Die Inflationsrate explodierte erst kürzlich in Deutschland auf 10 %. Das Statistische Bundesamt gibt den VPI für den Monat September mit 10 % an – ein deutlicher Anstieg der Inflationsrate im Vergleich zum August. Damit erreichte die Teuerung hierzulande ein neues Hoch im Vereinigten Deutschland. Die signifikante Inflation ist insbesondere auf die starke Preiserhöhung bei Energie und Lebensmitteln zurückzuführen. Zugleich liefen zuletzt staatliche Entlastungen aus, was die Inflation weiter antrieb.
Das Jahr 2022 ist von einer hohen Inflation geprägt, welcher die Notenbanken mit steigenden Zinsen begegnen. Hohe Zinsen belasten erfahrungsgemäß die Aktienmärkte. Da ist es kein Wunder, dass die breiten Indizes im laufenden Jahr teilweise über 20 % im Minus notieren. Inflation schadet somit nicht nur Konsumenten, sondern auch Aktionären. Dennoch führt kein Weg am Investieren in Sachwerte vorbei.
Darüber hinaus stellt sich die Situation bei den einzelnen Unternehmen gänzlich unterschiedlich dar. Um in Phasen hoher Inflation ein schlagkräftiges Portfolio aufzubauen, sollten einige Analysekriterien bei der Recherche priorisiert werden. Dies gilt umso mehr, da es sich 2022/2023 (auch im nächsten Jahr soll die Inflation hierzulande über 7 % liegen) um eine Stagflation handelt. Nämlich eine Phase, in welcher die Inflation kräftig anzieht und zugleich das Wirtschaftswachstum stagniert.
10 % Inflation & Rezessionsgefahr: Diese Kriterien sind für Aktien jetzt wichtig
Wer neue Aktien gegen Inflation kaufen möchte oder über den Nachkauf bestimmter Positionen nachdenkt, sollte bei einer Inflationsrate von 10 % in Deutschland und über 8 % in den USA jedes Unternehmen fundiert analysieren. Die folgenden vier Kriterien sind relevanter denn je – Preissetzungsmacht, Abhängigkeit von Konjunktur, Resistenz der Lieferketten & Zinsaufwendungen.
Preissetzungsmacht
Inflation treibt die Preise auf allen Ebenen nach oben. Die Unternehmen müssen mehr Geld für Rohstoffe oder Energie bezahlen, die sie für die Produktion benötigen. Nun kommt es darauf an, die steigenden Kosten bestmöglich auf die Kunden umzulagern. Wenn die Kunden bereit sind, höhere Preise zu bezahlen, haben die Unternehmen eine hohe Preissetzungsmacht – ein wichtiger Vorteil bei 10 % Inflation.
Abhängigkeit von Konjunktur
Schon jetzt werden Rufe laut, dass die explosiv steigenden Zinsen als Reaktion auf die Inflation das Wirtschaftswachstum eindämmen und die Staaten in eine tiefgreifende Rezession befördern. Wenn das Geschäftsmodell besonders konjunkturabhängig ist, korrigieren diese Aktien ob des schwächeren Wachstums stark.
Resistenz der Lieferketten
In der Corona-Pandemie kam es zu beträchtlichen Störungen der Lieferketten. Diese waren einer der Auslöser der Inflation im Jahr 2022. Unternehmen mit einer kurzen Lieferkette überstehen derartige Marktphasen am besten. Demgegenüber kann es bei komplexen physischen Produkten signifikante, internationale Abhängigkeiten geben, die auch in Zeiten geopolitischer Risiken eine Underperformance am Aktienmarkt bedingen.
Zinsaufwendungen
Steigende Zinsen sind die Reaktion auf die hohe Inflation. Wenn Zinsen steigen, belastet dies in erster Linie Unternehmen, die mit einem hohen Fremdkapital-Einsatz arbeiten. Wenn die Zinsaufwendungen im Vergleich zum EBIT kontinuierlich ansteigen, sinkt die Profitabilität. Die besagten Unternehmen sollten bestenfalls unter 10 %, besser unter 5 %, für die Zinszahlungen aufwenden müssen.
5 Aktien, die bei hoher Inflation profitieren könnten
Im folgenden Abschnitt wollen wir noch ein wenig praxisorientierter vorgehen. Hier geht es um fünf Aktien, die bei hoher Inflation profitieren könnten oder sich zumindest im Bärenmarkt deutlich stabiler entwickeln.
