In einem Bericht, der am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurde, beschuldigte das Leerverkaufsunternehmen Hindenburg Research, die Muttergesellschaft von Square, Block Inc., des Betrugs, der Verdrängung und der überhöhten Nutzerzahlen. Hindenburg betonte, dass Block Investoren hinsichtlich wichtiger Kennzahlen in die Irre geführt habe und dass das Unternehmen räuberische Angebote und schlechte Compliance-Praktiken nutzte, um das Wachstum zu fördern und von Betrugserleichterungen gegenüber Verbrauchern und der Regierung zu profitieren. In einer Erklärung zum Bericht erklärte Hindenburg, dass es eine Short-Position in Aktien von Block, ehemals Square, Inc. eingegangen sei.
Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichts am Donnerstagmorgen fielen die Block-Aktien im vorbörslichen Handel um bis zu 17 % von ihrem vorherigen Schlusskurs von 67 Euro. Das Unternehmen wird an der NYSE unter dem Kürzel SQ gehandelt. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts erholten sich die Aktien vom Tiefpunkt bei 53,11 Euro leicht auf aktuell etwa 56 Euro. Der Kurs ist heute jedoch wieder um 4 % gefallen.
In einer Erklärung gab Block am Donnerstagnachmittag bekannt, dass es mit der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) zusammenarbeiten und möglicherweise rechtliche Schritte gegen Hindenburg Research einleiten werde. Das Unternehmen behauptete, dass der Bericht des Leerverkaufsunternehmens sachlich ungenau und irreführend sei und dass dieser auf typischen Leerverkäufer-Taktiken abzielt, um von einem fallenden Aktienkurs zu profitieren. Block betonte, dass es ein stark reguliertes öffentliches Unternehmen sei, das Vertrauen in seine Produkte, Berichterstattung, Compliance-Programme und Kontrollen habe und dass es sich nicht von Hindenburgs Vorwürfen ablenken lassen werde.
Die Nutzerzahlen könnten falsch sein
Einem Artikel der New York Times zufolge haben Hindenburg Researchs Vorwürfe Zweifel aufgeworfen, ob die Nutzerzahlen von Block tatsächlich so hoch sind, wie das Unternehmen behauptet. Hindenburg hat behauptet, dass Block seine Nutzerzahlen um bis zu 75 % übertrieben hat, indem es beispielsweise Konten von inaktiven Nutzern mitgezählt hat. Dieser Vorwurf könnte schwerwiegende Auswirkungen auf das Unternehmen haben, da das Wachstum der Nutzerzahlen ein wichtiger Faktor für Investoren und Analysten ist.
Zusätzlich zu den Vorwürfen in Bezug auf die Nutzerzahlen behauptet Hindenburg, dass Block einen „Wildwest-Ansatz bei der Einhaltung von Vorschriften“ verfolgt, um kriminelle Akteure anzulocken. Das Unternehmen soll auch einzelne Konten auf die schwarze Liste gesetzt haben, bei denen Betrug festgestellt wurde, aber nicht die Nutzer, die Dutzende anderer Konten eröffnet hatten, die sie angeblich für kriminelle Aktivitäten nutzten. Dies könnte das Vertrauen der Nutzer in die Plattform beeinträchtigen.
Obwohl Block die Vorwürfe von Hindenburg zurückgewiesen hat, wird das Unternehmen möglicherweise noch einige Zeit mit den Auswirkungen des Berichts zu kämpfen haben. Es bleibt abzuwarten, wie die SEC auf den Bericht reagieren wird und ob es weitere Untersuchungen oder sogar rechtliche Schritte gegen das Unternehmen geben wird. In jedem Fall wird Block wahrscheinlich hart daran arbeiten müssen, das Vertrauen der Nutzer und Investoren wiederzugewinnen und seine Compliance-Praktiken zu verbessern.
Bericht findet harte Worte gegenüber Jack Dorsey
Der Bericht von Hindenburg wirft auch ein kritisches Licht auf die Handlungen der Mitbegründer von Block, Jack Dorsey und James McKelvey, die während der Pandemie Aktien im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar verkauften, als der Aktienkurs von Block um über 600 % stieg. Insbesondere wird Dorsey für seine Aussage kritisiert, dass ihm die demografische Entwicklung, die er ausnutzt, sehr am Herzen liegt. Im Jahr 2020 äußerte sich Dorsey darüber, wie populär Cash App im Hip-Hop geworden ist. Er betonte, dass Cash App eine sehr mainstreamige Kundenbasis hat und nannte als Beweis dafür die Tatsache, dass es über 1.000 oder 2.000 Hip-Hop-Songs gibt, die den Ausdruck Cash App enthalten oder sogar Cash App heißen.
