Trotz Krise steigt die Nachfrage nach Aktien derzeit so stark wie lange nicht mehr. Besonders Millennials in Asien stürmen momentan in Massen an die Börsen. Doch auch andernorts demonstrieren vor allem die Jungen ein wachsendes Vertrauen in die Wertpapieranlage. Technische Innovationen und günstige Kurse erzeugen gerade eine unwiderstehliche Anziehungskraft für Börseneinsteiger. Könnte dies endlich die Initialzündung für einen Aktienboom in Deutschland sein?
Börsenboom unter Asiens Millennials
In den vergangenen Monaten erlebten viele Online-Broker einen regelrechten Boom. Zahlreiche Menschen strömten an die Anlagemärkte und begannen damit, zum ersten Mal in ihrem Leben in Wertpapiere anzulegen. Angetrieben wird dieser Trend derzeit vor allem von Millennials. Besonders für junge Menschen, die bereits erste Erfahrung im Berufsleben gesammelt haben, bietet sich nun die Chance, günstig an der Börse einzusteigen. Und allem Anschein nach lassen besonders viele Millennials in Asien diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen.
Zerodha, einer der größten Online-Broker Indiens, verzeichnete zuletzt mehr als doppelt zu viele monatliche Nutzer wie vor der Krise. In Singapur beobacht die HSBC derzeit einen dreifachen Anstieg bei den Privatanlagen. Auch die australische Westpac Online Investing berichtete zuletzt von einem dramatischen Anstieg bei den Nutzerkonten und der Handelstätigkeit.
Laut Dino Brate, CEO und Präsident des philippinischen Online-Brokers COL Financial, ist dieser Ansturm in erster Linie auf junge Menschen zurückzuführen. Demnach sei der überwiegende Teil der Neukunden seiner Plattform Anfang bis Mitte 20 und habe noch keine großen Erfahrungen in Sachen Anlagen vorzuweisen. Bate verweist zudem auf die zuletzt enorm angestiegenen Nutzerzahlen bei dem Informations- und Lernmaterial, welches sein Unternehmen Börsenneulingen zur Verfügung stellt.
Auch anderswo stürmt die junge Generation an die Märkte
Mit ihrem starken Andrang stehen Asiens Millennials im Übrigen keineswegs alleine da. Auch in den USA verzeichneten besonders die Online-Broker in den vergangenen Monaten hohe Zuwachszahlen. Der Vorreiter unter den app-basierten Neo-Brokern Robinhood verzeichnete beispielsweise im ersten Quartal 2020 einen Anstieg von 300 Prozent bei der täglichen Handelsaktivität. Rund 3 Millionen Menschen eröffneten dort demnach in den ersten Monaten des Jahres ein neues Depot.
Auch andere Online-Broker wie Wealthsimple Trade berichten von einem Anstieg bei den Neuanmeldungen von 50 Prozent und mehr. Laut Wealthsimple Trade sind rund 55 Prozent der neu angemeldeten Nutzer 34 Jahre oder jünger.
Tim Welsh, Gründer und CEO der Investmentberatungsfirma Nexus Strategy, ist davon überzeugt, dass die Mischung aus besonders niedrigen Kursen sowie zahlreichen Innovationen bei der Art des Tradings die entscheidenden Faktoren für diese Entwicklung sind. „Beim Zugriff auf den Handel gibt es keine Barrieren mehr für den Einstieg. Es ist alles auf deinem Smartphone und du kannst kaufen, was du willst“, erläutert Welsh.
Tatsächlich treffen momentan zwei unterschiedliche Entwicklungen aufeinander. Online-Broker sind in den letzten Jahren weltweit im Kommen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Banken erleichtern sie Neuanlegern den Einstieg in den Markt erheblich. Die Depotführung und der Wertpapierkauf sind bei diesen Anbietern vielfach günstiger als bei der Konkurrenz. Hinzukommt, dass besonders die jüngere Generation deutlich technikaffiner ist. Die Nutzung einer App geht jungen Menschen leichter von der Hand als älteren Anlegern.
Kurse so günstig wie lange nicht
Gleichzeitig bot sich unmittelbar nach der Krise eine Gelegenheit, wie es sie seit Jahren nicht mehr gegeben hatte. Durch den Crash verloren die Aktienmärkte weltweit zwischen 30 und 40 Prozent an Wert. Hierdurch war es möglich, so günstig in den Markt einzusteigen wie lange nicht mehr.
