Preiskampf in China

Seit einigen Monaten buhlen Elektrofahrzeug-Hersteller mit Preisnachlässen in China (und anderswo) um die Gunst der Käufer. Angefangen hatte der Preiskampf im Dezember 2022, als Tesla damit begann, die Preise für seine Elektrofahrzeuge zu senken. Dem folgten schnell andere Hersteller, darunter BYD, Nio und Xpeng, die ebenfalls ihre Preise nach unten schraubten. Der Preiskampf eskalierte schnell, wobei einige Autohersteller Rabatte von bis zu 30 % anboten.

Das Ganze hatte gemischte Auswirkungen auf den chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge. Einerseits hat es zu niedrigeren Preisen für Verbraucher geführt, andererseits wurde es für die Autohersteller auch schwieriger, Gewinne zu erzielen. Einige Analysten haben gewarnt, dass der Preiskampf zu einer Konsolidierung auf dem chinesischen Markt führen könnte, da kleinere Autohersteller zum Ausstieg gezwungen werden.

Was waren die Ursachen für Teslas plötzliche Entscheidung, großzügige Rabatte zu gewähren? Der Preiskampf zwischen Elektrofahrzeug-Herstellern in China wurde durch eine Reihe von Faktoren ausgelöst. Die zunehmende Beliebtheit von Elektrofahrzeugen in China ist einer davon, denn China ist der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge. In den letzten Jahren ist der Absatz rasant gestiegen, was zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen den Automobilherstellern geführt hat. Sie alle versuchen, einen Anteil am wachsenden Markt zu erobern.

Hinzu kommen die sinkenden Kosten für Batterien. Diese sind ein wesentlicher Faktor für den Preis von Elektrofahrzeugen und die fallenden Preise haben zu Kosteneinsparungen seitens der Hersteller geführt, die an den Kunden natürlich nicht unbemerkt vorbeigegangen ist. Auf diese Weise können Hersteller auch mehr miteinander konkurrieren. Die chinesische Regierung subventioniert außerdem Elektrofahrzeuge, um deren Einführung zu fördern. Das wiederum hat dazu beigetragen, dass die Kosten sinken und es für Automobilhersteller auch attraktiver ist, diese zu produzieren.

Schon im vergangenen Dezember hatte der Preiskampf in China auch globale Auswirkungen. Die Aktien von Tesla, BYD und Co gingen deutlich nach unten, da mit schwachen Absätzen gerechnet werden musste.

BYD-Aktie im Minus, Preiskampf geht weiter

Der aktuelle Fall der Aktie lässt sich erneut auf den Druck zurückführen, den Tesla aktuell auf den chinesischen Markt ausübt. Am Montag senkte Tesla die Preise für das Model Y in China.

Mehrmals hat Tesla die Preise in diesem Jahr bereits gesenkt, da die Nachfrage für die boomende Produktionskapazität fehlte. Dennoch konnte der Konzern im zweiten Quartal steigende Gewinne verbuchen, wobei anhaltende Preissenkungen dazu beitrugen.

Wie auch Tesla konnte BYD im zweiten Quartal 2023 Rekordverkaufszahlen melden.

Während Tesla nur vier Modelle hat und der Großteil der Verkäufe auf das Crossover-SUV Model Y entfallen, bietet BYD eine breitere Produktvielfalt, mit der das Unternehmen inzwischen auch die USA, Europa und andere Länder erobert.

BYD verfügt über ein ständig wachsendes Angebot an Elektrofahrzeugen unterschiedlicher Preisklassen. Neue und aufgefrischte Modelle sind an der Tagesordnung. Inzwischen hat BYD sogar damit begonnen, Tesla mit Batterien zu beliefern, was zwischen den beiden Konzernen für besondere Spannungen führt.

Fünf Millionen BYD-Fahrzeuge

In der vergangenen Woche konnte sich BYD zudem über einen gigantischen Meilenstein freuen. BYD gab bekannt, dass seine kumulierten Produktionszahlen von sogenannten New Energy Vehicles (NEV), also Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge, die 5-Millionen-Marke überschritten hatten. Ein Denza N7 wurde als das fünfmillionste BYD-Fahrzeug gekürt.

BYD ist damit der erste Produzent von Elektrofahrzeugen, der diese Zahlen erreicht hat. Tesla ist aber nicht weit entfernt, denn Stand Ende Juni hat Tesla über 4,6 Millionen reine Elektrofahrzeuge hergestellt. Bei BYD verteilen sich die Verkäufe fast zu gleichen Teilen auf BEVs und PHEVs, mit einem geringfügigen Vorteil für BEVs.

Geht es mit der Aktie bald wieder hoch?

Die jüngste Kampfansage von Tesla hat die BYD-Aktie am Montag über 5 % nach unten fallen lassen. Dabei ging es für den chinesischen Hersteller Ende Juli erst wieder nach oben. Die Quartalszahlen halfen ebenfalls. Vom aktuellen Preisfall sollten sich Anleger aber nicht zu sehr verunsichern lassen.

BYD hat sich im Jahr 2023 gut geschlagen, auch wenn ein jüngster Durchbruch gescheitert ist. Schuld daran sind auch der allgemeine Marktrückgang und die Schwäche chinesischer Aktien. Ein Blick auf den bisherigen Verlauf des Aktienpreises 2023 zeigt ein ständiges Auf und Ab, teilweise von fast 10 % innerhalb weniger Wochen.

Seit Jahresbeginn hat die BYD-Aktie zwar 5,6 % eingebüßt, seit Ende 2021 ist sie aber über 55 % im Plus. Analysten sehen weiterhin großes Potenzial für den Konzern und gute Aussichten für eine erfolgreiche Expansion in andere Märkte. Das mittlere Preisziel der Aktie siedelt sich derzeit bei mehr als 38 % über dem aktuellen Preis von 245,87 CNY (ca. 30,99 Euro) an.

Von 25 befragten Analysten geben 15 von ihnen eine Kaufempfehlung für die BYD-Aktie an, während 7 von ihnen sie als „Outperform“ eingestuft haben. Das Vertrauen in den Hersteller ist da. Ein Meilenstein wie fünf Millionen produzierte Fahrzeuge dürfte für Optimismus sorgen, auch wenn der Preiskampf mit Tesla BYD zu niedrigeren Margen zwingt. Wer als Anleger auf der Suche nach einer China-Aktie ist, sollte sich BYD genauer ansehen, oder alternativ China ETFs in Betracht ziehen.