Nachdem die Kurse über mehrere Wochen hinweg stark gestiegen waren, hat sich die Stimmung an den Börsen in den letzten Tagen merklich abgekühlt. Abermals massiv ansteigende Fallzahlen in bestimmten Ländern und Regionen lassen die Angst vor einer zweiten Corona-Welle wachsen. Zumindest bei Ökonomen und Anlegern verbirgt sich dahinter vor allem die Furcht vor einem noch heftigeren konjunkturellen Einbruch.
Behörden in Südkorea schlagen Alarm
Seit vergangener Woche sprechen die Gesundheitsbehörden in Südkorea von einer zweiten Welle, welche gerade dabei sei, im Land an Schwung aufzunehmen. Der Schwerpunkt des neuerlichen Ausbruchs sei demnach der Großraum Seoul. Dort leben rund die Hälfte der 51,6 Millionen Einwohner des Landes. Südkorea hatte seine Einschränkungen Anfang Mai gelockert. Derzeit bewegt sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen im zweistelligen Bereich. Im Falle eines erstarkenden Anstiegs besteht laut Behörden jedoch die Möglichkeit, die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder zu verschärfen.
Die USA verzeichneten derweil am vergangenen Mittwoch mit rund 38200 Neu-Erkrankungen laut Angaben der Johns Hopkins-Universität den höchsten Anstieg innerhalb eines Tages seit dem Beginn der Pandemie. Kritiker werfen Präsident Trump vor, den drastischen Anstieg der Fallzahlen durch eine verfrühte Politik der Lockerung begünstigt zu haben. Dies könnte sich auch drastisch auf den kommenden Reiseverkehr auswirken. Derzeit arbeitet die EU an einer Liste von Staaten, deren Bürgern ab Juli wieder die Einreise in die EU gestattet werde. Aufgrund der jetzigen Lage besteht demnach die realistische Möglichkeit, dass Menschen aus den USA auch weiterhin nicht in die EU werden einreisen dürfen.
Söder warnt vor zweiter Welle
Derweil warnt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auch hierzulande vor einer zweiten Welle. Er verwies dabei auf die Geschehnisse rund um Gütersloh und Berlin. „Wir müssen wirklich aufpassen“, so Söder. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sich die Zahl der Corona-Infektionen noch vor dem Herbst erneut drastisch erhöhe.
Als Reaktion auf die massierten regionalen Ausbrüche einigten sich Länder und Bundeskanzleramt auf ein einheitliches Vorgehen. Demnach dürfen Urlauber, die aus einem Kreis mit besonders hoher Fallzahl stammen, nur unter Einschränkungen in Hotels und Ferienwohnungen untergebracht werden. Sie müssten demnach erst mit einem ärztlichen Attest nachweisen, dass bei ihnen selbst keine Infektion vorliege. Ferner dürfe dieser Test nicht länger als 48 Stunden vor der Anreise zurückliegen.
Welche Folgen hätte eine zweite Welle für Deutschland?
Doch welche Folgen hätte ein flächendeckender Anstieg der Fallzahlen in Deutschland? Falls es zu einer abermaligen Verschärfung der Einschränkungen oder gar einem zweiten Lockdown kommen würde, wären die Folgen für die deutsche Wirtschaft erheblich. Laut Expertenmeinung hat Deutschland die konjunkturelle Talsohle bereits durchschritten, auch wenn viele der längerfristigen, negativen Auswirkungen noch nicht voll auf den deutschen Arbeitsmarkt durchgeschlagen haben. Käme es jedoch zu einem erneuten Lockdown, würde die Konjunktur vermutlich endgültig zusammenbrechen. Etliche Unternehmen und Selbstständige halten sich derzeit gerade so über Wasser. Ein erneuter Umsatzeinbruch würde vielen vermutlich das Genick brechen.
Zu den konkreten Verlierern würden hierbei vor allem jene Unternehmen zählen, die bisher bereits am stärksten von der Krise gebeutelt worden waren. Galeria Kaufhof Karstadt verkündete jüngst die Schließung von 62 seiner landesweiten Filialen. H&M hatte derweil allein im ersten Quartal einen Verlust von rund 470 Millionen Euro gemacht. Generell ist der Einzelhandel derzeit schwer angeschlagen. Für den kommenden Herbst rechnen Experten daher mit einer Pleite-Welle. Eine zweite Corona-Welle würde diese ohnehin schon angespannte Situation nochmals dramatisch verschärfen.
