen. Um als einzelner Anleger oder Fondsmanager besser zu sein als der Markt, muss man in der Lage sein, jene Potenziale zu erkennen, welche dem breiten Markt verborgen geblieben sind. Wer eine bessere Performance erzielen will als der Markt, muss selbst bessere Anlageentscheidungen treffen als die breite Masse der Anleger. Es liegt in der Natur dieser Anlagestrategie, dass sie dann am besten funktioniert, wenn an den Märkten eine hohe Volatilität herrscht und zahlreiche gute wie schlechte Kauf- und Verkaufsentscheidungen im Sekundentakt getroffen werden.
Passive Strategie: Auf Autopilot durch die Anlagewelt
Die passive Anlagestrategie ist das genaue Gegenteil hierzu. Passive Indexfonds versuchen nicht, den Markt zu schlagen. Stattdessen bilden sie ihn ab. Bei der passiven Strategie sind keine Analysen notwendig, um kurzfristige Kursschwankungen zu erkennen und auszunutzen. Ihr Ziel ist zumeist die langfristige Rendite. Wertumschichtungen erfolgen nur in dem Rahmen, wie es der abgebildete Index erforderlich macht. Wer auf einen Index Fonds vertraut, fliegt praktisch mit dem Autopiloten durch die Anlagewelt.
Möglich wird dies durch die sogenannte Informationseffizienz der Kapitalmärkte. Diese Hypothese besagt, dass in den jeweiligen Wertpapierkursen bereits alle öffentlich zugänglichen Informationen eingepreist sind. Wer den Markt schlagen will, muss entweder Glück haben oder über Informationen verfügen, welche die breite Masse der Marktteilnehmer nicht hat. In einem informationseffizienten Markt ohne Insiderwissen setzt sich daher der Marktdurchschnitt langfristig betrachtet immer durch.
Während eines Bullenmarktes ist passiv unschlagbar
Passive Fonds, welche den Markt breit gefächert und nach Marktkapitalisierung gewichtet abbilden, gelten während eines Bullenmarktes als beinahe unschlagbar. In einem solchen Markt können sie ihre Stärken voll ausspielen. Weil sie breit gestreut sind, profitieren sie während einer konjunkturellen Hochphase von fast all ihren Positionen. Die Underperformance vereinzelter Titel fällt aufgrund der breiten Streuung hingegen kaum ins Gewicht. Gleichzeitig erzielen sie durch die starke Performance der größten Large-Caps besonders hohe Renditen, da diese entsprechend ihrer Marktkapitalisierung stärker gewichtet sind.
In den vergangenen Jahren sind vor allem die großen Titel aus der IT-Branche wie Amazon, Alphabet, Apple oder Facebook unwahrscheinlich erfolgreich gewesen. Solange dies der Fall war, gestaltete es sich für Fondsmanager enorm schwierig die Performance der Vergleichsindizes zu schlagen. Gelegentliche Geheimtipps und profitable Fluktuationen, reichten letztlich einfach nicht aus, um gegen das Übergewicht der Branchenriesen anzukommen. Gemäß den Grundsätzen der Efficient-Market-Hypothese, können aktive Fonds den Markt nicht schlagen, wenn der Großteil der Anleger über ETFs ohnehin auf die größten Gewinner setzt. Erschwert wird das Ganze durch die signifikant höheren Kosten eines aktiven Fonds im Vergleich zu den günstigen Indexfonds. Um sich zu lohnen, müssen Erstere dadurch nochmals besser performen.
In Krisenzeiten siegt die Flexibilität
Gleichzeitig haben aktive Fonds jedoch gegenüber ihren passiven Konkurrenten den Vorteil, dass sie in Zeiten hoher Volatilität flexibler sind. Während ETFs stur ihren Index weiter abbilden müssen, selbst wenn dieser im Rekordtempo abstürzt, können Fondsmanager ihre Depots jederzeit umschichten. Letzteren kommt dabei zugute, dass sie ihre Risiko-Management-Strategien effizienter an die Gegebenheiten des Marktes anpassen können. Während einer Rezession können sie so beispielsweise einen größeren Teil des Kapitals in Sektoren anlegen, welche von der wirtschaftlichen Krise in geringerem Maße betroffen sind. Auf diese Weise können sie ihre Verluste teils erheblich minimieren.
