Die Deutschen gelten als ein Volk von Aktienmuffeln. Zwar hat diese Behauptung keinesfalls allgemeingültigen Charakter. Es ist jedoch durchaus richtig, dass in Deutschland im Durchschnitt weniger Menschen in Wertpapiere investieren als in vielen anderen Ländern. Doch warum genau haben Aktien und Fonds nach wie vor so einen schlechten Ruf in Deutschland? Hier sind 6 Gründe, weshalb Deutsche ungern in Aktien investieren.
1. Die Furcht vor dem Risiko
Eine der am weitesten verbreiteten Annahmen über die Anlage in Aktien ist der Glaube, es handle sich dabei lediglich um eine Art Zockerei. Dass die Börse große Ähnlichkeiten mit dem Kasino habe und eine Investition in Wertpapiere Glücksspiel sei, ist in der Tat eine Ansicht, welche von vielen Deutschen geteilt wird. Es gibt gleich mehrere Gründe, weshalb diese Annahme so weit verbreitet ist.
Laut einer Umfrage von Yougov haben 67 Prozent der Deutschen, welche keine Aktien besitzen, Angst, ihr Geld in einer ökonomischen Katastrophe zu verlieren. Der erste Begriff, der Nicht-Aktionären im Zusammenhang mit Aktien in den Sinn kommt, sei demnach „Risiko“. Hierdurch ist die Wertpapieranlage für viele von vornherein mit einer negativen Konnotation verbunden. Die Furcht, angelegtes Geld durch Faktoren, welche außerhalb der eigenen Kontrolle liegen, zu verlieren, sitzt bei einer Mehrheit der deutschen Nicht-Aktionäre tief.
Ein zweiter Faktor ist die mangelnde Differenziertheit, mit der viele Nicht-Anleger den Aktienmarkt betrachten. Eine Unterscheidung zwischen der langfristigen Anlage in Wertpapiere und Fonds einerseits sowie der kurzfristigen Spekulation und Day-Trading andererseits findet vielfach nicht statt. Dass sich das Verlustrisiko durch einen längeren Anlagezeitraum und eine breite Diversifikation drastisch verringern kann, ist vielen nicht bewusst. Laut Yougov sind lediglich 41 der deutschen Nicht-Anleger der Meinung, breit gestreute Fonds seien weniger riskant als eine kurzfristige Aktienanlage.
2. Der Glaube, Einstiegspunkte müssten erraten werden
Es zeigt sich, dass viele Deutsche die Unterschiede zwischen kurz- und langfristiger Anlage sowie den verschiedenen Anlageklassen nur schwerlich verstehen. Dementsprechend verwundert es auch nicht, wenn viele von ihnen eine verzerrte Vorstellung davon haben, auf welche Fähigkeiten es beim Anlegen am meisten ankommt.
61 Prozent der Nicht-Aktionäre sind der Meinung, um an der Börse Erfolg zu haben, müsse man den richtigen Kaufs- und Verkaufszeitpunkt kennen. Selbstverständlich können selbst die besten Börsenspekulanten nie vorher wissen, wann der richtige Zeitpunkt für einen Ein- oder Ausstieg gekommen ist. Genaues Wissen hierüber hat man immer erst hinterher.
Auch hier zeigt sich jedoch, dass viele Deutsche vor allem kurzfristige Spekulation mit der Wertpapieranlage verbinden. Das Bild vom hektischen Spekulanten, der vor einem halben Dutzend Bildschirmen sitzt und unablässig die verschiedenen Kursverläufe im Blick hat, nur um dann auf die Sekunde genau seine Aktien zu verkaufen, kennen viele vermutlich nur aus dem Fernsehen. Filme und Serien haben das Anlegerbild vieler Menschen jedoch dahingehend geprägt, dass sie jede Form der Anlage damit in Verbindung bringen.
Bei einer langfristigen Anlagestrategie kommt es jedoch nicht zwingend auf den richtigen Einstiegszeitpunkt an. Anlageformen wie ETF-Sparpläne erlauben es, über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig in Wertpapiere zu investieren. Hierfür spielt es keine Rolle, wie die Aktienkurse gerade stehen. Auch kurzfristige Kurseinbrüche können mit einer solch langfristigen Strategie einfach ausgesessen werden.
3. Deutsche wollen ihre Finanzprodukte verstehen können
Wie die beiden oben genannten Punkte verdeutlichen, ist das Wissen vieler Deutscher über die Wertpapieranlage relativ begrenzt. Dies befeuert nicht nur die beiden bereits beschriebenen Fehlannahmen. Es ist auch für sich genommen ein Grund, weshalb viele Deutsche nicht gerne in Aktien und andere Wertpapiere investieren. Die Mehrheit der Deutschen möchte nur in Finanz- und Anlageprodukte investieren, welche sie auch verstehen. Dies trifft laut Yougov auf rund 85 Prozent der deutschen Sparer zu.
Für sich genommen ist dies ein löblicher Ansatz. Viele Verluste an der Börse lassen sich darauf zurückführen, dass risikofreudige Anleger mit Finanzprodukten spekulieren, deren Funktionsweise und Risiken sie nicht vollkommen durchschauen. Nur in Dinge zu investieren, die man auch versteht, ist hingegen ein Ratschlag, welcher auch von einigen der größten Börsen-Gurus geteilt wird.