Weil beim Ausbruch einer zweiten Welle zwangsläufig auch andere Länder betroffen wären, wären die Auswirkungen für die deutsche Exportwirtschaft verheerend. Um das Überleben weiter Teile der Wirtschaft zu sichern, wäre in diesem Fall ein zweites Konjunkturpaket notwendig. Diskussionen darüber sind bereits im Gange. Es ist daher nicht auszuschließen, dass ein solches Paket auch ohne eine zweite Corona-Welle früher oder später aufgelegt wird. Allerdings müsste der Staat im Notfall noch mal deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Stimmung an den Börsen kühlt sich ab
Auch an den Börsen hat sich die Stimmung zuletzt merklich abgekühlt. So unterbrach der MSCI World seinen erneuten Kursanstieg seit dem 9. Juni und befindet sich derzeit eher wieder in einer leichten Abwärtsbewegung. Ein ähnliches Bild lässt sich bei zahlreichen anderen Indizes wie dem Dow Jones oder dem DAX beobachten. In den vergangenen Wochen waren bereits diverse Stimmen laut geworden, die davor warnten, die Stimmung an den Börsen sei derzeit zu gut. Demnach könnte es sich momentan durchaus nur um eine leichte Korrektur handeln. Ob die Stimmung jedoch noch dramatisch ins Negative kippt, hängt von den weiteren Konjunkturaussichten ab.
In einer kürzlichen Umfrage der Jefferies Financial Group gaben rund 50 Prozent der befragten Investoren an, der weitere Verlauf der konjunkturellen Entwicklung sei für sie nun der entscheidende Faktor in ihren weiteren Investitionsentscheidungen. Lediglich 12 Prozent gaben derweil an, eine mögliche zweite Corona-Welle würde ihre weiteren Anlageentscheidungen am stärksten beeinflussen.
Seit geraumer Zeit argumentieren Ökonomen darüber, welcher Buchstabe die kommende konjunkturelle Erholung am besten widerspiegelt. Im Optimalfall, so die Hoffnung der Experten, nimmt die Konjunktur in diesem Jahr einen v-förmigen Verlauf. Auf den rapiden Einbruch folgt demnach ein ebenso schneller Anstieg der wirtschaftlichen Leistung. Dieses Szenario setzt allerdings voraus, dass es zu keinen weiteren Einschränkungen aufgrund einer zweiten Welle kommt.
Andernfalls steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine w-förmige Entwicklung. Nach einer kurzen Erholungsphase würde die zweite Corona-Welle die Konjunktur in diesem Szenario erneut in die tiefe reißen. Am meisten gefürchtet wird hingegen ein u-förmiger Verlauf, welcher eine über längere Zeit darnieder liegende Weltwirtschaft und eine anschließende langsame Erholung bedeuten würde.
Wie können sich Anleger schützen?
Für langfristig orientierte Anleger würde auch eine schlechtere konjunkturelle Entwicklung keinen Beinbruch darstellen. Wer jedoch aus verschiedenen Gründen darauf hofft, dass die Kurse bereits in den kommenden ein bis zwei Jahren wieder Fahrt aufnehmen werden, sollte in der Tat mit Sorge auf die steigenden Fallzahlen blicken.
Der Einzelhandel, Fluglinien und Reiseunternehmen sowie die Finanzindustrie würden mit Sicherheit abermals in die Krise gestürzt werden. Das Verlustrisiko bei Einzelaktien würde in diesem Fall erheblich steigen, da eine umfassende Pleitewelle dann kaum noch zu vermeiden wäre. Auch bei den Gewinnern könnte sich die Lage in der Folgezeit zumindest vorübergehend abkühlen, da selbst Amazon im Falle einer lang andauernden Krise inklusive Massenarbeitslosigkeit nicht unbegrenzt wird wachsen können.
Ein kurzfristiger Einstieg ist derzeit mit erheblichen Risiken verbunden, falls damit keine langfristige Strategie verfolgt wird. Ein allmählicher Anteilskauf in Tranchen eignet sich wohl am besten, um den momentanen Unwägbarkeiten zu begegnen. Auf diese Weise wird das Verlustrisiko minimiert, falls die Kurse nochmals erheblich einbrechen sollten. Bleibt der Einbruch aus, hat man die günstigen Kurse jedoch zumindest teilweise für sich genutzt.
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