Die Aktien von Amazon stiegen im vorbörslichen Handel leicht und verlängerten damit die Siegesserie der Aktie auf den achten Handelstag. Bleibt es dabei, erlebt die Aktie den längsten Aufstieg seit 2018. Angefeuert wird die Aktie von übertroffenen Erwartungen im ersten Quartal, der starken Marktposition und der Kaufempfehlung vieler Analysten.

Sinkende Inflation spielt Amazon in die Hände

Die Preise blieben im April in den USA hartnäckig hoch und stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4,9 %, wie am Mittwoch berichtet wurde. Allerdings ist die Inflation weiter rückläufig und liegt deutlich unter dem Rekordwert von 9,1 % vom vergangenen Juni, als sie ein 40-Jahres-Hoch erreicht hatte.

Der Anstieg im April entsprach fast dem im März verzeichneten Anstieg von 5 %. Es war der zehnte Monat in Folge, in dem die Inflationsrate gesunken ist. Dennoch ziehen die Preise immer noch stärker an, als die Federal Reserve sich wünscht. Die Notenbank hat ein Inflationsziel von 2 % pro Jahr im Blick.

Eine sinkende Inflationsrate hat positive Auswirkungen auf das Geschäft des E-Commerce-Riesen Amazon. Bei niedrigen Inflationsraten steigt tendenziell die Kaufkraft der Verbraucher und sie mehr verfügbares Einkommen haben, das sie für Waren und Dienstleistungen, einschließlich Online-Einkäufe, ausgeben können. Amazon profitiert als größter E-Commerce-Händler besonders von dieser erhöhten Kaufkraft.

Bleiben zudem die Kosten stabiler, kann Amazon seine Preisstrategien und die Betriebskosten effektiver planen.

Bei der Bekanntgabe der ersten Quartalszahlen für 2023 zeigte Amazon vor einigen Tagen bereits Stärke. Während Betriebsmargen, Erträge und Umsätze gestiegen sind, hat eine Verlangsamung der Wachstumsraten in fast allen Geschäftsbereichen des Unternehmens allerdings verhindert, dass die Aktien einen spürbaren Durchbruch verzeichnen konnten.

Die langfristigen Aussichten des Unternehmens scheinen unverändert zu bleiben, da die Haupteinnahmequellen weiterhin solide sind und die Aktie Anlegern weiterhin einen spürbaren Abschlag bietet.

Quartalsergebnisse von Amazon

Die Ergebnisse von Amazon für das erste Quartal 2023 waren gemischt. Einerseits meldete das Unternehmen ein starkes Umsatzwachstum von 9 % im Jahresvergleich. Dies war auf das anhaltende Wachstum seines E-Commerce-Geschäfts sowie auf das Wachstum seines Cloud-Computing-Geschäfts Amazon Web Services (AWS) zurückzuführen. Allerdings wurden die Gewinnmargen von Amazon im ersten Quartal aufgrund gestiegener Arbeits-, Transport- und anderer Kosten gemindert. Infolgedessen wuchs der Nettogewinn von Amazon im Jahresvergleich nur um 1 %.

Insgesamt entsprachen die Q1-Ergebnisse von Amazon den Erwartungen. Das E-Commerce-Geschäft von Amazon bleibt stark, aber das Cloud-Computing-Geschäft lässt zu wünschen übrig. Eine rückläufige Inflation kommt dem Konzern zugute.

Weitere Ergebnisse von Amazon für das erste Quartal 2023:

• Umsatz: Der Umsatz von Amazon belief sich im ersten Quartal auf 127,4 Mrd. USD, ein Anstieg von 9 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies war auf das anhaltende Wachstum des E-Commerce-Geschäfts sowie auf das Wachstum des Cloud-Computing-Geschäfts Amazon Web Services (AWS) zurückzuführen.
• Nettogewinn: Der Nettogewinn von Amazon belief sich im ersten Quartal auf 3,2 Mrd. USD, ein Plus von 1 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies ließ sich auf gestiegene Kosten für Arbeit, Transport und andere Kosten zurückführen.
• Gewinn pro Aktie: Der Gewinn pro Aktie von Amazon betrug im ersten Quartal 0,31 US-Dollar, ein Anstieg von 1 % im Jahresvergleich.
• Betriebsmarge: Die Betriebsmarge von Amazon betrug im ersten Quartal 3,7 %, verglichen mit 4,2 % im ersten Quartal 2022.
• Freier Cashflow: Der freie Cashflow lag in Q1 2023 bei 3,9 Mrd. USD, ein Plus von 11 % im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr.

In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte Amazon ein starkes Umsatzwachstum verzeichnen, allerdings wurden die Gewinnmargen aufgrund gestiegener Kosten gemindert.

Amazon-Aktie 2023

Amazon hat über eine Verlangsamung in seiner Amazon Web Services-Sparte berichtet, gehe aber davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Verlangsamung handele. Die Verlangsamung des AWS-Umsatzwachstums dürfte demnächst ihren Tiefpunkt erreichen und sich dann umkehren.

Analysten glauben, dass der Fokus auf künstliche Intelligenz das AWS-Geschäft zu neuem Leben erwecken wird. Die Aktie, die derzeit (Stand 12.05.2023, 13:45 Uhr) zu 112,18 USD gehandelt wird, bekommt von Analysten ein mittleres Preisziel von 132 USD.

Da sich die Aufregung um generative KI auf Microsoft und Google konzentriert, fragen sich viele Investoren, ob sich AWS in einer benachteiligten Lage befindet. Man dürfte aber davon ausgehen, dass KI zu einer bedeutenden Ausweitung der Nachfrage nach Cloud-Lösungen führen wird und dass AWS ein wichtiger Teilnehmer sein wird. Manch ein Analyst sieht die bisherige Rolle des Dienstes in der gesamten KI-Sphäre mit Sorgen. Für Anleger wäre ein Investment in Künstliche Intelligenz ETFs daher interessant, die sich nicht nur auf einzelne Unternehmen konzentrieren.

Insgesamt liegt der Konsensus vieler Analysten darauf, eine Kaufempfehlung für die Amazon-Aktie auszusprechen. Setzt diese ihren aktuellen Sprint nach oben fort, werden sie sich bestätigt sehen und das Preisziel, was gut 18 % über dem aktuellen Aktienpreis liegt, greifbarer werden.

Ein beachtlicher Teil von Analysten bewertet die Aktie zudem mit „Outperfom“, was Anleger mit in ihre Entscheidung einbeziehen sollten, wenn sie sich für oder gegen einen Einstieg in die Aktie von Amazon entschließen. Eine weiter rückläufige Inflation in den USA kann das Geschäft des Giganten weiter ankurbeln.