Delivery Hero ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte mit Sitz in Berlin, doch das letzte Jahr war für den Aktienkurs alles andere als schön. Seit Juni 2017 ist das Unternehmen an der Frankfurter Börse notiert und hat bis Ende 2021 einen guten Aufstieg hingelegt. Dann folgte aber der Tiefflug und seitdem kommt der Aktienpreis nur schwer über die 50-Euro-Marke.
Nun gab das Unternehmen seine Zahlen bekannt und musste direkt einen Kurssturz in Kauf nehmen. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Delivery Hero Aktie (ETR:DHER) und wie sie sich für den Rest des Jahres entwickeln könnte.
Erwartungen verfehlt
Die Aktien der Delivery Hero AG fielen am Donnerstag stark, nachdem der Online-Lieferdienst in seinen jüngsten Gewinnen keine wichtigen Umsatzprognosen geliefert hatte. Das besorgte Analysten und dürfte ein Zeichen dafür sein, dass die inflationsbedingte Verlangsamung der Kundenausgaben weiter anhalten wird.
Das Unternehmen meldete im vierten Quartal 2022 auch einen Bruttowarenwert – eine wichtige Umsatzkennzahl, die häufig von E-Commerce-Unternehmen verwendet wird – von 11,35 Mrd. Euro. Zwar wurde damit ein Wachstum von 8,8 % zum Vorjahr erreicht, aber die Erwartung von gut 12 Mrd. Euro verfehlt. Der Bruttowarenwert von Delivery Hero für das Gesamtjahr von 44,61 Mrd. Euro blieb hinter seiner Prognose für ein Ergebnis am unteren Ende der Spanne von 44,7 bis 46,9 Mrd. Euro zurück.
Der Gesamtumsatz des Segments verfehlte mit 2,53 Mrd. € ebenfalls den erwarteten Wert von 2,84 Mrd. €.
Der Gesamtjahresumsatz belief sich auf 9,59 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 32 % gegenüber 2021 entspricht. Erwartet wurden allerdings 9,8 Mrd. EUR bis 10,4 Mrd. EUR.
Die Firma sagte, dass es sich im vergangenen Jahr darauf konzentriert habe, schneller profitabel zu werden. Die Bemühungen in Q4 hätten sich mit einer Verbesserung des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zum Bruttowarenwert um drei Prozentpunkte auf minus 0,3 % bezahlt gemacht.
Ziele für 2023
Für die zweite Hälfte von 2023 strebt das Unternehmen an, die Gewinnschwelle des freien Cashflows zu erreichen.
„Letztes Jahr war die gesamte Branche mit mehreren Herausforderungen konfrontiert und wir haben hart daran gearbeitet, als Gewinner daraus hervorzugehen“, sagte CFO Emmanuel Thomassin in einer Erklärung.
Delivery Hero schloss das vergangene Jahr mit einem Kassenbestand von 2,4 Mrd. Euro ab. Analysten leiteten daraus einen Cash-Burn in der zweiten Jahreshälfte von 500 Mio. Euro ab. Zusammen mit dem verlangsamten Wachstum und dem Fehlen einer Umsatzprognose für 2023 ist dies ein Grund für die negative Reaktion des Marktes.
Finanzvorstand Thomassin sagte gegenüber Reuters, es sei angesichts des aktuellen volatilen Umfelds zu früh, um einen Ausblick auf den Bruttowarenwert für das Jahr zu geben.
Verbraucher schnallen aufgrund von Inflation den Gürtel enger
Nach einem Wachstumsschub während der Corona-Pandemie hat sich Delivery Hero darauf konzentriert, die lang erwartete Rentabilität zu erreichen, da das Vertrauen der Anleger in den schnell wachsenden, aber größtenteils unrentablen Sektor zu schwinden begann.
Das Unternehmen bestätigte, dass es im Jahr 2023 weiterhin eine positive Marge des bereinigten Kerngewinns (EBITDA) zum Bruttowaren von über 0,5 % erwartet.
Da Menschen selbst in Zeiten hoher Inflation essen müssen, bedeutet es in der Regel, dass Lebensmittelaktien in volatilen Märkten tendenziell besser abschneiden als andere Branchen. Lebensmittelgeschäfte können steigende Kosten an die Verbraucher weitergeben und so einen Umsatzrückgang ausgleichen. Allerdings sind Konsumenten in solchen Zeiten grundsätzlich sparsamer und greifen auf günstigere Alternativen zurück. Lieferdienste haben dabei häufiger das Nachsehen, denn Verbraucher gehen für ihre Lebensmittel vermehrt selbst ins Geschäft, als zusätzlich für eine Lieferung zu bezahlen.
Die Deutsche Bank schätzt, dass die Inflation in Deutschland im Februar oder März ihren Höhepunkt erreicht und dann rückläufig sein wird. Das könnten gute Nachrichten für Delivery Hero sein, denn das Unternehmen benötigt einen Wirtschaftsaufschwung, um 2023 wachsen zu können und profitabel zu sein.
CFO Thomassin sagte außerdem, dass die Priorität des Unternehmens die Optimierung der Einnahmen sei. Erst Anfang Februar hatte CEO Niklas Östberg 156 Mitarbeiter entlassen müssen, wovon ein Großteil in Berlin ansässig sei.
„Leider glaube ich, dass diese Entscheidung notwendig ist, um eine schlankere und effizientere Organisation zu schaffen, die in der Lage ist, die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, die wir uns im Jahr 2023 gesetzt haben“, schrieb Östberg.
Auch das spanische Unternehmen Glovo, Teil von Delivery Hero, gab Ende Januar bekannt, dass es plane, 250 Mitarbeiter (6,5 % seiner weltweiten Belegschaft) zu entlassen. Es verwies auf einen Auftragsrückgang nach seinem schnellen Wachstum während der Pandemie.
Schon im November 2022 wurde eine nicht weiter spezifizierte Anzahl von Mitarbeitern entlassen. Auch der Rivale Just Eat Takeaway NV sagte im November, dass eine Umstrukturierung seines Kundendienstes weltweit zum Verlust von 170 Arbeitsplätzen führen könnte.
Im vergangenen Mai sagte CEO Östberg in einem Interview mit dem Spiegel, dass die Firma nicht auf den deutschen Markt hätte zurückkehren sollen. Im letzten Jahr hatte Deliver Hero mehr als zwei Drittel seines Werts einbüßen müssen.
Wie geht es für Delivery Hero weiter?
Eine großartige Erholung des Aktienpreises ist für Delivery Hero derzeit nicht in Sicht. Eine sinkende Inflation könnte der Firma in die Hände spielen, doch vor allem das Geschäft in Deutschland ist starker Konkurrenz ausgesetzt und weniger wirtschaftlich als in anderen Ländern. Aktuell ist das Unternehmen in mehr als 50 Ländern tätig, unter Marken wie Glovo, Foodpanda, Fooodora, Yemeksepeti und zahlreichen weiteren. Insgesamt erzielt es gute Umsätze, doch die Branche der Lieferdienste ist generell nicht sonderlich profitabel.
Ein derzeit niedriger Aktienpreis könnte für Anleger ein guter Einstieg sein, doch ob dieser Preis in den kommenden Monaten steigen kann, ist fraglich. Analysten geben der Delivery Hero Aktie momentan keine Kaufempfehlung.
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