Value- und Growth-Anleger stehen sich in Teilen unversöhnlich gegenüber. Die einen Investoren setzen auf Wachstum, die anderen Anleger bevorzugen die defensivere Value-Wahl. Doch muss es eigentlich immer eine trennscharfe Trennung sein und ist diese überhaupt möglich? Im folgenden Beitrag schauen wir uns mal an, warum es sinnvoll ist, Value- und Growth-Werte miteinander zu kombinieren.
Unterschiede zwischen Value und Growth
Was eigentlich ist der Unterschied zwischen einem Value- und Growth-Unternehmen? Nach der herkömmlichen Denkart handelt es sich um Growth-Aktien, wenn diese stark wachsen. Die Bewertungen sind oftmals hoch, das Interesse der Anleger enorm. Das Umsatzwachstum lag in den letzten Jahren wohl im zweistelligen Bereich. Oftmals bewegen sich Growth-Aktien in besonders zukunftsträchtigen Branchen, die mit Megatrends korrespondieren. Man nehme nur mal den E-Commerce, das Internet der Dinge, KI und vieles mehr.
Demgegenüber handelt es sich bei Value-Aktien um substanzstarke Unternehmen, die sich bereits eine gewisse Marktmacht erarbeitet haben. Hier versuchen Anleger insbesondere unterbewertete oder zumindest fair bewertete Aktien zu identifizieren, während bei der Growth-Strategie die heutige hohe Bewertung durch zukünftig starkes Wachstum gerechtfertigt werden soll.
Wo ziehen wir die Grenze?
Der Unterschied zwischen Growth und Value ist hoffentlich verständlich. Dennoch mangelt es an den eindeutigen Kriterien, ob es sich um eine Growth-Aktie oder einen Value-Wert handelt. Genügt beispielsweise ein zweistelliges Umsatzwachstum von 15 % oder müssen die Unternehmen die 20 % überschreiten? Oftmals ist es schwer, eine trennscharfe Unterteilung vorzunehmen. Erst recht, wenn Unternehmen im Laufe der Zeit beim Wachstum nachlassen und somit von einem Growth-Titel zum Value-Wert übergehen. Beispielsweise könnte man das amerikanische Technologieunternehmen Microsoft betrachten, dass in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich rund 30 % beim Gewinn wuchs, während es noch nicht allzu lange her ist, als Microsofts Geschäftsmodell weitgehend stagnierte. Doch wann wurde Microsoft vom Growth-Titel zum Value-Wert und wann transformierte das Unternehmen erneut? Eine eindeutige Antwort gibt es dafür wohl kaum. Dies offenbart die Schwierigkeit, zwischen Growth und Value in der Praxis zu unterscheiden.
Mehr Diversifikation als Branche und Region
Diversifikation hilft Anlegern, das Risiko im eigenen Depot zu reduzieren, ohne damit Abstriche bei der Rendite zu machen. Doch viele Anleger beschränken sich auf das Investieren in verschiedene Branchen oder Regionen. Warum nicht also, auch einen Mix aus Value und Growth in das eigene Depot bringen, um noch weiter zu diversifizieren? Schließlich zeigt eine historische Betrachtung, dass es immer mal wieder Phasen gibt, in denen Growth-Aktien besser als Value-Titel performen und umgekehrt. Da niemand weiß, was die Zukunft bringt, scheint es am aussichtsreichsten, auf eine Kombination zu setzen. Je nach Präferenz kann man dann immer noch die favorisierte Strategie übergewichten.
Es kommt auf das Unternehmen an!
Eine Unterscheidung zwischen Growth- und Value-Aktie ist schwer möglich, doch ist diese überhaupt notwendig? Letztendlich nicht – denn es sollte bei der Investmententscheidung zuvorderst auf das Unternehmen ankommen. Hier spielt es kaum eine Rolle, ob man dieses als Value- oder Growth-Wert einordnet. Wenn das Geschäftsmodell vielversprechend ist und langfristig große Potentiale bestehen, sollte man die Aktie kaufen – unabhängig davon, ob diese eher zu einer Growth-Strategie oder einem Value-Ansatz passt. Entscheidend ist schließlich das Unternehmen – und nicht die Begrifflichkeiten, die sich an einer Einordnung versuchen.
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