Die weit verbreiteten popkulturellen Verweise auf Cash App haben sogar dazu geführt, dass Forscher akademische Arbeiten darüber verfasst haben, wie sich Cash App auf die finanzielle Eingliederung in schwarzen amerikanischen Gemeinschaften auswirkt. Eine Arbeit aus dem Jahr 2022 kam zu dem Schluss, dass Cash App den Teilnehmern zwar die Flexibilität bietet, Transaktionen von jedem Ort aus zu planen, aber auch versteckte Gebühren und Social-Media-Gamification-Strategien einführt, die zu unerwünschten finanziellen Risiken zwingen, wie die Teilnahme an Gewinnspielen.
Die Tatsache, dass Dorsey und McKelvey ihre Aktien zu einem Zeitpunkt verkauften, als der Aktienkurs von Block sprunghaft angestiegen war, wirft Fragen auf, ob sie von der Popularität von Cash App profitiert haben, indem sie Aktien verkauften, als sie am höchsten bewertet waren.
Es wird kaum auf Kryptowährungen eingegangen
In seinem Bericht zu Block hat Hindenburg Research nur wenig Bezug auf die Kryptowährungsbranche genommen. Bitcoin wird im Bericht lediglich zweimal erwähnt, wobei es um die Integration von BTC-Transaktionen mit Cash App-Konten im Jahr 2018 geht. Der Fokus des Berichts liegt darauf, wie Block während der COVID-19-Pandemie sein Geschäft angekurbelt hat und wie das Unternehmen dabei angeblich regulatorische Vorschriften und Compliance-Praktiken missachtet hat.
Obwohl Hindenburgs Bericht sich nicht auf Krypto konzentriert, ist es nicht das erste Mal, dass das Unternehmen der Kryptowährungsindustrie gegenüber kritisch eingestellt ist. Im Jahr 2021 bot Hindenburg ein Kopfgeld von 1 Million US-Dollar für Informationen an, die zu bisher unveröffentlichten Details über die Hintergründe von Tether, einer der größten Stablecoins, führen würden.
Tether hatte zuvor in einem Bericht bekannt gegeben, dass nur 10 % der Reserven, die den Stablecoin stützen, in Form von Bargeld und Bankeinlagen gehalten werden. Fast die Hälfte der Tether-Reserven wurde in Form von ungesicherten, kurzfristigen Schuldtiteln gehalten, die von Unternehmen ausgegeben werden. Hindenburgs Reaktion auf die Enthüllungen von Tether zeigt, dass das Unternehmen ein scharfes Auge auf die Kryptoindustrie hat und möglicherweise in Zukunft weitere Berichte veröffentlichen wird, die sich auf Krypto beziehen.
Es gibt Bedenken hinsichtlich der Einhaltung der Vorschriften
Hindenburg Research behauptet zudem, dass das Unternehmen Block während der COVID-19-Pandemie interne Bedenken unterdrückte und Warnungen von Nutzern und Behörden ignorierte, als Betrug und kriminelle Aktivitäten auf der Plattform zugenommen haben. Im Jahr 2019 meldete das Unternehmen einen Gesamtnettoumsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar, wobei 65 % aus Transaktionsgebühren, 22 % aus dem Abonnement- und Softwaregeschäft und der Rest aus Hardware und Bitcoin stammten.
Im Jahr 2020 verzeichnete das Unternehmen aufgrund der weit verbreiteten Lockdowns einen Rückgang der Einnahmen. Doch in der zweiten Hälfte des Jahres stiegen die Transaktionsgebühren wieder an, da mehr Einzelhändler „Card Not Present“-Transaktionen abwickelten, die höhere Gebühren mit sich bringen. Die Cash-App trug ebenfalls zum Umsatzanstieg bei, wobei die Einnahmen aus Abonnements bis Ende 2022 auf 4,5 Milliarden US-Dollar stiegen, fast dem gesamten Nettoumsatz des Unternehmens im Jahr vor Ausbruch der Pandemie.
Hindenburgs Bericht wirf Block außerdem vor, dass das schnelle Wachstum der Cash-App auf betrügerische Anträge von COVID-Hilfsgeldern zurückzuführen war und das Unternehmen Anfragen von Bundes- und Landesbehörden ignorierte. Das Unternehmen soll interne Bedenken der Mitarbeiter sowie Warnungen des Secret Service, des U.S. Department of Labor OIG, des FinCEN und staatlicher Aufsichtsbehörden ignoriert haben, die alle auf das Problem mehrerer COVID-Entlastungszahlungen auf ein und dasselbe Konto als offensichtliches Zeichen für Betrug hingewiesen haben. Offensichtlich hat das Unternehmen seine Bedenken hinsichtlich der Einhaltung von Vorschriften und die Warnungen der Behörden nicht ernst genug genommen, um die Betrugsaktivitäten auf seiner Plattform zu bekämpfen.
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