Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Zombie-Unternehmen. Die Rede ist von Beinahe-Pleite-Firmen, die sich von einem Kredit zum nächsten hangeln. Überlebensfähig sind sie nur aufgrund der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Doch genau dadurch, so fürchten viele Experten, werden die Selbstreinigungskräfte des Marktes außer Kraft gesetzt. Sowohl für die Wirtschaft wie auch für Anleger droht hier eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Von einem Kredit zum Nächsten
Obwohl das Konzept von Unternehmen, welche sich am Rande des Bankrotts entlanghangeln, keineswegs neu ist, kam die Bezeichnung Zombie-Unternehmen erstmals im Zuge der Finanzkrise 2008 in Mode. In Folge der Krise senkten die Zentralbanken ihre Leitzinsen immer weiter herab, um der kriselnden Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Eigentlich sollten dadurch das Sparen unattraktiv und im Gegenzug Investitionen günstiger werden. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die extrem niedrigen Zinsen noch einen weiteren eher unerwünschten Effekt hatten.
Zahlreiche Unternehmen, welche im Zuge der Krise ins Wanken geraten waren, konnten sich nun durch die sehr niedrigen Zinsen über die Aufnahme weiterer Kredite mit frischem Geld versorgen. Allerdings gelang es keineswegs allen Firmen, sich dadurch wirklich zu erholen. Als Zombie-Unternehmen werden solche bezeichnet, deren erwirtschaftete Einnahmen dauerhaft nicht ausreichen, um die eigenen Aufwendungen zu finanzieren. Das Einzige, was sie am Leben hält, ist die stetige Aufnahme weiterer Kredite.
Diese Kredite dienen dabei nicht länger dem Überbrücken kurzfristiger Engpässe bzw. der Finanzierung neuer Investitionen, so wie es eigentlich gedacht war. Stattdessen werden nur noch neue Kredite aufgenommen, um die bestehenden Kredite zu tilgen. Auf diese Weise ist es zahlreichen Pleitekandidaten möglich, noch über Jahre hinweg weiter zu existieren.
Zahl der Zombie-Unternehmen wächst
Begünstigt durch die anhaltende Niedrigzinsphase ist die Zahl dieser Zombies zudem in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Laut einer Berechnung der Wirtschaftsauskunft Creditreform zählten 2019 bereits rund 8 Prozent aller deutschen Unternehmen zu diesen Zombies. Einige Volkswirte gehen dabei sogar von einer noch größeren Dunkelziffer aus.
Noch schlimmer sieht die Lage in jenen Ländern aus, welche besonders hart von der letzten Krise getroffen worden waren. So geht aus einer Untersuchung des Wirtschaftsprüfers PWC hervor, dass aktuell rund ein Viertel aller griechischen Unternehmen ohne permanenten Zugang zu günstigen Krediten nicht länger überlebensfähig wären.
Auch jenseits des Atlantiks hat die Zahl solcher durch billiges Geld am Leben gehaltener Pleitekandidaten stark zugenommen. Demnach weisen rund 11 Prozent aller Unternehmen im Russel 3000 – ein Index für die 3000 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in den USA – über die Dauer von drei Jahren oder mehr einen Zinsdeckungsgrad von unter 1 auf. Dies bedeutet, dass diese Unternehmen langfristig nicht in der Lage sind, ihre Zinsen mithilfe ihres operativen Geschäfts zu tilgen.
Corona-Krise verschärft die Situation noch weiter
Die Corona-Krise hat diese Situation nun nochmals weiter verschärft. Laut neuesten Zahlen sind mittlerweile 19 Prozent der Unternehmen im Russel 3000 Index nicht länger in der Lage, ihre Zinsen zu tilgen, wenn man als Betrachtungszeitraum lediglich die letzten 12 Monate heranzieht. Dies entspricht 571 Unternehmen, welche zusammengenommen mehr als 800.000 Menschen beschäftigen. Durch die Krise ist die Gefahr, dass viele dieser Unternehmen nun tatsächlich auch Pleite gehen, zudem erheblich gestiegen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte sich die US-Notenbank Fed bereits im Frühjahr dazu entschlossen, ihr Anleihenkaufprogramm nochmals deutlich auszuweiten. Demnach hatte sich die Fed zumindest teilweise dazu bereit erklärt, auch Hochrisiko-Anleihen von kaum mehr kreditwürdigen Unternehmen aufzukaufen.
