In dieser Woche stehen die Entscheidungen der Fed, der Bank of England und der Europäischen Zentralbank über die Erhöhung der Leitzinsen aus. Sie müssen die Market davon überzeugen, dass die Zinsen noch weiter steigen müssen, damit die Inflation nicht aus der Kontrolle gerät. Die Analysten gehen von relativ hohen Steigerungen aus und rechnen mit einer positiven Reaktion der Märkte.
Sollte es den Zentralbanken nicht gelingen, die Finanzmärkte weiter zu straffen, könnte die Stimmung der Unternehmen und Investoren umschlagen und eine Erleichterung der Finanzierungsbedingungen einleiten. Dies würde nochmals die Preise antreiben und die Inflation könnte aus der Kontrolle raten.
In dieser Woche fällt die Entscheidung!
Die Analysten gehen davon aus, dass die Zentralbanken aus ihren Fehlern gelernt haben. 2021 haben sie den Eindruck erweckt, dass keine Inflationsgefahr besteht. Die Banke gaben an, dass die Preissteigerungen nur vorübergehend waren und nicht als gefährlich eingestuft werden. Es entstand die Hoffnung, dass die Probleme schnell wieder verschwinden werden, ohne dass ein Eingriff der Notenbanken notwendig ist. Tatsächlich schwächt sich die Inflation aktuell ab, jedoch ist ein Eingriff der Zentralbanken notwendig, um einen weiteren Wertverfall der Währungen zu verhindern.
Analysten wie der US-Ökonom Mohamed El-Erian und der Bundesbank-Präsident Jens Weidman haben schon damals eine Preissteigerung angekündigt, wurden aber nicht ernst genommen. Auch nach ihren Warnungen nahmen der EZB-Chefökonom Philip Lane und der Fed-Chef Jerome Powell das Inflationsrisiko nicht ernst. Darunter hat die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken gelitten und sie mussten 2022 mit einer schnellen Zinserhöhung gegen die Inflation ankämpfen. Aufgrund der Analysten ist ihnen das, auch anhand der auf dem Kapitalmarkt erwarteten Inflationserwartungen, gut gelungen.
COVID und Ukraine-Krieg beeinflussten Preisveränderungen
Ob ein früherer Eingriff der Notenbanken die Inflationsraten in den letzten Monaten beeinflusst hätte, kann auch nicht genau bestimmt werden. Der Krieg und die Pandemie führten unweigerlich zu Preisveränderungen, die nur schwer kontrollierbar waren. Höhere Leitzinsen in dieser Zeit haben unter Umständen in einigen Branchen zu Preissenkungen geführt, aber auch große Schäden in der allgemeinen Weltwirtschaft hinterlassen.
Die Preissteigerungen gingen vor allem von Europa aus, in erster Linie von den steigenden Kosten für Mikrochips und den Preisanstiegen im Energiebereich. In die USA wurden die wirtschaftlichen Folgen mit einer großzügigen Ausgabenpolitik bekämpft, die eine hohe Nachfrage auslöste. In den USA wäre ein früheres Eingreifen wahrscheinlich erfolgreicher gewesen, da sie nicht, wie in Europa, mit höheren Ölpreisen zu kämpfen hatten.
Mit den Leitzinsen können die Zentralbanken in erster Linie die Knappheit steuern und nicht die Veränderung der relativen Preise. Wenn die Energiepreise in Europa überdurchschnittlich stark ansteigen, müssten andere Preise fallen, damit keine Inflation entsteht. Die Geldpolitik der Zentralbanken hat aber nicht die Aufgabe, Preise in Teilbereichen zu steuern. Daraus könnte ein großer wirtschaftlicher Schaden entstehen, der negative Folgen auf Arbeitsplätze und die Produktion von Wirtschaftsgütern haben kann
Die amerikanische Fed stand unter größerem Druck als die EZB
In den USA sind ein enger Arbeitsmarkt, eine hohe Nachfrage und steigende Löhne für die Entwicklung des USD besonders wichtig. In Europa ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale zwar auch noch nicht völlig verbannt, sie kann aber bisher auch noch nicht genau beziffert werden. Aus diesem Grunde muss die EZB ihre Aufgabe der Kontrolle des Preisauftriebs auch noch nicht so bestimmt wahrnehmen, wie die Fed in den USA. Im Vergleich zu Europa hat die Fed aber auch viel länger gewartet, um mit der ersten Leitzinserhöhung in den Markt einzugreifen.
Auch nach der Krise ist noch nicht gewiss, ob ein Eingreifen der Notenbanken notwendig war. In Kriegszeiten, die uns im Moment mit der Invasion Russlands in der Ukraine bedrohen, kann eine Inflation auch mit Verspätung auftreten. Aktuell scheint die Inflationsrate von 10 % noch nicht mit den Problemen nach dem Ersten Weltkrieg vergleichbar zu sein. Damals wurden die Druckpressen auf Voll-Last betrieben, um die Lasten aus dem Ersten Weltkrieg zu finanzieren.
Auch ein Vergleich mit den 70er Jahren kann nicht gemacht werden. Damals verlangten starke Gewerkschaften hohe Lohnsteigerungen und lösten damit eine Inflation aus. Die aktuelle Inflation hat bis jetzt schon viel Schaden angerichtet, kann aber mit historischen Inflationen nicht verglichen werden. Letztendlich müssen die Schäden durch die Pandemie und den Krieg abgefangen werden.
Aktuell beschäftigen sich die Analysten eher mit dem Thema, was nach dem Abflauen der Inflation passiert. Wird die Wirtschaft wieder stagnieren, oder wird eine Phase des minderen Wachstums, niedriger Zinsen und einer mäßigen Inflation eingeläutet? Viele Analysten gehen davon aus, dass eine sturere Preisdynamik entstehen wird. Dies kann aber auch durch eine höhere Angst vor einer weiteren Preissteigerung ausgelöst werden, die vor zwei Jahren stark unterschätzt wurde.
Wie reagieren die Finanzmärkte auf die Entscheidungen der Zentralbanken in dieser Woche?
Aktuell werden in den USA viele Geschäftszahlen veröffentlicht. Unternehmen wie Amazon, Meta, Apple und Alphabet werden ihre Geschäftszahlen diese Woche veröffentlichen. Microsoft hat die Anleger schon mit verhaltenen Prognosen enttäuscht und auch von anderen Unternehmen werden eher ernüchternde Zahlen erwartet.
Die Anleger verhalten sich bis jetzt noch zurückhaltend. Sie wurden von den Kursveränderungen an den Finanzmärkten enttäuscht und das Vertrauen muss erst wieder aufgebaut werden. Die meisten haben ihr Kapital in neue und junge Unternehmen investiert, deren Werte in den nächsten Wochen und Monaten gute Gewinnchancen aufweisen.
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