Bedauerlicherweise hält diese Vorsicht viele Deutsche jedoch davon ab, überhaupt in irgendwelche Wertpapiere zu investieren. Das notwendige Wissen ist vielfach einfach nicht da und es werden leider nur geringe Anstrengungen unternommen, dies zu korrigieren. Nur 8 Prozent der deutschen Nicht-Anleger wissen beispielsweise überhaupt, was ein ETF ist. Paradoxerweise sind nur etwa 40 Prozent bereit, sich in irgendeiner Form beraten zu lassen, um ihre Wissenslücken aufzufüllen.
4. Angst vor hohen Gebühren und Kosten
Im Zusammenhang mit der vermeintlichen Intransparenz von Wertpapieren steht die Angst vieler Deutscher vor versteckten Gebühren und hohen Kosten. Der Wunsch nach mehr Transparenz gilt freilich nicht nur für die Börse, sondern für alle Finanzprodukte. Am meisten stören sich die Deutschen demnach an Mindestlaufzeiten und Kündigungsfristen. Beides ist für eine Wertpapieranlage nicht wirklich relevant. Dicht dahinter folgen jedoch die laufenden Kosten.
Wer in Wertpapiere anlegen möchte, muss vorher ein Depot eröffnen. Zudem fallen bei Ordern zusätzliche Kosten an. In den letzten Jahren hat sich auf dem deutschen Anlagemarkt eine Menge getan. Zahlreiche neue Online-Broker sind auf den Markt gedrängt und haben den traditionellen Banken mit immer günstigeren Kostenmodellen den Kampf angesagt. Vielfach fallen mittlerweile keine Depotgebühren mehr an und auch bei den sonstigen Kosten wie Ordergebühren oder den Kosten für einen ETF-Sparplan hat sich eine Menge getan.
Man sollte meinen, dies würde die Attraktivität einer Wertpapieranlage für die Deutschen erheblich steigern. Zumindest in den letzten Monaten hat sich diesbezüglich auch in der Tat Einiges getan. Leider schrecken jedoch vor allem viele ältere Menschen weiterhin vor dem Wertpapierhandel zurück.
Die große Zahl an Anbietern mit ihren vielen unterschiedlichen Kostenmodellen können für viele Menschen auf den ersten Blick eher abschreckend wirken. Es kostet Zeit und Mühe, um herauszufinden, welcher Anbieter das beste Angebot für einen selbst hat.
5. Geld ist Tabuthema
„Über Geld spricht man nicht.“ Diese Volksweisheit hat hierzulande leider nach wie vor ihre Gültigkeit. Vielen Deutschen ist es sichtlich unangenehm, über Geld zu sprechen. Das fängt mit dem eigenen Einkommen und Vermögen an und gilt auch für Anlagen und Vermögenssparpläne.
Einer der Gründe hierfür ist die Tatsache, dass niemand gerne zugibt, finanziell nicht sonderlich gut gestellt zu sein. Geldprobleme sind vielen Menschen peinlich. Doch auch am anderen Ende des Spektrums ist Geld vielfach ein Tabuthema. Als einer der Gründe hierfür wird manchmal das Vorhandensein einer besonders ausgeprägten Neidkultur vorgeschoben. Im angelsächsischen Kulturkreis, besonders in den USA, ist der Umgang mit dem Thema Geld deutlich offener und gelassener.
Dies führt zum einen dazu, dass sich viele Deutsche beim Thema Anlageberatung als eher beratungsresistent zeigen. Gleichfalls redet man jedoch auch untereinander nicht gerne über Anlagen und langfristige finanzielle Planungen. Hierdurch verspielen viele Deutsche leider die Möglichkeit, ihren eigenen finanziellen Horizont zu erweitern.
Gleichfalls wirkt sich dies auch negativ auf die finanzielle Bildung der eigenen Kinder aus. Weder zu Hause noch in der Schule lernen Kinder, welche Möglichkeiten sie haben, um später einmal ihr Geld wirkungsvoll anzulegen. Wenn die eigenen Eltern nicht gerade selbst in Wertpapiere anlegen, müssen sich junge Menschen daher meist auf eigene Faust informieren.
6. Erinnerung an vergangene Krisen
Die vergangenen Krisen an den Aktienmärkten haben im Gedächtnis vieler Deutscher tiefe Spuren hinterlassen. Egal, ob Schwarzer Freitag, Dotcom-Blase oder Finanzkrise: Jede Generation erinnert sich lebendig an die Auswirkungen zurückliegender Börsen-Crashs. Wer keine Aktien hatte, war froh, nicht sein Erspartes verloren zu haben. Verzweifelte Anleger wurden hingegen belächelt. Dass zahlreiche Anleger in den vielen Jahren, welche zwischen den Krisen lagen, hohe Renditen eingestrichen haben, fällt dabei leicht unter den Tisch.
Grund hierfür ist, dass Menschen negative Ereignisse länger und lebendiger in Erinnerung behalten als positive. Krisen und Kursverluste nehmen daher rückblickend einen gewichtigeren Platz ein, als es ihnen eigentlich zusteht. Immer, wenn Wertpapiere als renditestarke Anlagemöglichkeit vorgebracht werden, folgt dann schnell der Hinweis auf die vergangenen Krisen. Langfristig gesehen verlieren Anleger dadurch jedoch mehr Geld als durch einen zwischenzeitlichen Crash.
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