Eine der wichtigsten Entwicklungen im Finanzsektor in den letzten Jahren ist der zunehmende Bedeutungszuwachs von Fintechs. Seit Jahren sprießen unzählige Finanzdienstleister-Start-ups aus dem Boden, welche den etablierten Finanzinstituten mit einer weitgehenden Digitalisierung und innovativen Ideen Konkurrenz machen. Die Wachstumsaussichten dieser Branche sind erheblich. Mit einem ETF können Anleger von dieser Entwicklung profitieren.
Starke Wachstumszahlen
Die Finanzwelt wurde über einige Jahre hinweg von einer regelrechten Start-up-Welle erfasst. Immer neue Fintechs sprossen aus dem Boden. An der Spitze dieser Entwicklung befanden sich dabei wie so oft die USA. Laut Statista beheimatete der US-Finanzsektor im Februar 2020 8775 Fintech-Unternehmen. Dem stehen über 13000 Fintechs in der restlichen Welt gegenüber.
Auch Deutschland verfügt seit einigen Jahren über einen stark wachsenden Fintech-Sektor. Laut einer vom Bundesfinanzministerium beauftragten Studie betrug die jährliche Wachstumsrate in Deutschland ab 2010 150 %. Bis Ende 2019 wurden in Deutschland knapp 900 Fintech Start-ups ins Leben gerufen. Damit verfügt Deutschland über den zweitgrößten Fintech-Markt in Europa nach Großbritannien.
Innovation und Disruption
Fintechs gelten innerhalb der Finanzbranche vielfach als Motoren für Innovation und Digitalisierung. Im Gegensatz zu den etablierten Größen der Branche, verfolgen die jungen Start-ups eine offensive Strategie, welche von Anfang an auf den massiven Einsatz neuer Technologien und digitaler Angebote setzt.
Ziel vieler Fintech-Unternehmen ist es dabei, ihre Dienstleistungen spezifischer an die Wünsche ihrer jeweiligen Kunden anzupassen. Im Wettstreit mit der etablierten Konkurrenz können die jungen Unternehmen potenziellen Kunden dabei zwei grundlegende Vorteile bieten. Zum einen sind viele ihrer Dienste teils deutlich günstiger als vergleichbare Angebote der analogen Finanzdienstleister. Grund hierfür ist der sehr hohe Grad der technischen Automatisierung, mit welchem die meisten Fintechs arbeiten.
Darüber hinaus bietet die Digitalisierung zahlreicher Finanzdienstleistungen Kunden die Möglichkeit, einen Großteil ihrer Geschäfte bequem von zu Hause aus zu erledigen. Zeitintensive Termine vor Ort in Filialen entfallen damit praktisch vollständig.
Fintechs profitieren in dieser Hinsicht auch von der zunehmenden Digitalisierung in anderen Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens. Bedingt durch den Siegeszug der Sozialen Medien und des Online-Shoppings wächst eine Generation junger Menschen heran, die es gewohnt ist, einen Großteil ihrer Erledigungen über das Internet abzuwickeln. Die digitalen Angebote neuer Fintechs werden daher vor allem von jüngeren Kunden nicht länger als ungewöhnliche und riskante Online-Geschäfte wahrgenommen, sondern als die Norm betrachtet. Im Gegensatz dazu werden die Angebote der etablierten Banken und Finanzdienstleister in zunehmendem Maße als veraltet und kundenfeindlich angesehen. So verfügt z. B. eine große Zahl von Amerikanern nicht länger über ein traditionelles Bankkonto, sondern greift stattdessen auf die Nutzung digitaler Geldbörsen zurück.
Wachsender Wettbewerb führt zur Konsolidierung
Besonders in den USA konnte in letzter Zeit jedoch eine deutliche Abnahme bei den Neugründungen beobachtet werden. Wurden 2018 noch rund 70 Fintechs, unterstützt von Risikokapitalgebern, gestartet, lag diese Zahl 2019 nur noch bei 20 Start-ups. Demgegenüber steht zudem eine relativ hohe Pleitequote. Von den zahlreichen Finanztechnologierfirmen welche beispielsweise in Deutschland gegründet wurden, mussten zwischen 2011 und 2019 bereits mehr als 230 wieder den Betrieb einstellen. Ungefähr jedes fünfte Start-up im Finanzsektor ist damit schon wieder vom Markt verschwunden. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC nahm die Pleitewelle ab 2017 spürbar an Fahrt auf. Allein in den letzten drei Jahren mussten über 170 Fintechs ihren Hut nehmen.
Was sich zuerst vielleicht dramatisch anhören mag, wird durch einen Blick auf die durchschnittliche Erfolgsquote von Start-ups als Ganzes wieder stark relativiert. Allgemeinhin beträgt die Erfolgsquote bei Start-ups laut Expertenmeinung lediglich 10 %. Eine deutliche Konsolidierung des Marktes war insofern früher oder später unausweichlich. Das durchschnittliche Alter eines neuen Fintechs beträgt daher gerade einmal vier Jahre. Im dritten oder vierten Geschäftsjahr kommt es zu den meisten Schließungen.
Dass die zurückgehenden Gründungszahlen lediglich eine Neuausrichtung, weg von bloßer Quantität hin zu Qualität, sind, verdeutlicht auch ein Blick auf die Investitionszahlen in den USA. Trotz des starken Rückgangs bei der Gründung neuer Fintech-Unternehmen nehmen die Investitionen in den Sektor weiterhin zu. So verteilten sich im letzten Jahr in den USA rund 69,2 Milliarden Dollar an zusätzlichen Investitionen auf insgesamt 1061 Fintechs. Im Vergleich zu 2018 ist dies ein Wachstum von 14 %. Es findet eine stärker werdende Konzentration auf die erfolgreichsten Unternehmen statt.