Dies ist im Vergleich zu Indexfonds gleich ein doppelter Vorteil. Denn diese sind nicht nur gezwungen, ihren Indizes in die tiefroten Zahlen zu folgen. Sie sind zudem aufgrund ihrer Orientierung an der Marktkapitalisierung meist in jene Sektoren am stärksten investiert, welche in der folgenden Krise am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden. In vergangenen Krisen zeigte sich nämlich, dass der Sektor, der in Zeiten der Kursrallye am stärksten gewachsen war, während des anschließenden Bärenmarktes oftmals die größten Verluste zu erleiden hatte.
Ist die kommende Rezession die Stunde der aktiven Manager?
All dies legt den Schluss nahe, dass aktiv gemanagte Fonds im derzeitigen Abschwung tatsächlich die Nase vorn haben werden. Allerdings greift diese Schlussfolgerung etwas zu kurz, da sie die speziellen Eigenheiten der derzeitigen Krise außer Acht lässt.
Der Börsen-Crash und die bevorstehende Rezession wurden durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 und die dadurch erforderlich gewordenen Beschränkungen hervorgerufen. Hierbei handelt es sich nicht um eine strukturelle oder zyklische Krise, sondern um einen externen Schock. Ferner ist derzeit noch nicht klar, wie schnell die Ausbreitung des Virus gestoppt werden kann und ob es evtl. zu weiteren Infektionswellen kommt.
Daraus ergibt sich für Fondsmanager die Schwierigkeit, dass herkömmliche Analysen des Marktgeschehens nicht alle kursrelevanten Informationen abdecken können. Selbst erfahrene Virologen und Gesundheitsexperten können nur grobe Prognosen, ob des weiteren Verlaufs der Pandemie, abgeben. Dieser Mangel an zuverlässigen Informationen bringt jedoch ein instabiles Element in den Markt mit ein. Theoretisch führen Informationen, welche der breiten Masse der Marktteilnehmer nicht zur Verfügung stehen, zu einer Reduzierung der Informationseffizienz der Kapitalmärkte. Dies ist gut für Fondsmanager, da diese eine geringe Effizienz der Märkte benötigen, um ihren eigenen Informationsvorteil ausspielen und in eine höhere Performance ummünzen zu können.
Durch die unberechenbaren Elemente rund um das Coronavirus kann sich dieser Informationsvorteil jedoch schnell in sein Gegenteil verkehren. So kann beispielsweise die Investition in ein noch recht unbekanntes Biotech-Unternehmen, welches an einem Medikament oder Impfstoff arbeitet, auf den ersten Blick als eine profitable Anlage erscheinen. Da Viren jedoch oft mutieren, könnte ein plötzlich auftretender und sich rasch ausbreitender Strang alle bisherige Arbeit zunichtemachen. Die unweigerliche Folge wären ein rapider Kurssturz und erhebliche Verluste für viele Investoren.
Wie wahrscheinlich ist eine schnelle Erholung?
Mit der externen Natur der derzeitigen Krise schwingt jedoch noch eine zweite Implikation mit. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass derartige ereignisbezogene Krisen bisher stets schneller vorübergegangen sind, als strukturelle oder zyklische Krisen. In der Vergangenheit erfolgte die Erholung nach solchen ereignisbezogenen Krisen dreimal so schnell wie nach einer durchschnittlichen, zyklischen Krise und gar siebenmal schneller als bei einem strukturellen Einbruch. Während der letzten großen Pandemie, der Spanischen Grippe von 1918/19, dauerte die Rezession trotz bis zu 50 Millionen Toten weltweit gerade einmal sieben Monate.
Zwar ist die heutige Welt unweit globalisierter. Jedoch sind die Maßnahmen, mit denen sich Politik und Notenbanken derzeit gegen die drohende Rezession stemmen in der Geschichte beispiellos. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass der kommende Abschwung deutlich schneller überwunden werden kann als ursprünglich befürchtet. In dem Fall wäre auch die mögliche Stunde der aktiven Anlagestrategien schnell wieder vorbei.
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