Dass günstige Kurse nach einem Crash die ideale Möglichkeit bieten, um die eigene Rendite zu steigern, hat sich offenbar auch bei den Börsenneulingen bereits herumgesprochen. Laut Robintracker, welches die Nutzeraktivitäten auf der App Robinhood beobachtet, gehören einige der am stärksten von der Krise betroffenen Unternehmensaktien zu den beliebtesten Zielen der jungen Neuanleger. Demnach zählen die Aktien diverser Airlines und Kreuzfahrtlinien in den vergangenen Monaten zu den am meisten nachgefragten Positionen.
Anfänger sollten vorsichtig sein
Der große Andrang junger Anleger bietet gleichfalls manchen Experten Anlass zur Sorge. Viele Einsteiger nutzen die Gelegenheit für die Schnäppchenjagd. Hierbei sollten Anleger jedoch stets auch auf die Fundamentaldaten achten. Manche Unternehmen sind durch die Krise tatsächlich in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Nicht jedes vermeintliche Schnäppchen stellt daher eine renditeträchtige Anlagemöglichkeit dar. Wer sich dessen jedoch aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht bewusst ist, sieht die Gefahr evtl. erst, wenn es zu spät ist.
„Wenn du nicht weißt, was du tust, ist es fast wie Glücksspiel (…) Du erlebst ein schnelles Auf und Ab. Es ist Unterhaltung“, erklärt Welsh. Wie hoch das dadurch entstehende Risiko für die Anfänger sei, hänge davon ab, welches Geld sie dafür einsetzten. Wer nur Geld verwende, welches ansonsten für Sportwetten oder Ähnliches eingesetzt worden wäre, gehe kein allzu hohes Risiko ein. Gefährlich werde es jedoch, wenn junge Anleger Kapital einsetzten, dass eigentlich für andere wichtige Dinge wie Miete gedacht sei, so Welsh.
Grundsätzlich sollten Neueinsteiger bereit sein, sich mit der Materie vertraut zu machen. Zudem ist es wichtig, eine eigene Anlagestrategie zu entwickeln oder sich diesbezüglich helfen zu lassen. „Es gibt einen Grund, warum Buy-and-Hold so erfolgreich ist. Jeder, der unerfahren ist und wild drauf los klickt, um auf Basis der täglichen Marktverschiebungen zu kaufen und zu verkaufen, hat nicht wirklich eine Chance erfolgreich zu sein“, warnt Welsh.
In Deutschland tut sich etwas
Doch bei aller gebotener Vorsicht wäre es gleichfalls ein kostspieliger Fehler, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Mittlerweile scheint sich diese Einsicht auch bei den ansonsten eher als Aktienmuffel bekannten Deutschen verbreitet zu haben.
Bereits im April vermeldeten viele der deutschen Online-Broker ebenfalls Rekordzahlen bei den Neuanmeldungen. Anbieter wieTrade Republic* oder Smartbroker*kamen zeitweise aufgrund der enormen Zahl an Interessenten kaum noch hinterher. Mehrwöchige Wartezeiten waren die Folge. Auch bei den Direktbanken erhöhte sich die Zahl der Depoteröffnungen deutlich.
In der Vergangenheit trugen Krisen und Crashs dazu bei, dass viele Deutsche Aktien gegenüber eher skeptisch eingestellt waren. Doch mittlerweile scheint hier eine grundlegende Änderung stattzufinden. Laut dem Deutschen Geldanlage-Index, welcher in diesem Mai und Juni erstmals von dem Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) berechnet worden ist, ist die Grundstimmung der Deutschen gegenüber Aktien derzeit trotz des jüngsten Crashs positiv.
Neben der großen Zahl an Depoteröffnungen unterstützen auch die signifikanten Mittelzuflüsse in Aktienanlagen, welche von Banken und Fondsanbietern gemeldet werden, die positive Aussage des Index. Auffällig ist dabei, dass neben den Besserverdienenden besonders junge Menschen laut Index am meisten von Aktien überzeugt sind.
„Die Deutschen haben offensichtlich dazugelernt“, summiert Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA, die derzeitige Lage am Aktienmarkt. Aufgrund des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes macht das klassische Sparen keinen Sinn mehr. Um sich langfristig für das Alter etwas anzusparen, ist es daher zwingend notwendig, sich nach renditeträchtigen Anlagen umzusehen.
Zumindest die jüngere Generation scheint dies nun zum großen Teil begriffen zu haben. Zwar herrscht bei den Älteren nach wie vor eine stärkere Skepsis gegenüber der Börse. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass sich auch Deutschland über kurz oder lang in eine Nation von Aktienanlegern verwandelt.
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