Auch in Deutschland entfällt rund die Hälfte allen Wagniskapitals, welches in den Fintech-Sektor fließt, auf lediglich 20 Unternehmen. Gleichfalls sorgt der stärker werdende Wettbewerb jedoch auch für ein erhöhtes Maß an Kooperation. Sowohl bereits etablierte Fintechs als auch eine Reihe klassischer Finanzdienstleister sind seit einiger Zeit vermehrt bestrebt, mit kleinen aber innovativen Start-ups zusammenzuarbeiten. Von einer solchen Kooperation können beide Seite profitieren, sodass die Aussichten für neue Fintechs trotz recht großer Pleitezahlen auch in Zukunft mehr als positiv sein werden.
Ein ETF für Fintechs
Anleger, welche von der zunehmenden Digitalisierung im Finanzsektor und dem Aufstieg der Fintechs profitieren möchten, haben mit dem Invesco KWB NASDAQ Fintech ETF die Möglichkeit, breit gestreut in den enorm wachstumsstarken US-Fintech-Sektor zu investieren. Der ETF bildet den KWB NASDAQ Financial Technology Index ab. Dieser vereint alle Fintechs, welche am Nasdaq und der New York Stock Exchange gehandelt werden.
Der Index beinhaltet derzeit rund 50 Fintechs, welche gleichgewichtet abgebildet werden. Die gleichmäßige Gewichtung wird durch eine vierteljährliche Anpassung sichergestellt. Der Schwerpunkt der einzelnen Positionen liegt wenig überraschend hauptsächlich auf dem Finanz- und IT-Bereich. Ca 10 % der Titel verfügen jedoch auch über stärkere Berührungspunkte mit der Industrie.
Der Fonds ist noch relativ jung, konnte in den vergangenen Jahren jedoch eine starke Performance vorweisen. So steigerte sich das Wachstum von 7,7 % in 2017 auf 9,88 % in 2018. 2019 hob der Index schließlich mit einer Performance von über 38 % regelrecht ab.
Gleichzeitig sollten sich Anleger darüber im Klaren sein, dass die Fintech-Branche noch in ihren Kinderschuhen steckt. Ein höherer Grad an Volatilität sollte daher mit einkalkuliert werden. Aufgrund der größeren Anzahl an abgebildeten Positionen und den zu erwartenden Wachstumszahlen des Sektors, dürfte die Gefahr gering sein, dass sich die höhere Zahl an Pleiten sonderlich negativ auf die weitere Performance auswirkt. Gleichfalls sind die noch relativ kleinen Fintechs jedoch für Disruptionen des Finanzsektors als Ganzes noch relativ anfällig. Zudem ist der Fonds mit einem Volumen von lediglich 48 Millionen Euro zurzeit auch noch nicht sonderlich groß.
Konservative Anleger könnten ferner von der synthetischen Natur des ETFs, bei welcher der Index lediglich mittels Swaps abgebildet wird, abgeschreckt werden.
Neben dem Invesco KWB NASDAQ Fintech ETF existieren noch eine Reihe weiterer Indexfonds, welche sich speziell auf Fintech-Aktien konzentrieren. Als Beispiele seien hier der ARK Fintech Innovation ETF oder der derzeit führende Global X FinTech ETF genannt. Leider sind diese Fonds momentan in Deutschland für Privatanleger nicht handelbar. Auch in deutsche Fintechs kann momentan noch nicht breit gestreut über einen entsprechenden Indexfonds investiert werden.
Aufgrund der starken Zunahme an Bedeutung des Fintech-Sektors könnte sich das entsprechende Angebot für deutsche Anleger in den kommenden Jahren allerdings noch erweitern.
Die Auswirkungen der Corona-Krise
Wie viele andere Branchen wurde auch der Finanzsektor stark von den Auswirkungen der Corona-Krise in Mitleidenschaft gezogen. Über die letzten drei Monate hinweg verlor der Invesco KWB NASDAQ Fintech ETF rund 20 %. In den Wochen und Monaten nach dem Börsen-Crash ist es dem Index bisher nur in eingeschränktem Umfang gelungen, sich wieder zu erholen. Die oben erwähnte Anfälligkeit der zahlreichen kleineren Fintechs für großflächige Erschütterungen des Marktes macht sich hier deutlich bemerkbar.
Weil viele Wagniskapitalgeber angesichts der erwarteten Rezession deutlich zurückhaltender geworden sind, ergeben sich vor allem für junge Fintechs finanzielle Engpässe. Start-ups welche sich noch in der Frühphase ihrer Entwicklung befinden und solche, welche Kapital für eine Expansion ihres Geschäfts benötigen, sind hiervon besonders betroffen. Zudem hängen aufgrund des starken Nachfragerückgangs im P2P- und Privatkundengeschäft derzeit einige Fragezeichen über weiten Teilen der Finanzbranche.
Gleichzeitig beherbergen die momentanen Entwicklungen vor allem langfristig betrachtet erhebliches Potenzial für den Fintech-Sektor. Die letzten Wochen und Monate haben nochmals zur Beschleunigung der ohnehin schon rapide voranschreitenden Digitalisierung beigetragen. Konkret drückt sich dies in steigenden Nutzerzahlen beim E-Commerce sowie den digitalen Finanzdienstleistungen aus. Beide können der stationären Konkurrenz im Augenblick Anteile abjagen, welche sie auch nach dem Ende der Krise vermutlich nicht mehr hergeben werden.
Zwar liegt der Schwerpunkt der meisten Fintechs in den kommenden Monaten vermehrt darauf, möglichst viel Liquidität beisammen zu halten. Spätestens mit Beginn des nächsten Aufschwungs dürfte der Fintech-Sektor jedoch zu den großen Durchstartern gehören.
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