Der überraschende Rückzug vom größten DAX-Unternehmen Linde lässt eine große Lücke im DAX zurück, die nun mit dem Einzug der Commerzbank gefüllt wird. Am Freitagabend wurde die Entscheidung verkündet, dass die Commerzbank Ende des Monats in den größten Aktienindex Deutschlands zurückkehrt. Am Tag zuvor ließen gute Geschäftszahlen die Aktien der Bank bereits nach oben schießen.
Aufnahme in den DAX zum 27. Februar
In den vergangenen Wochen war nach der Bekanntgabe von Linde, sich von der Frankfurter Börsen zurückzuziehen und lediglich in New York notiert zu sein, viel über den möglichen Nachfolger spekuliert worden. Linde war mit einer Marktkapitalisierung von 154 Milliarden Euro mit Abstand das größte Unternehmen am DAX. Der Weggang war somit ein gewaltiger Schlag für den Index.
Commerzbank war von Beginn an im Gespräch, immerhin gehörte die Bank 1988 zu den Gründungsmitgliedern des DAX. Doch auch der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall hatte Aussicht auf die Aufnahme, ebenso wie der Medizintechnikspezialist Carl Zeiss Meditec.
Voraussetzung für die Aufnahme in den Leitindex sind mindestens zwei Jahre Profitabilität. Im Jahr 2020 konnte das die Commerzbank nicht erreichen, dafür aber 2021. Nun wurden die Jahreszahlen für 2022 veröffentlicht, die ein weiteres Jahr der Profitabilität der Bank bestätigten und den Weg in DAX freiräumten. Am 27. Februar ist es so weit und die Aktien der Commerzbank werden wieder Teil des DAX, wie der Indexanbieter STOXX Freitagabend nach Schluss der Wall Street bekannt gab.
Gewinne verdreifacht
Vergangenen Donnerstag verkündete die Commerzbank sehr gute Ergebnisse für Q4 2022 und das letzte Jahr. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und hohen Sonderbelastungen in Polen hat sich das Konzernergebnis der Commerzbank im Geschäftsjahr 2022 mehr als verdreifacht und so die Zielmarke von über 1 Mrd. Euro deutlich übertroffen. Mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro ist dies der höchste Gewinn seit mehr als zehn Jahren.
Die harte Kernkapitalquote verbesserte sich auch weiter auf 14,1 %, was der Bank den Spielraum eröffnet hat, um ihren Aktionären Kapital zurückzuzahlen. In Übereinstimmung mit ihrer Kapitalrückgaberichtlinie beabsichtigt die Bank 30 % des Konzernergebnisses auszuschütten – nach Abzug der AT-1-Kupons in Form einer geplanten Dividende von 20 Cent je Aktie sowie einem Aktienrückkauf von 122 Mio. Euro.
Obwohl die Inflation anstieg, konnte die Bank ihre Kosten senken. Sie hat ein robustes Kreditportfolio, das auch den Unsicherheiten der Wirtschaft und den Folgen des russisch-ukrainischen Konfliktes standhält. Mit fast 500 Millionen Euro pauschaler Risikovorsorge ist die Bank für die anhaltenden Herausforderungen der Wirtschaft gerüstet.
Vorstandsvorsitzender Manfred Knof sagte dazu außerdem: „Die Commerzbank liefert, was sie verspricht: Wir haben im Geschäftsjahr 2022 unsere strategischen und finanziellen Ziele erreicht. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und der hohen Sonderbelastungen in Polen haben wir unser Konzernergebnis mehr als verdreifacht und damit noch stärker gesteigert als erwartet. Das zeigt, dass unsere Strategie greift und wir die Trendwende geschafft haben. Die Commerzbank ist wieder da“.
Dank eines starken Kundengeschäfts und der positiven Effekte der Zinswende stiegen die Erträge der Commerzbank 2022 um rund 12 % auf 9,461 Mrd. Euro (2021 waren es 8,450 Mrd. Euro). Bei der polnischen Tochtergesellschaft mBank wurden massive Sonderbelastungen berücksichtigt. Darin enthalten sind 278 Mio. Euro für die in Polen vorgeschlagenen „Credit Holidays“ und 650 Mio. Euro für zusätzliche Vorkehrungen bei Schweizer-Franken-Krediten.
Im Lauf des letzten Jahres hat sich die Ertragsdynamik im operativen Geschäft erheblich gesteigert. So stiegen die bereinigten Erträge für 2022 in der letzten Periode um fast 30 % im Vergleich zum Vorjahr auf 2,401 Mrd. Euro und im gesamten Jahr um 18 % auf 9,513 Mrd. Euro.