Auch hierzulande werden aktuell viele Firmen noch durch aufgeschobene Tilgungsraten sowie staatliche Unterstützungsprogramme am Leben gehalten. Zwar konnte dadurch verhindert werden, dass es bereits im Herbst zu einer massiven Pleitewelle gekommen ist. Experten rechnen jedoch damit, dass spätestens im kommenden Frühjahr vielen Unternehmen in den besonders betroffenen Branchen endgültig die Luft ausgehen wird.
Zombie-Unternehmen bremsen die Wirtschaft aus
Ein Argument, weshalb eigentlich lebensunfähige Unternehmen durch Kredite am Leben gehalten werden sollten, ist, dass man auf diese Weise ein zu starkes Ansteigen der Arbeitslosenquote verhindert. Allerdings dürften die negativen Effekte dieser Strategie langfristig gesehen überwiegen.
Eine Gefahr besteht darin, dass diese Unternehmen versucht sein könnten, sich durch eine aggressive Preispolitik einen höheren Marktanteil zu sichern. Die Hemmschwelle, langfristig unhaltbar niedrige Preise zu verlangen, ist dabei deutlich niedriger, da diese Zombies bereits zuvor keine Profite erzielen konnten und zunehmend verzweifelt versuchen, dies zu ändern. Dadurch treiben sie jedoch wiederum gesunde Konkurrenten vor sich her und lassen auch deren Gewinne in den Keller stürzen. Ein Beispiel hierfür ist der kriselnde Spielwarenhersteller Mattel, welcher dem Konkurrenten Hasbro während der Weihnachtszeit wichtige Umsätze rauben könnte.
Laut einer OECD-Studie tragen Zombie-Unternehmen zudem nicht unwesentlich zu einer Stagnation bei der Produktivität einer Wirtschaft bei. Den Firmen fehlt schlicht das Geld, um neue Investitionen zu tätigen. Dadurch fallen sie im Laufe der Zeit jedoch immer weiter zurück und werden noch abhängiger von stetig frischem Geld.
Dies hat wiederum zur Folge, dass immer mehr Ressourcen aufgewandt werden müssen, um diese Untoten weiterhin am Laufen zu halten. Genau diese Ressourcen fehlen dann wiederum an anderer Stelle. So erfreuen sich besonders die meist mit Zombies verbundenen Hochrisiko-Anleihen in den letzten Jahren einer geradezu irrationalen Beliebtheit bei vielen Anlegern.
Beispielsweise befinden sich die Kapitalzuflüsse in den iShares iBoxx USD High Yield Corporate Bond ETF – den größten ETF für Hochrisiko-Unternehmensanleihen weltweit – aktuell auf einem Rekordwert. Eine steigende Zahl an Anlegern will von den vergleichsweise hohen Zinsen profitieren, welche die wachsende Zahl untoter Unternehmen für die Aufrechterhaltung ihrer Existenz in Kauf nehmen müssen. Doch genau hierin könnte ein enormes Risiko bestehen.
Anleger sollten um Zombie-Unternehmen einen weiten Bogen machen
Der Kapitalbedarf dieser Zombies wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Dies liegt zum einen daran, dass immer mehr Firmen in die Teufelsspirale aus Schulden und neuen Krediten hineinrutschen. Zum anderen werden in den nächsten Jahren viele längerfristig aufgenommene Darlehen fällig. S&P Global geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren neue Hochrisiko-Anleihen im Wert von 2 Billionen Dollar aufgenommen werden müssen, um das wachsende Heer an Zombies in den USA weiterhin am Leben zu erhalten.
Anleger, die sich von den höheren Renditen dieser Schrottanleihen blenden lassen, laufen Gefahr, früher oder später auf ihren Papieren sitzen zu bleiben. Das Potenzial einer Blasenbildung ist nämlich keineswegs von der Hand zu weisen. Wer das eigene Portfolio mit Anleihen absichern möchte, sollte daher auf sicherere Produkte zurückgreifen, auch wenn diese niedriger verzinst sind.
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