1. LVMH
Luxus kennt keine Krise – so heißt es immer wieder, wenn man sich die Aktien der Luxusgüterkonzerne näher anschaut. Zwar gibt es selbstredend auch Risikofaktoren beim Investieren in Luxusaktien. Dennoch kann beispielsweise der Marktführer LVMH mit einer gewissen Resistenz agieren. Denn die vermögenden Kundengruppen werden eine neue Louis-Vouitton-Handtasche wohl unweigerlich kaufen, ganz gleich, ob diese nun 2000 oder 3000 Euro kostet. Damit verfügt LVMH über eine signifikante Preissetzungsmacht, ist kaum verschuldet und Marktführer in der Luxusbranche.
Looking at the trading update from LVMH, you would be forgiven for thinking the world wasn’t facing geopolitical turmoil, soaring inflation and sinking stock markets https://t.co/oHTfj63OrV
— Bloomberg Opinion (@opinion) October 12, 2022
Die Quartalszahlen für die Monate Juli bis September waren ebenfalls weitgehend überzeugend. Mit Verlusten von rund 15 % im laufenden Jahr könnte sich hier ein sukzessiver Einstieg – gerne auch in Tranchen – anbieten.
2. Deutsche Börse
Die Anteilsscheine der Deutschen Börse konnten im laufenden Jahr um rund 10 % steigen. Im Laufe dieser Woche wird die Deutsche Börse zugleich ihre Quartalszahlen offenlegen – ein weiterer Eindruck, wie die Deutsche Börse mit den höheren Inflationsraten umgeht. Grundsätzlich ist das Geschäftsmodell weitgehend konjunkturunabhängig. Lieferketten, die für die Deutsche Börse relevant sind, gibt es nicht.
Ich dachte eher an sowas: Deutsche Börse #Aktie. pic.twitter.com/stK52fuUcR
— Christian W. Röhl (@CWRoehl) August 20, 2022
Zugleich ist die Deutsche Börse mit einer soliden Bilanz vor steigenden Zinsaufwendungen geschützt. Vielmehr profitiert man weiterhin vom stetigen Handel am Finanzmarkt und auch dem Bedürfnis vieler Marktteilnehmer, sich gegen weiter fallende Kurse abzusichern.
3. Berkshire Hathaway
Eine simple Investment-Idee bei 10 % Inflation könnte die Aktie von Berkshire Hathaway sein. Denn die Berkshire Aktie ist vergleichbar mit einem Aktienfonds aus qualitativen Unternehmen, die in der Old Economy angesiedelt sind. Zugleich profitieren die Anleger hier von der jahrelangen Erfahrung von Warren Buffett und Charlie Munger, die schon manch eine Rezession erlebt haben. Diese Erfahrung und fundierte Einschätzung der Märkte dürfte Berkshire Hathaway auch im Jahr 2022 helfen und könnte Anleger gekonnt durch den Bärenmarkt manövrieren.
Buffett's successor buys nearly $70M of Berkshire stock https://t.co/OkEcwuvxC7 #daytrade, #pennystocks, #marijuanastocks pic.twitter.com/fopuMO08xP
— $NDEV (@Novus_Stock) October 16, 2022
Im laufenden Jahr legte die Berkshire Hathaway Aktie um rund 7 % zu. Damit ist die Berkshire Aktie deutlich fester als die breiten Indizes unterwegs und konnte beinahe die Inflation kompensieren.
4. Novo Nordisk
Novo Nordisk ist das weltweit führende Unternehmen bei der Behandlung von Diabetes. Die Medikamente von Novo Nordisk werden dringend benötigt. Auch bei Inflation und Rezession sind die Kunden des dänischen Unternehmens unweigerlich auf ihre Medikation angewiesen. Mit einer Performance von rund 12 % im laufenden Jahr konnte Novo Nordisk die starke Teuerung mehr als ausgleichen. Zudem eignet sich die Pharma-Aktie auch im Bärenmarkt ideal, um dank 1,40 % Dividendenrendite einen regelmäßigen Cashflow zu erhalten.
5. Procter & Gamble
Ganz gleich, ob Waschmittel, Shampoo, Windeln oder Deo – all diese Produkte bietet Procter & Gamble aus den USA an. Viele Marken des Unternehmens sind fest in unserem Alltag verankert. Zugleich ist die emotionale Bindung an derartigen Marken signifikant. Moderate Preiserhöhungen scheinen möglich, obgleich Procter & Gamble mit gestiegenen Kosten kämpft. Wenn sich ein neues Gleichgewicht aus Preisanpassung und Kostenreduktion etabliert hat, könnte die Procter & Gambler Aktie eine spannende Idee gegen Inflation sein.
Mit einem Verlust von rund 10 % in den ersten 10 Monaten des Jahres 2022 schlägt sich die Procter & Gambler Aktie zugleich zumindest beständiger als der breite Markt.
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