Dank der steigenden Zinsen konnte der Zinsüberschuss insgesamt um 33 % auf 6,459 Mrd. Euro ansteigen (2021 waren es 4,849 Mrd. Euro) ansteigen. In Bezug auf den Provisionsüberschuss musste die Commerzbank jedoch einen Rückgang um 2,4 % auf 3,519 Mrd. Euro verzeichnen (2021: 3,607 Mrd. Euro), was dem schwachen Wertpapiergeschäft am Markt zuzuschreiben ist.
2018 von Wirecard aus dem DAX geschmissen
Die Commerzbank war seit 2018 nicht mehr im DAX vertreten. Damals räumte das Unternehmen seine Position für Wirecard, was 2020 insolvent ging, nachdem umfangreicher Betrug festgestellt wurde und es zum großen Skandal gekommen war.
Die damaligen Aktien von Wirecard waren an der Börse mehr als doppelt so viel wert wie die der Commerzbank, sodass diese im Nebenwerte-Index MDax gelistet wurden. Wirecard brachte es 2018 auf einen Marktwert von über 24 Mrd. Euro und damit mehr als doppelt so viel wie die Commerzbank zu dem Zeitpunkt (10 Mrd. Euro).
Der Commerzbank wurde vorgeworfen, den Trend zur Digitalisierung verschlafen zu haben. Während das Fintech-Unternehmen Wirecard die Digitalisierungswelle ritt, wirkte die Commerzbank altbacken und hatte mit schwachen Erträgen und großem Konkurrenzkampf zu tun. In dieser Hinsicht hat die Bank nun einiges nachgeholt und die Digitalisierung in den Mittelpunkt gestellt. Dadurch sollen auch in diesem Jahr Filialen schließen und Stellen abgebaut werden, um den Prozess voranzutreiben.
Wirecard ist inzwischen Geschichte und die Commerzbank wieder auf Erfolg ausgerichtet. Die verdreifachten Gewinne des letzten Jahres untermauern dies deutlich.
2023 soll weiter positiv werden
Die Commerzbank erwartet ein anspruchsvolles Jahr, aber sie ist dennoch optimistisch, dass sie ihre starke Geschäftsentwicklung fortsetzen und damit Fortschritte auf dem Weg zu ihren mittelfristigen Zielen erzielen kann. Sie rechnet mit einem Anstieg des Zinsüberschusses auf über 6,5 Mrd. Euro, einer Stabilisierung des Provisionsüberschusses und will die Gesamtkosten weiter auf 6,3 Mrd. Euro senken.
Man erwartet auch, einen höheren Konzerngewinn als 2022 zu erzielen – die Commerzbank blickt somit sehr optimistisch und selbstbewusst ins laufende Jahr. Der Ausblick basiert auf milden Rezessionsbedingungen und der Annahme, dass keine weiteren substanziellen Sonderbelastungen bei der mBank auftreten.
Auswirkungen auf die Aktie
Die guten Ergebnisse des letzten Jahres ließen die Aktie der Commerzbank am Donnerstag und Freitag nach oben gehen. Die Investoren waren wieder zuversichtlich, was die Aktien betraf und der am Donnerstag veröffentlichte Geschäftsbericht wurde gut aufgenommen. Es folgte ein deutlicher Anstieg von 11,6 Prozent auf 11,50 Euro im XETRA-Handel. Die Aktien erreichten sogar den höchsten Stand seit fast fünf Jahren.
Nach Bekanntgabe der Wiederaufnahme in den DAX am Freitagabend verzeichnete die Aktie zum Montagvormittag einen leichten Fall nach unten und fand sich am unteren Ende des MDAX wieder. Bis zum Nachmittag betrug das Minus 3,1 %.
Diese aktuelle Abwärtsbewegung soll die Prognosen von Analysten aber nicht trüben. Die Deutsche Bank sieht für die Commerzbank-Aktie ein optimistisches Ziel von 15 Euro und empfiehlt zum Kauf. Andere Analysten rechnen mit einem Preis oberhalb der 13-Euro-Marke, und die Ziele von Barclays zwischen 10 und 11 Euro konnte die Aktie nun bereits erreichen.
Jeder Handel ist riskant. Keine Gewinngarantie. Jeglicher Inhalt unserer Webseite dient ausschließlich dem Zwecke der Information und stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Dies gilt sowohl für Assets, als auch für Produkte, Dienstleistungen und anderweitige Investments. Die Meinungen, welche auf dieser Seite kommuniziert werden, stellen keine Investment Beratung dar und unabhängiger finanzieller Rat sollte immer wenn möglich eingeholt werden.
Klicke Hier, um die besten Krypto Presales zu sehen, die sich in diesem Jahr verzehnfachen könnten!